Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 9. UND 10. SEPTEMBER 1784
_____________________________________________________________\hfill Salzb: d 9t Sept: 1784
Bis itzt hat mir eb die Zeit nicht lange werd kön, weil mit ab=sendung des Claviers nach Münch zu thun hatte: und wen einmahl die
Dienstmägde Historie vorbeÿ ist, dan werde herzlich frohe seÿn. Ich hoffe
morg von euch Antwort. unterdess schreibe heute voraus die Seccatura die
ich entzwisch hatte. Des Lieutent: Hoflers Frau kam zu mir, und möchte
daß ich euch ihre Tochter als Stubenmädl |: vermuthlich halb Camerjungfer,
und halb Stubenmädl :| reccomandier sollte. Sie kan alles! Sie hat beÿ
der Herberstein Kamerjungfer Haubheft, kleid garnieren p p: gelernt, und
beym Camerdr d Gräfin Lizow das frisiern; – – alles nach d neuesten
mode. zur Noth kan sie auch koch. Sie wäre auch bereit die Weise Haube
abzuleg, wen es etwa anstössig wäre, und eine schwarze Stubenmädlhaub
aufzusetz &c: &c: – Ich antwortete, daß weg 2 Stubenmädl schon bereits
hinausgeschrieb habe, folglich es zu späth seÿn möchte, weil vermuthlich mit
dem Both schon ein Entschluss kom würde, ich eher aber nichts bericht könnte,
weil der Both nur alle 8 Tage komt. Es kam ihr so gar der Einfahl
ihre Tochter hinauszuführ und euch vorzureitt, ich redete es ihr aber aus.
Sie erzehlte mir, daß ihre Tochter beÿ der Sinzendorfin war: da konnte
freylich kein Mensch aushalt. dan war sie zu Friburg als Camerjungfer
speisste mit d Herrschaft, – allein ihre gge fr: Baronesse und sie, war
beyde dem Stubenmensch unterworf, die hier des Adams liebste und Magd
war, und die nun in Friburg alles dirrigiert, weil sie des h: von
Haus geliebte ist, – und so viel man sagt, war schon vorher ein paar
Stubenmädl od Camerjungf: da ins kindbett gekom. Weiter sagte sie mir
daß sie mit verwunderung gehört hätte, daß eine gewisse Soldat Tochter als
3te Magd sollte hinauskom. Sie bitte mich meiner Tochter dieses Kreutz nicht
aufzubürd, indem das Mensch keine Arbeit gewöhnt, faul, nichts als strick
kan und eine pure Läuferin wäre. – Ich speiste die Md:me ab, so gut ich
konnte mit dem Versprech euch beÿ erster gelegenheit Nachricht zu
geb. Nun erkundigte ich mich um den Nahm des Soldat Mensch, und erfuhr
daß sie Franciska Haÿsingerin heist. Ich gedachte zur Fr. v Hermes
auf den Capuzinerberg zu steig, um mich zu erkundig: zum Glück
kam sie aigens nach 8 uhr abends mich zu besuch in ihrer negligé herab,
da ich eb zu nacht speisste: und da erfuhr ich, daß dieses Mensch die
Tochter der so sehr ehemals verschrien Minichberg Waberl wäre; das
war mir schon genug! ich gieng noch zum überfluss in geheim zum grandier
Hauptman, und forderte seiner und seiner Frau Redlichkeit auf,
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mir die Warheit zu sagen. Sie bekräftigt alles, und sagt, daß diese
Person gar nicht zur arbeit wäre. Sie wäre auf eine sehr kurze
zeit in Östereich, od vielleicht in Wien gewes; allein ihre Mutter
hätte sie bald durch ein Rosslöhner wied herauf führ lassen: sie
bath mich aber, es beÿ mir zu behalt, daß ich mich beÿ ihn er=kundiget habe, indem diese Leute wie der lebendige Satan
wär, übrigens wär sie schuldig, uns die Warheit zu sag. Meine
Gute Fr: Tochter hat freÿlich die Mutter des Mädls nicht ge=kannt, und sich von ihrer Beredsamkeit, und dem stark Ausseh
der Tochter betrüg lass: hätte ich die Mutter geseh, so wäre dieses
alles nicht gescheh; dan ich kene sie. der Guld, den ich ihr gab,
ist also ein heiliges Allmos, und wir müss auf eine ande Magd
denken. Hingeg habe dem h: Sohn auf einer and Seite 4 f
erspart. h: Bruder Oberschr: sagte dem Postmeister der h: Sohn
werde das Geld für die 4 Täge beÿ seiner hereinkunft bezahl.
Ich wollte ihms bezahl, allein er hatte absolute nicht Lust es anzu=nehm, weil er des tags 3 f, – folglich 12 f bezahlt hab wollte.
