Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 17. SEPTEMBER 1784
_____________________________________________________________\hfill Salzb d: 17t Sept. _________________________________________________________________________________\hfill 1784 Die Zeit kan mir, Gottlob, noch nicht lang werd, den ich kome aus mein Geschäft nicht hinaus. Mit der Spittalschreiber Tochter hat es seine Richtigkeit, sie hat ihr darangeld empfang. Ich bin frohe; es ist für die Kind besser, das Mädl hat mehr gute art, als so ein Landmensch, und die Kind werd reinlicher und artiger gehalt. der Tenorist h: Hardek ist mit dem berühmt Schriftsteller h: Hofrath v Ekartshaus hier. Sie war gleich beÿ mir, bracht mir 3 Briefe, – von d Gretl; von d Hanch; und von Prof: Babo. die sich alle in ihr Briefen euch Empfehl lassen. Den näml: Tag, als ich dir schrieb, sind die Comoediant Nachmittag beÿ Theater abgestieg. Wir hatt den Tag darauf grosse Musik beÿm Barisani, wo die neue excellente Synfonie von deinem Bruder produciert habe; – da war d h: Principal, d mit dem Barisani Joseph bekannt ist, mir aufgeführt, welcher da er mein Nam hörte vor Freude ausser sich war. Er heist h: Schmit, und ist derjenige, welcher in Wien den Petrillo beÿ der Entführung aus dem Serail machte, folglich dein Brud sehr kennt, und folglich zu hoffen ist, daß Sie deines Bruds opera gut aufführ werd, weil er selbst in Wien dabeÿ gespielt, und nachdem solche in Prag über 12 mahl aufgeführt hat: auch ist d gute acteur und Sänger h: Brandl dabeÿ. – übermorg den 19t wird die erste opera, der Italiäner in London |: l'Italiano in Londra :| aufgeführt werd. die 2 Sängerin sind 2 unschuldige junge Mädl von 13 und etwa 14 od 15 Jahr. sie soll sauber sing. – ich werde es hör. Hier folgt das kleid vom Schneider, wünsche, daß es recht getroffen ist. Die Nanerl ist freÿlich noch da, – ich glaub nicht, daß sie ein Ort hat: dan als ich sie fragte, ob sie noch da seÿn wird od kan, wen meine Tochter hereinkomt, da ich sonst um iemand schau müsste, weg dem frisiern; so sagte sie, sie köne schon da seÿn. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 wie wird sie ein Ort bekom? – – mir scheint sie bildet sich etwa ein ich werde sie behalt, den ich merke, daß ihr die andere imer im Koch etwas lernt und im Näh. ich hab mir eine Ehle fein Barchet gekauft, und itzt näh beÿde und mach mir 18 Halsbindl. Nun möchte wissen, wie ihr es mit den Mägden macht: da die ein um Michaeli einsteh und die andern austrett; und ihr beÿde um eben die Zeit nach Salzb: geht, und doch etwa 8 Tag hier bleibt: wo doch beÿ solcher Abänderung der dienstboth eure Gegenwart nothwendig wäre. – dan will auch erinern beÿ Zeit mir Nachricht zu geb, wie diese 2 Weibsperson mit ihrer Bagage hinauskom, den d Gräzerboth geht erst am Samstag d 2t october. Meinem lieb h: Sohn danke für das Hasenhändl, ich werde es auf seine Gesundheit verzehrn und zwar am Sontag nachts ganz allein werde ich mich damit lustig mach. Die gute Nanerl soll sich beÿm Clavierspiel lern nicht abschreck lassen, und sie darf nicht glaub, daß ich vieles von ihr verlange. aller Anfang ist schwer. wens das erste überwund hat, dan wirds bald besser geh. Nur Gedult! ich bin mit wenigem zu frieden. h: Lang, war d Martin Lang. d Bologna wird künftiger woch erste Täge abreisen, wie er sagt. Vormals sagte er aller Ort, daß er nur auf die Kutsch, welche die Kaufleute hieher bring, warte, um wohlfeil nach Münch zu reisen; itzt da gestern und heute die Kutsch da sind, lässt er sie fort geh, und sagte mir heut, wen auf d Sontag noch einer komt, will er solch bis dienstag warten lass. ich antwortete ihm aber, daß ihm keiner Wart wird, es wäre den, daß er ihm die Verzehrung be=zahlte. Kurz! alles spricht von ihm, daß er den Narr macht, – schon Ram, Danzi und Lang hatt ihm vom Gr: Seau gemeldet, daß er kom solle, dan er hat nur auf 14 Täge Erlaubniß genom. in d accademie beÿm Barisani hat er 3 Arien gesung, oder vielmehr 3 Rondò: und lauter Abschieds Text, lauter Cara addio! io moriro Senza di te pp: die Schittenhofisch, und Oberbreit: war da. die Regerl hat Gesichter gemacht, als hätte sie Holzäpfel gefress: und alles gab obacht und lacht zusam; Brunetti, de Simoni p: hatt laut auf italiänisch ihr Gespött INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 und Gelächter darüber. Kurz! er kan von Salzb: nicht weiter kom, und macht daß die Leute dem Mädl übel nachreden. Die Hanchen schreibt es wär noch 2 Leindücher und ein kopfziech hier zurückgeblieb: das wird freilich so seÿn, da die Tresel unterdess das Bett samt den Leindüchern, die dabeÿ war, eingepackt. Ich muß halt nachsuch; es wird wohl gemerkt seÿne? wo mags etwa seÿn? – – Die kinder lasse ich alle küssen, und mich freut es, daß sie Brav sind; mir wird es das grösste Vergnügen seÿn, wen sie from, aufmerksam und folgsam sind, und auch was lernen. Nun Million Kompliment von allen Freund und Freundin, ich küsse euch beÿde von ganz Herz und bin Euer redlicher Vatter ________________________________________________________________\hfill Mozart mp Was h: Bullinger schreibt mag die Fr: Tochter selbst hier lesen. ich hab ihm schon geantwortet, und ihm ein ganzes Tagbuch überschrieb von allem was seit 4 woch gescheh. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 À Madame Madame Berchtold de Sonenbourg __________________à Samt einem Pack._____________St: Gilgen DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881