Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos California, USA
Morgenstern Anja text encoding, text editing Kelnreiter Franz technical supervisor, data modelling Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition Ulrich Leisinger Digitale Mozart-Edition https://dme.mozarteum.at
2013-9 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1151 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:15 2022
WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG WIEN, 24. UND 28. MÄRZ 1781
___________________________________________________________________________________________\hfill Wien den 24:ten Merz 1781 _____Mon Trés Cher Pére! Ich habe ihr schreiben vom 20:ten dieses richtigst erhalten, und daraus mit vergnügen dero beÿderseitige glückliche Ankunft und gutes Wohlseÿn vernomen. – sie müssen es meiner schlechten dinte und feder verdanken, wen sie diesen brief mehr Buchstabieren als lesen könen. – Basta; geschrieben muß es doch seÿn – und mein Herr federschneider |: h: v: Lirzer, – :| hat mich dermalen angesetzt – Ich kan ihnen diesen |: weil sie ihn vermuthlich selbst besser kenen werden :| nicht anders beschreiben, als daß er – glaub ich ein Salzburger ist – und daß ich ihn mein lebetag niemal als beÿm Robinig etwelchemal beÿ der sogenanten 11 uhr Musick gesehen habe. – er hat mir aber gleich visite gemacht, und scheint mir ein sehr artiger, und |: weil er mir meine federn geschnitten :| höflicher mensch zu seÿn – ich halte ihn für einen Secretaire. – wer mich auch mit einem Besuche über=raschte war der gilowsky der kahterl ihr Bruder – warum überraschte – weil ich es ganz vergessen hatte daß dieser in Wien ist – was ein fremder ort einen Menschen gleich bilden kan! – aus diesem wird gewis ein Rechtschafner braver Mensch – sowohl in seinen Metièr als äusserlichen betragen. – sie werden unterdessen die briefe vom kaÿser und fürst kaunitz erhalten ______________________________________Erzbischof___________________________________________________Ehrgeiz haben. – was sie mir vom lrzbfocusi schreiben, hat – was seinen lurglftz, meine Person betreffend, kitzelt, in so weit seine Richtigkeit – allein was nützt mich alles dieß? – – von diesem lebt man nicht; – glauben sie nur sicher, daß er mir hier gleich einen lichtschirm ist – was giebt ____________________________________distinktion? er mir den für dfotfnctfsn? – h: v: kleinmaÿer, Beneckè haben mit ______________________________________Arco________________Tafel________________________distinktion dem Erlauchten graf Mrcs eine extra=tmile; – das wäre dfotfnctfsn ________________________________Tafel wäre____________________________________Kammerdienern, wen ich beÿ dieser tmile wm"rl – aber nicht beÿ den kmaalrdflnlrn die, __________________________________________________Tisch ausser den Ersten Platz beÿm tfocu die lüster anzünden, die thür auf=machen, und in vorzimer bleiben müssen, wen ich darin bin – und beÿ die herrn köche. – und dan, wen wir wo hingerufen werden wo ein Concert ist, so muß der h: Angelbauer herauß Passen bis die h: Salzburger kömen, und sie dan durch einen lakaÿ weisen lassen, damit sie hinein därfen – wie das der Brunetti so im discurs erzählte – so dachte ich, wartet nur bis ich einmal kome; – als wir also lezthin zum fürst gallizin musten, sagte mir Brunetti, nach seiner höflichen art; tu, bisogna che sei qui sta sera alle sette, per andare insieme dal Prencipe gallizin. l'Angelbauer ci condurrà. – hò risposto: và bene – ma – se in caso mai non fossi qui alle sette in punto: ci andate pure; non serve aspettarmi – sò ben dovè stà, e ci verrò sicuro; – Ich gieng also mit fleiß DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 weil ich mich schäme mit ihnen wohin zu gehen, allein hin; – als ich hinauf kam stund schon h: Angelbauer da den h: bedienten zu sagen, daß er mich hinein führen sollte – ich gab aber weder auf den h: leibkamerdiener noch h: bedienten