Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg Austria
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2014-5 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1280 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:17 2022
WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG WIEN, 21. DEZEMBER 1782
_______________________________________________________________________________________________\hfill Vienne ce 21 de decembre Mon trés cher Pére!______________________________________________________________________________________\hfill 1782 So groß meine Sehnsucht war nach 3 wochen Stillschweigen endlich wieder einen brief von ihnen zu lesen, so sehr betroffen war ich über den inhalt als ich ihn las; – kurz um; wir haben uns beÿde in gleicher ängstlicher lage be=funden! – Sie müssen wissen daß ich auf ihr leztes schreiben den 4:tn Decem:bre geantwortet habe; folglich in 8 tägen antwort erwartet habe – es kam nichts; – gut; ich glaubte sie hätten vielleicht eben nicht zeit gehabt; –  und weil ich so ein wenig etwas – angenehmes für uns – in ihren brief las – so dachten wir fast sie kämen schon! – den folgenden Postag war wieder nichts für mich da – ich wollte ohngeacht dessen schreiben, wurde aber unvermuthet zur gräfin thun geruffen, und folglich verhindert; – nun fienge unsere angst an! – wir trösteten uns aber mit diesem, daß doch Jemand von ihnen wenigstens ge=schrieben haben würde; – nun endlich kam heute ihr brief, woraus ich sehe daß sie mein leztes schreiben nicht erhalten haben; – auf der Post ist es mir nicht glaublich daß er kan verloren gegangen seÿn; es muß also die Magd das geld in Sack gesteckt haben! – aber beÿ gott! ich wollte lieber einer solchen Canallie 6 kreuzer schenken, als so malàpropos einen brief zu verlieren; – und allzeit ist es doch nicht möglich daß man selbst gehen kan; – wir haben nun aber eine andere Magd, und dieser habe ich schon eine ganze Predigt deswegen gemacht; – was mich am meisten dabeÿ ärgert, ist, daß sie beÿde so viel dabeÿ ausgestanden, und daß ich mich nicht alles mehr so genau errinere, was ich geschrieben; – das weis ich daß ich denselben abend zum gallinin in die acca=demie gegangen; – daß ich ihnen unter andern geschrieben, daß mein armes Weiberl sich unterdessen mit einem kleinen silouten Portrait von ihnen begnügen muß, welches sie imer beÿ sich im Sack trägt, und des tages wohl 20mal küsst; – und daß wen sie eine ge=legenheit finden, Sie die güte haben möchten mir die Neue Sinfonie die ich ihnen für den Hafner geschrieben, zu schicken; wen ich sie nur bis die fasten gewis habe, den ich möchte sie gerne in meiner accademie machen. – daß sie vielleicht begierig zu wissen wären DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 was den das für ein kleines silouetten Portrait seÿe? – Ja? – und daß ich aber auch gerne wissen möchte was sie den so nothwendiges mit mir sprechen wollten? – und wegen dem frühJahr! – – das ist alles was ich mich errinere; – verdamt seÿe das Mensch! den ich kan nicht wissen ob nicht doch etwas darin gestanden, welches mir eben nicht lieb wäre, wen es in andere hände käme; – ich glaube aber nicht, und hoffe es nicht, und bin nur vergnügt und zufrieden daß sie sich beÿde gesund befinden; – Meine frau und ich befinden uns gott lob und dank recht gut. ist es wahr daß der Erzbischof nach dem Neuen Jahr nach Wienmt? –  die gräfin Litzow ist schon 3 Wochen hier, und ich hab es erst gestern erfahren; – Prinz gallizin hat es mir gesagt; – ich bin auf alle seine Concert Engagirt; werde allzeit mit seiner Equi=page abgehollt, und nach haus geführt, und dort auf die Nobelste art von der Welt tractirt; – den 10 ist meine opera wieder mit allem beÿfall und zwar zum 14:tmale aufgeführt worden, und war so voll wie das erstemal – oder vielmehr wie – allzeit. graf Rosenberg hat mich beÿm gallizin selbst angeredet, ich möchte doch eine Welsche opera schreiben; – ich habe schon Comission gegeben um von italien die Neuesten opere buffe Bücheln zur Wahl zu bekomen, habe aber noch nichts erhalten. an ignaz hagenauer habe deswegen selbst geschrieben; – auf Ostern komen welsche sänger und Sän=gerinen hieher. – ich bitte sie schicken sie mir doch die adresse an lugiati nach verona; – ich möchte es auf dieser Seite auch Probieren. lezthin ist eine Neue opera oder vielmehr eine Comœdie mit arietten vom umlauff aufgeführt worden, betittelt. welche ist die beste Nation? – ein Elendes Stück, welches ich hätte schreiben sollen, aber nicht angenomen habe, mit dem zusatze; daß, wer es schreibt, ohne es sich ganz abändern zu lassen, gefahr lauft, ausge=pfiffen zu werden; – und wäre es nicht umlauff gewesen, so wäre es gewis ausgepfiffen worden; so ist es aber nur ausge=zischt worden; – es war aber kein Wunder, den auch mit INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 der schönsten Musique würde man es nicht aushalten könen; so ist aber zum überfluß die Musique auch dabeÿ so schlecht, daß ich nicht weis ob der Poet oder Componist den Preis des Elends davon tragen wird; – es ist schandenhalber das 2:te mal noch gegeben worden, glaube aber es wird nun Punctum Satis seÿn. – Nun muß ich schlüssen sonst versäume ich die Post. meine liebe frau und ich küssen ihnen 1000mal die hände, und umarm unsre liebe schwester von herzen und sind Ewig ______________________________________________________\hfill dero gehorsamste kinder ______________________________________________________\hfill W: et C: Mozart mp DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Von Wien À Monsieur Monsieur Leopold de Mozart maitre de la chapelle de S: A: R: l'archeveque de et à Salzbourg 178221 Decb INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881