Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
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Los Altos
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Morgenstern
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Kelnreiter
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Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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LEOPOLD MOZART AN WOLFGANG AMADÉ MOZART IN MÜNCHEN
SALZBURG, 8. JANUAR 1781
Mon trés cher Fils!________________________________________________\hfill Salzb: d 8t Jan: 1781
Gestern war wir, statt des Balls, beÿ h: Hagenauer. Alle empfehl
sich. Deine Schwester war nun 2 mahl beÿm Maler. Sie ist gut ge=troff, und wen beÿm ausmahl kein fehler vorbeÿgeht; so wird es
ein Charmanter Kopf. – der h: Dr: Prex empfehlt sich dir, und
hat daß ohnaussprechlichste vergnüg, da er vernom, daß du den Salz=burgern so grosse Ehre machest. Die Fr: von Robini ist also mit
ihrer Famille auch in Münch. Sie ist mir entwischt, da sie gestern
den 7t morgens abgereiset, anstatt, daß sie heute erst geh wollte.
Sie gieng um ein Tag früher, weil sie wuste, daß ihr h: Sohn schon
angelangt, der eb beÿ dir war, als auch der alte h: Prokatska,
od wie es heist, des Fiala Schwiegervatter beÿ dir war. h: Fiala
wird vielleicht noch vor meiner nach Münch kom: den er wird,
wie er sagt, itzt schon Erlaubniss nehm. vermuthlich eilt er so, weil
der Fürst von Wallerstein sich nun abermahl verhaÿrathet, und er
zu dieser Festivitet eingelad ist. io suppongo qualche Cosa. –
_____________trachtet er wieder__dort__Dienste zu nehmen.
vielleicht trmcutlt lr wfdlr dsrt dflnotl zh nlualn. Es ist aber
nur so mein Einfall: dan gestern sagte mir h: Hagenauer,
daß h: Fiala sein Violoncello um, weis nicht, 3 Louis d'or, od
3 Souvrain d'or einem Fremd h: beÿm Schifwirth verkauft habe.
questo uomo non fá confidenza ai suoi amici, come gia
sapete, é Boemo; e io ne son contento. seine Frau hat schon
viele woch die Kretz und bald da bald dort das Rothlauf, und
da sie zugleich grossSchwanger ist, so sieht sie elend aus: hat schon
wied ande dienstmägde, nimt von niemand Rath, – und so ist auch
nicht zu helff. – Nun komt ein Bourlesque: den 30 Decemb,
abends gieng der Kellner vom Hofwirth in den Keller
des Hoffmarschalls, den der Wirth im Bestand hat, um ein zweÿEhmer
vortrefflich ungarisch Edenburger wein herauszunehm. Er legte das
2 Ehmer vaß ausser dem Keller auf die Stieg, und sagte dem
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Hausknecht, da er nach Hause Kam, daß er das vassl hohlen solle.
der Haußknecht vergass es, und d Wein blieb lieg. In d Nacht
kam um 12 uhr ein Heyduck Hansgeorg besoff nach Hause; –
das Hausthor ist imer off, weil die Schildwache
vom Gr: Wicka neb beÿ stehet; aber ins zimer konnte er nicht;
alles war zu. Er nahm nun seine zuflucht zum gewöhnlich Platz,
den er öfter, beÿ ähnlicher Gelegenheit einahm, öfnete die
Kellerfallthür um sich auf die stiege zu leg. – da fand er ein
vass. Er trugs unter das Thor, öfnete den spund, roch
den vortreffl: Wein. sprach mit d Schildwache; die ihm
so bald die Ablösung geschahe ein grosses Geschirr aus der
Wachtstube verschaffte: dan gieng die Freude an. Die ganze
Nacht hindurch hatt die Wicka, Oberst, Mirabell, und
MirabellThorwache arbeit genug den Wein, davon auch eine
gute portion verschittet wurde, auszusauff. Die Tagrund
fand in d Frühe alles besoff, der gr: Wicka, d in aller
Frühe zum Fenster heraussahe hatte die Ehre seine Schildwache
auf dem Boden liegend in tief Schlaffe zu bewund. Einige
konnte man bis auf den Abend nicht zur sprache bringen.