acht, sondern gieng gerade die zimer durch in das Musick=zimer, den die thürn warn alle offen. – und schnurgerade zum Prinzen hin und machte ihn mein Compliment – wo ich dan stehen blieb, und imer mit ihm sprach; – ich hatte ganz auf meine Ceccarelli und Brunetti vergessen, dan man sahe sie nicht – die steckten ganz hinterm orchestre an die Mauer gelehnt, und traueten sich keinen schritt hervor. – wen ein Cavalier oder dame mit dem Cecca=relli redet, so lacht er imer. – und redet so Jemand mit den Brunetti so wird er roth, und giebt die trockenste antworten. – O, ich hätte viel zu schreiben wen ich all die scenen die es schon dieweil ich hier bin und Ehe ich _________________________Erzbischof kam wegen dem lrzbfocusi und Ceccarelli und Brunetti gegeben hat, beschreiben wollte. – mich wundert nur daß sich der – des brunetti nicht schämt; ich schäme mich anstatt seiner. – und wie der kerl so ungern hier ist – das ding ist ihm halt als zu Nobel – so am tisch – das glaub ich sind seine vergnügtesten stunden – Heute hat der Prinz gallizin den Ceccarelli zum Singen begehren lassen – das nächstemal wird es wohl mich treffen – Ich gehe heute abends mit h: v: kleinmaÿern zu einem seiner guten freunde zum hofrath Braun, wo mir alle sagen daß er der gröste liebhaber von clavier seÿe – beÿ der gräfin Thun habe schon 2 mal gespeist, und kome fast alle tage hin – das ist die charmanteste, liebste Dame die ich in meinem leben gesehen; und ich gelte auch sehr viel beÿ ihr – ihr herr ist noch der nemliche sonderbare – aber gutdenkende rechtschafene Cavalier. – beÿm grafen Cobenzl habe auch gespeist, und das ____________________________________o wegen der gräfin v: Rumbeck seine Muhme, die schwester vom Cobenzl in der Pagerie, welche mit ihrem herrn in Salzburg war. – __________________________________________________________________________________________________________Kaiser Nun ist meine Haupt=absicht hier daß ich mit schöner Manier zum kmÿolr kome, den ich will absolument daß er mich kenen lernen soll. – Ich möchte ihm mit lust meine opera durchpeitschen, und dan brav fugen spillen, den das ist seine Sache. – O, hätte ich gewust, daß ich die fasten nach Wienmen würde, hätte ich ein kleines oratorio geschrieben, und zu meinen vortheile im theater ge=geben, wie es hier alles macht – ich hätte leicht vorher zu schreiben gehabt, weil ich die stimen alle kene; – wie gerne gäb ich nicht ein öfentliches Concert wie es INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 hier der Brauch ist, aber – es wird mir nicht erlaubt, das weis ich gewis, den, stellen sie sich vor – sie wissen daß hier eine Societet ist, welche zum vortheile der Witwen von den Musicis accademien giebt – alles was nur Musik heist spiellt da umsonst – das orchestre ist 180 Personen stark – kein virtuos der nur ein bischen liebe des Nächsten hat, schlägt es ab darin zu spiellen, wen er von der Societet aus darum ersuchet wird – den, man macht sich auch sowohl beÿm kaÿser als beÿm Publicum darum beliebt. – starzer hatte den Auftrag mich darum zu bitten, und ich sagte es ihm gleich zu, doch müste ich vorher meines fürsten Gutachten darüber vernehmen – und ich hatte gar keinen zweifel weil es eine geistliche art, und unentgeldlich nur um eines gutes Werk zu thun, ist; – er erlaubte es mir nicht; – die ganze noblesse hier hat ihm dieses übel genomen. – mir ist es nur wegen diesem leid; – ich hätte kein Concert, sondern |: weil der kaÿser in der Proscen loge ist :| ganz allein |: die gräfin thun hätte mir ihr schönes steiner=Pianforte darzu gegeben :| Preludirt, eine fuge – und dan die variationen je suis lindor gespiellt. – wo ich noch das so öfentlich gemacht habe, habe ich den grösten beÿfall erhalten – weil es so gut gegen einander absticht, und weil Jeder – was hat; aber Pazienza; – Fiala gilt nun 1000mal mehr beÿ mir daß er nicht unter einen ducaten spiellt. – ist meine schwester noch nicht