Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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WOLFGANG AMADÉ MOZART AN MARIA ANNA THEKLA MOZART IN\newline AUGSBURG WIEN, 21. OKTOBER 1781
___________________________________________6 _____________________________________________\hfill Vienne ce 21 d'octobre 1781 Ma très chère Cousine! Ich war schon die ganze Zeit her auf einem Brief von ihnen, liebste Baase, begierig; – wie der ausfallen wird! – und wie ich mir ihn eingebildet, so war er auch. – den nachdem ich einmal drei Monathe vorbeigehen lassen, so hätte ich nicht mehr geschrieben – und wen der scharfrichter mit bloßem Schwert hinter mir gewesen wäre; – den ich hätte ja nicht gewußt: wie, wann, wo, warum, und was? – ich mußte nothwendigerweise auf einen Brief warten. – Es sind unterdessen, wie sie wohl wissen werden, vielle wich=tige Sachen mit mir vorgegangen, wobeÿ ich nicht wenig zu denken, und vielle verdrüßlichkeiten, ärgerniß, Kumer und Sorge hatte, welches mir auch in der that zu einer entschuldigung meines langen Stillschweigens wegen dienen kan; – was sonst das übrige alles anbelangt, so muß ich ihnen sagen daß das geschwätze was die Leute von mir herum laufen zu lassen beliebten, zum Theil wahr, und zum Theil – falsch ist; – mehr kann ich zur Zeit nicht sagen; nur noch zu ihrer beruhigung, daß ich nichts – ohne ursache – und zwar – ohne gegründete Ursache thue. – Wen sie mehr Freundschaft und Vertrauen zu mir gezeigt hätten, und sich gerade an mich |: und nicht an andere – und zwar! – :| doch stille! – wen sie sich gerade an mich ge=wendet hätten, so wüßten sie gewiß mehr, als alle Leute – und wen es möglich wäre, mehr als – ich selbst! – Doch – Nun daß ich nicht vergesse – haben sie doch die güte, liebste, beste baase, und überbringen sie sogleich selbst das bey=liegende Schreiben dem h: Stein; – und bitten sie ihm, er möchte mir doch gleich darauf antworten –, oder wenigstens ihnen sagen, was sie mir darüber schreiben sollen; – denn ich hoffe, daß unsere correspondence liebes bääsle, nun erst recht angehen soll! wen ihnen die briefe nicht so theu=er zu stehen kommen! – wenn sie mich, wie ich hoffe, mit einer antwort beehren wollen, so haben sie nur die ge=wogenheit den Brief wie lezthin – nemlich auf dem Peter, im auge Gottes, im 2:tn Stock zu adressiren; ich wohne zwar nicht mehr dort, allein auf der Post ist die adresse schon so bekant, daß wenn ein brief gerade an meinen logis gewiesen ist, ich selben einen tage oder ein paar tage später erhalte. – Nun leben sie wohl, liebste, beste baase! und erhalten sie mich in ihrer mir so schätzbaren Freundschaft; der meinigen sind sie ganz versichert; ich bleibe Ewig _________________________________\hfill Ma très chére Cousine P: S: Meine Empfehlung an den Herrn Vatter und___________\hfill ihr aufrichtigster Vetter u Freund Frau Mutter, wie auch______________\hfill Wolfgang Amadè Mozart mp Frl. Juliane. –
\newpage Die Mad:me Weber Empfehlt sich ihnen samt ihren 3 Töchtern, und bittet Sie um eine gefälligkeit. – h: Bartholomei, Buch=händler |: den sie ohne Zweifel kennen werden :| hat das Por=trait der Alois dermaligen Lange begehrt um es stechen zu lassen; nun wird es schon auf künftigen März 2 Jahre, daß weder von dem Portrait noch davoriger Bezahlung eine Mel=dung geschieht; – und den vergangenen März war es schon wieder zurückversprochen. – Die Mad:me Weber ersucht sie also sich ein wenig darum zu erkundigen, indem sie gern wissen möchte, wie sie daran ist. – NB es ist das nemlich Por=trait, welches in München der Baron Yöth gehabt hat. – ich glaube sie haben es auch gesehen. – also sehr schlecht von ihm, daß er es ohne etwas davon zu wissen zu machen, in fremde Hände giebt. – Adieu ma chère, schreiben sie mir bald. – A Mademoiselle Mademoiselle Marie anne Mozart _____________________________à In der Jesuitergasse ___________________________________Augsburg