Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos California, USA
Morgenstern Anja text encoding, text editing Kelnreiter Franz technical supervisor, data modelling Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition Ulrich Leisinger Digitale Mozart-Edition https://dme.mozarteum.at
2014-5 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1319 D-B D-B: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv. Berlin (DEU) last file update: Wed May 11 14:48:17 2022
WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG WIEN, 7. JUNI 1783
Mon trés cher Pére!_____________________________________________\hfill Viene ce 7 Juin 1783 Gott lob und dank ich bin wieder ganz hergestellt! – Nun hat mir meine krankheit einen Chatar zum andenken zurückgelassen; das ist doch hüpsch von ihr! – Ich habe den brief meiner lieben schwester richtig er=halten. der Namens=tag meiner frau ist weder in Maÿ noch im März, sondern am 16:tn febrario; und steht gar in keinen kalender. – Meine frau aber dankt vom Herzen beÿden für ihren gutgemeinten glücks=Wunsch, welcher auch ohne Namenstag angewendet ist. – sie wollte meiner schwester gerne selbst schreiben, allein in ihren dermaligen umständen muß man ihr es schon zu gute halten, wen sie ein wenig comod – zu teutsch – gelegen ist. – vermög der untersuchung der Hebame hätte sie schon den 4:ten dieses niederkomen sollen – allein ich glaube nicht daß vor den 15:ten oder 16:tn etwas daraus werden wird. – sie wünscht es sich Je eher Je lieber, besonders um desto bälder so glücklich zu seÿn sie und unsre liebe schwester mit mir in Salzburg zu umarmen. – da ich nicht glaubte daß aus dem spass so geschwind Ernst werden könte, so verschob ich imer mich auf die knie niederzulassen, die Hände zusam zu halten, und sie mein liebster vatter recht unterthänig zu gevatter zu bitten! – da es nun aber vieleicht noch zeit ist, so thue ich es halt izt. –  unterdessen |: in getröster Hofnung daß sie es mir nicht abschlagen werden :| habe ich, seit die Hebame den visum Repertum eingenomen, schon dafür gesorgt, daß Jemand das kind in ihrem Namen hebt, es mag generis masculini oder fæminini seÿn! – es heist halt; Leopold oder Leopoldine. – Nun muß ich meiner schwester wegen den clementischen Sonaten ein paar worte sagen; – daß die komposizion davon nichts heisst, wird Jeder der sie spiellt, oder hört, ExBibl. RegiaBerolin. selbst empfinden; – Merkwürdige oder aufallende Pasagen sind keine darin ausgenomen die 6:tn und 8:ven – und mit diesen bitte ich meine schwester sich nicht gar zu viel abzugeben, damit sie sich dadurch ihre ruhige, statte hand nicht verdirbt, und die hand ihre natürliche leichtigkeit, gelengigkeit, und fliessende geschwindigkeit dadurch nicht verliert. – den was hat man am Ende davon? – sie soll die 6:tn und 8:v: in der grösten geschwindigkeit machen, |: welches kein Mensch wird zuwegen bringen, selbst clementi nicht :| so wird sie ein entsezliches Hackwerk hervorbringen, aber sonst weiter in der Welt nichts! – Clementi ist ein Ciarlatano wie alle Wälsche. – er schreibt auf eine Sonate Presto auch wohl Prestissimo und alla Breve. – und spiellt sie Allegro im 44 tackt; – ich weis es, den ich habe ihm gehört. – was er recht gut macht sind seine 3:tn Passagen; – er hat aber in London Tag und Nacht darüber geschwizt; – ausser diesem hat er aber nichts – gar nichts – nicht den geringsten vortrag, noch geschmack, – viel weniger Empfindung. – Nun von Hr: v: Aman; – h: v: fichtl hat mir gesagt daß der Hofkamerath Aman als ganz Närrisch gebunden seÿe. – daß war mir ganz Natürlich, den er pflegt imer ganz Moros herum zu gehen. – und ich sagte noch darauf; das Studium Mag wohl nicht ursache daran seÿn. worauf H: v: fichtl nicht wenig lachte. um den Basilius aman ist mir aber sehr leid; – und in der that von dem hätte ich es niemalen vermuthet; – eher würde ich zugegeben haben daß er seÿe gescheider worden. – Nun – vieleicht nimt er mich auch in seine dienste wen ich nach Salzburg kome? – ich gehe gewis hin und melde mich. – sollten sie etwa ein Teutsches lied von seiner komposizion bekomen könen, so haben sie die güte und schicken sie es mir, damit ich was zu lachen habe. ich will die Musique darauf Machen. – Doch Nein! – ich kene einen Narren hier, und der soll sie machen. – wegen dem Varesco wissen sie noch nichts? – ich bitte sie vergessen sie nicht; – dieweil ich in Salzburg wäre könten wir so schön daran arbeiten, wen wir unterdessen einen Plan haben. – Nun leben sie recht wohl; meine frau und ich küssen ihnen 1000mal die hände und umarmen unsre liebe schwester von herzen und sind Ewig dero P: S: ich hoffe sie werden wohl den varierten SingPart von der Aria non sò d'onde viene erhalten haben? – \hfill gehorsamste kinder ___________________________________________________________________\hfill W: et C: Mozart mp Von Wien Monsieur Monsieur Leopold de Mozart maitre de la Chapelle de S:A:R: à Salzbourg