Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG WIEN, 8. AUGUST 1781
_______________________________________________________________________________________\hfill Vienne ce 8 d'août 1781 Mon trés cher Pére! Ich muß geschwind schreiben, weil ich den augenblick eben mit dem Janitscharen=chor fertig geworden, und es nun schon 12 uhr vorbeÿ ist, und ich versprochen habe Puncto 2 uhr mit den Auerhamerischen und der Cavallieri nach Mingen=dorf beÿ Laxenburg zu fahren, alwo nun das Lager ist. – der Adamberger, die Cavallieri und der fischer sind mit ihren arien ungemein zufrieden. – Gestern habe ich beÿ der Gräfin thun gespeist, und Morgen werde ich wieder beÿ ihr speisen. – ich habe ihr was fertig ist hören lassen. – sie sagte mir auf die lezt, daß sie sich getraue mir mit ihren leben gut zu stehen, daß das, was ich bis dato geschrieben, gewiß gefallen wird. – ich gehe in diesen Punckt auf keines Menschens lob oder tadel – bevor so leute nicht alles im ganzen – gehört und gesehen haben; sondern folge schlechterdings meinen eigenen Empfindungen – sie mögen aber nur da=raus sehen, wie sehr sie damit muß zufrieden gewesen seÿn, um so etwas zu sagen. – weil ich eben nichts zu schreiben habe was von Wichtigkeit wäre, so will ich ihnen nur eine abscheuliche Geschichte mittheilen – vieleicht ist sie ihnen schon bekant; man heist sie hier die tÿroller geschichte. – mich interessirt sie um so mehr, weil ich denjenigen den sie unglücklicherweise getroffen, sehr gut von München aus kene, und er auch izt täglich zu unsmt. – das ist h: v: Wiedmer ein Edelman. dieser, ich weis nicht aus unglück oder Natürlichen triebe zum theater, hat vor etwelchen Monaten angefangen eine truppe zu errichten, mit welcher er nach Inspruck ist. – an einem Sontage Mittags um 12 uhr geht dieser gute Man ganz ruhig auf der strasse, und da gehen etwelche Cavalliers so hinter ihm; einer aber darunter mit Namen Baron Buffa, schimpft imer auf den Impressario, nemlich; der Cuion soll seiner tänzerin eher gehen lernen, bevor er sie auf das theater giebt – und mit allerhand nach Näme – h: v: Wiedmer natürlicher weise sieht sich nachdem er lange zugehört, endlich um. da fragt ihn der Buffa; was er ihn ansieht? – dieser antwortet ganz gut. – Eÿ, sie sehen mich DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Ja auch an; die Strasse ist freÿ, man kan sich Ja umsehen wie man will. und geht wieder seiner weege fort. – der Baron buffa fährt aber imer fort zu schimpfen; endlich wird es dem Ehrlichen Man zu stark; und frägt ihn wem gilt den das? – dir hunds=fut mit einer tüchtigen Ohrfeige war die antwort; h: v: Wiedmer gab sie ihm aber gleich zurück, mit noch andern anehmlichkeiten. – keins hatte einen degen beÿ sich; sonst würde er es ihm gewis nicht mit gleichen erwiedert haben. – dieser geht ganz ruhig nach haus, um sich seine haare ein wenig in die ordnung bringen zu lassen, | den Baron buffa kriegte ihn auch beÿm haare :| und wollte die sache beÿm Præsidenten |: graf Wolkenstein :| vorbringen. – da war aber schon sein ganzes hauß voll Wache, und man brachte ihn auf die hauptwache; – er mochte sagen was er wolle, es nützte nichts, er sollte seine 25 auf den hintern haben. endlich sagte er; ich bin ein Edelman, ich lasse mich nicht unschuldiger weise schlagen, ich will eher Soldat werden, um mich selbst revangiren zu könen. – den in Inspruck muß der dume tÿroller brauch seÿn, daß kein mensch einen Cavalier schlagen darf, wen er auch noch so viel recht dazu hätte. – auf dieses brachte man ihm ins zuchthaus, und dort musste er nicht 25, sondern 50 aus=halten. – ehe er sich auf die bank geleget, so sagte er öfentlich. ich bin unschuldig. und ich appelliere izt öfentlich an den kaÿser. der Corporal antwortete ihm aber spöttisch. – halte der herr nur vorher seine 50 Prügel aus, hernach kan der herr appellieren. in 2 stunden war die ganze sache vorbeÿ – nemlich um 2 uhr. auf den 5:tn streich waren schon die Bein kleider entzweÿ. – mich wundert es in der that, daß er es hat aushalten könen. – man hat ihn auch wirklich ohnmächtig weg=gebracht. – er ist 3 wochen ge=legen. so bald er curirt war, so ist er schnurgerad nach Wien, wo er izt mit sehnsucht die ankunft des kaÿsers erwartet, der von der ganzen sache schon informirt ist, so wohl von hier aus, als von inspruck von seiner schwester die Erzherzogin Elisabeth. – wiedmer INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 selbst hat einen brief von ihr an kaÿser. – den tag vorher ehe dieses geschehn, hat der Præsident ordre bekomen, niemand, es seÿ wer und was es wolle, zu strafen, ohne es vorher hieher zu berichten. das macht die sache noch schlimer. – der Präsident muß doch ein recht dumer und boshafter ochs seÿn. – aber – wo kan man diesem Mane hinlängliche Satisfaction verschaffen? – die schläge hat er imer – wen ich Wiedmer wäre, ich würde von kaÿser folgende Satisfaction ver=langen. – er müste auf den Nämlichen Platz 50 aushalten, und ich müsste dabeÿ seÿn – und dan müsste er mir erst noch 6000 duckatten geben. – undnte ich diese Satisfaction nicht erlangen, so wollteich gar keine, sondern stechte ihn mit der nächsten, besten gelegenheit den degen durch das herz. NB: man hat ihm schon 3000 duckaten angeboten, wen er nicht nach Wien geht, und dise sache still hällt. – die Inssprucker heissen den h: v: Wiedmer; der für uns gegeisselt ist worden, der wird uns auch erlösen. – keine seele mag ihn. – des Präsidentn haus ist die ganze zeit bewacht gewesen. – es ist hier ein Evangelium über ihn heraus. – es wird von nichts geredet, als von dieser sache. – mich dauert der arme Man recht sehr, den er ist niemalen recht gesund. er hat imer zu kopfweh, und klagt die brust sehr. Nun leben sie recht wohl, ich küsse ihn 1000mal die hände, und mein lieb schwester umarme ich von herzen und bin Ewig dero Mein Complim an die Duscheckischen, und ich hoffe sie hier zu sehen. Adieu._____________________________________________________________\hfill gehorsamste Sohn _______________________________________________________________________\hfill W. A: Mzt mp DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 No: 26 \newpage À Monsieur Monsieur Leopold Mozart maitre de la Chapelle de S: A: R: l'archeveque de et à Salzbourg. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881