Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 12. NOVEMBER 1784
___________________________________________________________________\hfill Salzb d 12t Nov:
_____________________________________________________________________________________\hfill 1784__________3
Nun werden die zeitung sehr interessant werd. Der Krieg
mit Holland ist entschied. der kays: gesante hat Hag,
und d Hollandische Wien bereits ohne abschied zu nehm ver=lass; die Kays: Regimenter sind theils schon auf dem Marsch,
theils nach den Niederland marschfertig. Es ist ganz ver=mutlich, daß der Prinz Heinrich v Preussen, der sich itzt
in Paris als Bevollmächtig Gesannt seines Bruds erklärt
hat, alles anwend wird Frankreich zum Beystand der
Holländ zu beweg; der König aber selbst in Böhm oder
Schlesien den Kayser beunruhig wird, – die Türk hingeg auch
nicht ermangeln werden, durch aufhetzung, geg die Russ
wenigst, sich weg d verlohrn Krim zu rech, und Russl eini=ger mass dadurch zu hind, daß es dem Kayser nicht mit
voller Macht beysteh kan. also ein Universal Krieg! –
Die Gretl schreibt mir von Münch: daß die M:dme Lang |: Weber :|
alda als Zamire, in Zamire und azor debutiert hat, und
sehr gefiel; – die Einahme war ihr bestimt.
daß ihr Man als St: Albin im Hausvatter nicht besonds
gefiel. – daß sie im näml: Hauß beÿ ihrer Mutterbrud
dem Churf: geheim Secretaire Stam, beÿ ihn wohnten,
folglich daß sie tägl: beÿ den Marchandisch war:
daß folgl: auch ein tractier ohne Ende war. Sie ass
beÿm Marsch: mit allerbeyderseitig Freundschaft; und
so beÿm h: Stam mit d ganz beydseit: Sippschaft.
sie sind d 8t abgereist. – Nun kam auch der
Maestro Prati um die opera zu schreib. – und auch
endlich einmal h: Vogler, d schon ein jahr her imer
kom sollte. da gabs nun Visiten, und Revisiten p:
dan kam noch M:dme Wallenstein eine Hauptactrice des
Manheimer Theaters, die weg einem entstandn theater=krieg abgedankt hat, und Genugthuung in Münch
sucht, und als heut debutiert: dan kam die
august Wendling, die auch debutiert; folglich
war des debutierens fremd und neuer Theaterperson kein
Ende: da noch obendrein Lebrun und seine Frau eb zu der
zeit aus Itali zurückkam: – – also Sängerin über
Sangerin, Capellmeister über Capellmeister! –
Morgen Samstag den 13t wird das erste Concert des
Amateurs seÿn, wo die Gretl die Ehre hab wird sich
zu producieren. unterdess hat h: Wolfg: Mozart
aus Wien an h. Marchand geschrieb um seine älteste
Schwägerin in Münch zum Theater anzubring: allein
h: Marchand war gezwung ihm die ohnmöglichkeit um=ständlich zu schreib, und ihre Fr: Schwester Md:me Lang
und h: Stam selbst werd es wohl selbst einseh.
ferner schreibt die Gredl: ich getraue mir nicht
mehr an die Fr: von Sonenburg zu schreib, weil ich die
versprochne Musik noch nicht geschickt habe: aber liebster
Papa! hab sie die Gütte mich zu entschuldig: aus allem
dem vorgegangen, und wie sie Münch ken, wars ja nicht
möglich: ich werde gewis alles besorg. Nun weiter! –
Dein Brud schrieb mir von Wien einmahl wied etwas in be=tref d opera des Varesco um mit ihm zu sprech p: p:
dan schrieb er mir daß der h: Baron Bage von Paris in
Wien seÿe, und da gabs erstaunlich zu lach, indem er
sich auf d Violin produciert, und auch so gar von dem
Kayser hat auslach lass. dein Brud glaubte ich
möchte ihm auch die and Cadenz mitschick; allein
ich schrieb ihm es wäre zu späth, ich wollte ihms nach=schick: – das ist zu d Concert ex C: &c: also
kanst du mirs schick, und vorher abschreib.
er wirds dessweg woll, um nicht so oft Cadenzen
schreib zu därff, und da ich mich erinere, daß es
glaube d Heinrich abgeschrieb, so muß ers verlor hab,
und zu faul seÿn wied zu schreib.
Hier schicke das bezifferte Concert. Ich finde wed
die Variationes vom Eckart noch die vom Haydn.
die vom Eckard glaube imer unter dein Musikali
im Kast drauss geseh zu hab. – die vom Joseph haydn
werde wohl noch find: unterdess schicke dir allerhand
anderes Schnick=schnack theils zur Unterhaltung
theils zum exercieren.
Bishier hatte ich geschrieb, es war 3 Viertl auf 5 uhr, endlich
kam d Both mit dem Brief: ich hatte eb noch Zeit die
Tresel den Taback d 32 Xr kostet, die 3 Capuz Pulver
à 9 Xr zusam, dan die Pillul à 3 Xr unter d Comoedie
Zeit holl zu lass: und nachdem nach d Comoedie zu nacht ge=speist, so dancke hiemit dem h: Sohn und dir für den
gütigen Wunsch zu meinem Nahmenstag. dem D'Jpold
hab alles gleich in d Comoedie ausgerichtet, und den Brief
wegen Monseé all lesen lass. weg den Sängerin hab
nicht zeit zu schreib, genug, daß sie anfängerin sind, die,
weg d aufhebung d Klöster, nun statt ins kloster zu geh,
ihr brod itzt beÿm theater such müss. Nicht nur die Philo=soph, sond alle opern werd gut aufgeführt. zur Ent=führung aus dem Serail sind schöne Kleid gemacht
word, gestern war die erste Probe. Künftig Freÿtag,
vielleicht schon Mittwoch solls das erstemahl aufgeführt,
aber alle Preÿs erhöhet werd. Es giebt auch ein klein
Theater Krieg, das alles nächstens bericht werde.
Nun Küsse euch alle von Herz, den die Tresel
will schlaf geh, dan hätte ich keine Glut, zum
Bettwärm, und morg muß d Brief in d frühe
beÿm Both seÿn. addio! ich bin euer alter
redlicher Vatter
________________________________________\hfill Leop: Mozart mp