ersucht worden? – sie wird Ja hoffentlich 2 begehren. – den mir wäre nicht lieb, wen wir – die wir uns alle so von der ganzen hofmusick in allem unterscheiden – nicht auch es in diesem falle thäten – den, wollen sie nicht, so sollen sie es bleiben lassen – und wollen sie sie haben – so sollen sie im gottes Namen zahlen. – Ich werde diese täge zu Mad.me Rosa gehen, und sie werden gewis mit ihrem feinen Ministre zufrieden seÿn – ich will die sache so fein an=greifen, wie der weiser als man seiner frau ihrer Mutter die sterb=glocke litt; – h: v: Zetti hat mir gleich anfangs angetragen meine briefe ihm zu übergeben, er wird sie mit dem Paquet fortschicken. – die 2 Quartetten brauch ich nicht, und die Baumgartische aria auch nicht. __________________________________________________________Präsent vom Kurfürsten? apropos; wie steht es den mit dem Prlolnt vsa Cuhr=ih"rotln – ist _____________was________geschikt___worden? schon wmo glocufckt wsrdln? – waren sie, bevor sie abgereiset sind, beÿ dlr Bmhagmrtln? – _______der Baumgarten? DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Nun bitte ich allen guten freunden und freudin meine Empfehlung zu machen, besonders der katherl – dem schachter, und fiala h: v. kleinmaÿer, zetti, ceccalli, Bruntti, Contoleur, 2 kamerdiener, leitgeb, Ram welcher sontag abreist, empfehlen sich alle; apropós; der Peter Vogt ist hier. – Nun leben sie recht wohl ich küsse ihnen 1000mal die hände und meine schwester umarme ich von herzen, und bin Ewig dero__________\hfill |: Der Buffo Rossi ist auch hier. _____________________________________________________________\hfill gehorsamster Sohn _______________________________________________________\hfill Wolfg: Amadè Mozart mp Den 28:tn März: Ich bin mit dem briefe nicht fertig geworden, weil mich h: v: kleÿnmaÿer zum Concert beÿ Baron Braun in der kutsche abgehollet _____________________________________________________Erzbischof______erlaubt hat hat – mithin schreibe izt daß mir der lrzbfocusi lremhbt umt _________________witwenkoncert zu_____spielen. in den Wftwln Csnclrt zu opfleln. – den, starzer ist _____________________________________Gallizin zur accademie beÿm Gmeefzfn gegangen, und er und ______ganze________Noblesse ihn_____so gequält_________er es erlaubt die gmnzl Nsbelool haben fun os qhm"et, bis lr lo lremhbt hat umt. – bin ich so froh; – Ich habe dieweil ich hier bin 4 mal zu hause gespeist; – es ist mir zu früh – und man isst gar zu schlecht. – Nur wen es recht schlecht Wetter ist, dan bleib ich zu hause wie heute par Exemple schreiben sie mir doch was neues in Salzburg passiert, den man hat mich entsezlich darum gefragt, – die herrn haben mehr begierde nach Salzburger Neuekeiten als ich – die Mara ist hier; – sie hat vergangen dienstag eine accademie im Theater gegeben. – ihr Man hat sich nicht dürfen sehen lassen, sonst hätte das orchestre nicht accompagnirt, weil er in die zeitungen gedruckt hat, in ganz Wien seÿe kein Mensch im stande ihm zu accompagniren.Adieu. \newpage ___________________________________Hr: v: Moll hat mir heute eine visite gemacht – ich werde Morgen oder übermorgen auf ein frühstück zu ihm gehen, und die opera mitnehmen. – er läst sich ihnen beÿderseits empfehlen – zum h: v: Auerhamer und dessen dicken frl. tochter werde so bald das Wetter besser ist, gehen – aus diesen sehen sie, daß ich ihren lezten von 24:ten auch erhalten. der alte fürst Colloredo |: beÿ dem wir Musick hatten :| hat Jedem von uns 5 duckaten gegeben – die gräfin Rumbeck habe zur schüllerin – h: v: Mesmer |: der Normalschul In=spector: :| samt seiner gnädigen frau und sohn, empfiehl sich. – seÿn sohn spiellt magni=fique – Nur, daß er aus Einbildung schon genug zu könen, faul ist – hat auch viel genie zur Composition – ist aber zu träg sich damit abzugeben – das ist seinem _____________________vatter nicht recht. Adieu. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881