Nun ist alles im arrest! à bon Conto der Wein war vor=treflich! und rein ausgesoff; der Hayduck liegt auf dem
Rathhause mit frischem Wasser die Hitzige Leber abzukühl und
hat die Ehre den Wein zu bezahl.
Ich schrieb dir einmahl, daß mir d Vatter des Ceccarelli geschrieb. Eb itzt
erhalte abermahl ein Lamentabl Brief, wo er mir dankt, daß ich
ihm geantwortet, und von dem hier= und wohlseÿn seines Sohnes
Nachricht gegeb habe, dan heists: ma sarei oltre a ricercarvi di
usare con vostra bella maniera di volere amonire
mio figlio, che veramente si é scordato affatto della sua Casa, che
da 14 mesi in quà non si é ricordato della sua Casa senza
avergli mandato piú un quadrino, che la sua Casa non a
fatto cosi per lui quando era fancioletto, onde sarebbe dovere
che lui amasse il suo proprio Padre, ma per quanto vedo mi
pare che si sia scordato affato: ma Iddio sta di Sopra! &c:
mir scheint es wird nicht einmahl noch über 14 Monate seÿn,
daß er Geld für sein Vatter zusamgebettelt hat, und ver=muthlich, wie aus seinem Brief klar abnehme, hat ers in seinem
Nahm, als wäre es aus seinem Beutl, dem Vatter geschickt.
Abscheulich! er vertändelt so viel Geld unnütz. – –
h: Steiger ist gestorb, – und Begrab. – zu St: Peter war d
Gottesdienst, Req: vom Haydn, Brunetti; Haydin, Ceccarelli p:
war dabeÿ, Haydn spielte die Orgl, und NB der Meissner sang
ein teutsches Perauskysches Lied. – Deine Schwester war beÿm
Gottesdienst. – kanst du dich eines gewiss h: von Zimermans
erinern? Er war dort auch beÿ d Steigerin in Münch beÿm Albert.
ein bon Comagnion des Steiger: Hauses. Dieser ist wie ein Lumpp hier
an eb dem Tag angelangt, als man den Steiger zum Grabe trug, beÿ
dem er eb Hilfe zu such nach Salzb: kam. Er hatte in einem Schreib dem
seel: Steiger geschrieb, er wäre LegationsSecretaire gewes und unglücklich
geword, und, Gott weis, was für Schwäncke: kurz! es ist ein avanturier
aus ihm geword: ich vermied imer seine Bekantschaft; Gott erhalte
mein Prophetisch Geist! – –
Weg dem Schwarz Kleid war deine Schwester sehr verleg. das alte ist so ab=getrag, daß es nicht mehr zu gebrauch. sie hat also heute sich entschloss
ein ganz neues ihr mach zu lass, und es ist der grosditour schon beÿm
_____________________________________________________________________________________________________________der
Schneid, es wird sie auf etliche und 70 f zusteh zu kom. Sie Hoft dlr
_____Kurfürst wird es bezalen müssen.
Cuhrifrot wfrd lo blzmulen mhooln. Wir küssen dich millionmahl
und ich bin dein getreuer alter redlicher Vatter___\hfill Mozart mp
DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM
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P: S: Mit der Hochzeit des Hofmarschalls wird alles dem Krebsgang
nehm, der general ist so gescheid und giebts nicht her, obwohl d
alte arco es hab will und seinem Sohn ein heftig Brief geschrieb hatte.
und d gr: Daun redet nun auch den Hofmarschall auf, daß er mit
so einer jung Person eine lächerliche Hayrath mach würde.
Gestern waren 127 Person auf dem Ball, diese bestund aus der Noblesse
und dem Wildenadl die freybillet bekom hab, – versteht sich, du weist
es schon. von Kaufleut war keine Seele, als der h: Weiser mit dem
fremd Mädl vom Bauernfeind.
A Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart maître de musique
___________à
Franco_________Munic
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