Er musste sich aber durch meine Bezahlung mit 2 f des tags
begnüg: ich zahlte ihm also 8 f: – Nun kan d h: Sohn den
Guld, den das Mensch empfang verschmerz, weil doch noch 3 f
und etwa viele Verdrüsslichkeit erspahrt sind.
den 10t Sept:
Itzt erhalte den Brief und sehe am Ende, daß ihr mit einem Stuben=Mädl bereits verseh seyd. – Einestheils bin ich frohe, so hab die
Seccatur mit den Menschern, die unterdess hatte, ein Ende;
und der Soldat=tochter werde auch sag, daß ihr mit einer and
verseh seyd, den mit dieser ists warhaftig nichts, – sollt
wir aber doch um eine andere hier umseh; so müsste es bald wiss:
allein, ich denke, so eine bekomt ihr überall.
Nun muß ich mich doch verwund, daß die Täge fast zu kurz werd
um alle 8 Täge ein Brief zu schreib, und zwar d letzt ohne
dato, – und um kaum die Zeitung lesen zu kön. an der Tag=ordnung habe nichts auszusetz, als das 3 stündige Clavierspiel,
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von 2 bis 5 uhr, und dan nur 1 Stund spazier geh.
Das Wetter war hier die ganze Zeit ohnausgesetzt schön: und ich würde
itzt ohnversehends beÿ euch gewesen seÿn, wen ich nicht vom Erzbischof
die
ordre hätte über das ganze Hofmusik=Personale, und ihr Gehalt p: p:
eine Tabelle zu verfertig, wo dan noch auch das weitere abwart
muß. dem h: Sohn gratuliere von Herz zur Aderlaß.
Es war einmahl Zeit, daß ihr die Visite im Strobl gemacht
habt: wie konntet ihr doch beÿ so vortrefflich schönem Wetter
es so lange verschieb? – und St: Wolfgang? – – ich getraue
mir fast darauf zu wett, ich kome noch eher nach St: Wolfg:
als meine Tochter: – ò ihr Zimersitzer, und vielleicht
bald ofensitzer! – Ich bin imer um 5 uhr längstens vorm
Thor bis nach Bettleut, und am Mariageburtstag bin ich
um 2 uhr nach Mülln, von da zum Verwalter, dan nach
Maxlan und um 7 uhr durchs Neue thor nach Hause gegang.
________________________wir hatt unterdess einmahl das Schüss,
_______________________näml: den 5t, und d 12t übermorg wird
_______________________wied eins seÿn. bis Michaeli wirds einmahl
_______________________so fortgeh. – wie es aber dan auch mit
_______________________mir geh wird, weis ich nicht. dermahl bin
________________________sehr gut bedient: allein die Veronica
________________________geht wirkl: nach Lofer, allein sie bleibt
_______________________hier um zu koch, bis ihr wieder hinausreist,
dan geht sie erst nach Hause,\newpage weil sie nach Hause zu gehen keine Eÿle
hat. – durch den Both schicke die Machine und was dazu gehört.
dan ein Fürtuch, das die Stattschreibertresel gebracht hat; und die alte
angebrente Brust. es ist aber auch noch eine alte grüne da.
Das Geschmuk hat M:me Zezi wieder zurück gebracht: allen gefällt es, –
nur die Braut wünschte, das vorn was weis ich für ein Glin=glanck,
statt des Tropfen, mehr herunter hang sollte. Sie ist itzt mit zum Boznermark
hinein und hoft etwa darine ein Glinkglank Geschmuk zu find. Es sollte itzt alda
die Hochzeit schon gewes seÿn, allein sie bath sichs aus, daß die Hochzeit in Salzburg
erst im Octob: Novemb: od ums neue Jahr sollte gehalt werd; sie scheint halt für
ihres Hochzeiters Glinckglank gar nicht eingenom zu seÿn. Unterdess habe den
Schmuk in Verwahrung genom, es möchte, wie Fr: Muhme Zezi sagt, doch noch, nach
der Zurückkunft, ein anderer Gedanke dazu kom. Nun Lebts gesund und ver=gnügt, ich bin meines lieb h: Sohns und lieb Fr: Tochter ewig redlicher
______________________________________________________________________________________________\hfill Vatter Mozart mp
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Die Schiedenhofisch sind noch im Triebenbach. Hagenauerische, Joly
Salerl, Mr D'Ipold, die Schütz Compagnie, Grenadier Hauptm:
Hermesisch im Capuzinberg p p: alles empfehlt sich, sondht:
h: Marchand in seinem letzt Brief. Bologna Specialiter,
er würde hinauskom, wen ich mit ihm könnte, – allein förchtet er sich
zu reisen und hat es auch nicht mehr recht an d Zeit, weil er mit den leern
gutsch, die die Kaufleut bringen, nach Münch reis kan, und die kom schon geg
Ende der komend woche.
Zu dem klein Coffré, der in St: Gilg beÿ mir im Zimer stand, hab im her=einreis den Schlüssl verlohr, wen ich ihn nicht im Zimer alda
etwa auf dem Klein Kastl habe lieg lass.
Ich küsse die Kinder, und hoffe die Freul: Nanerl wird
fleisig lernen, wie auch der Wolfg: addio!
À Madame
Madame de
Sonenbourg
à
St: Gilgen
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