Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 3. DEZEMBER 1784
Das neueste ist, daß den 29t abends die Josepha Barisani in aller Stille, weis nicht hier, od in Seekirch angekom. genug ists, daß den 30t darauf die ganze Barisanische Familie &c: in aller frühe |: den alt Herr ausgenom :| nach Seekirch gefahr, wo die Priesterl: Einsegnung vorgegang. die alt 2 Vätter hatt vorher, nicht ohne Wortwechsel, die Ehre sich mit einand zu versteh, was ied zum Unterhalt des neuen Ehepaars monatlich beÿzutrag habe, um so mehr, als der h: Hochzeiter ziemliche Schuld haben soll. Gestern war die Liebe unter den Handwerksleut aufgeführt, das Theater war voll –, von Barisaisch niemand, als die teresel und Luisel, und dan kam auch zu iedermans Verwundung d alte Barisani, der noch niemals heuer, als beÿ d Entführung p: im Theater war: vielleicht geschahe es dem Publikum ein gut Humor zu zeig, und sich zu zerstreuen. der alte Aman ist in sehr schlecht Gesundheits Umständ. – Man wollte die Entführ: aus dem Ser: gänzlich bis Weinacht aussetz: allein durch viele Zudringlichkeit wirds noch vorhero den 9t, weil am Mariaempfängnisstag keine Komoedie ist, gegeb: zudeme braucht h: Schmid noch vor Weinacht eine gute Einahme, weil er einige Täge vor Weinacht nicht spiel darf. Es wird also dan geg dem neu jahre und hl: 3 König herum abermal ein paar mahl gegeb werd, welches ich sicher zum voraus berichte. Es woll es verschiedene zum voraus wissen, weil sie es nach Hallein, Reichenhall p: und ande umliegende Orte bericht sollen. Kurz! ich werde es sicher schreib. Der kleine Theater=Krieg entstand durch den Reinecke, der ein Schwäzer und Schmeichler und zudringlicher kerl ist, die operett nicht leiden kan, und den Mattausch so aufgehetzt hatte, daß er Krank geword ist. Er hatte schon in Nürnberg und Erlang &c: dergleich Unruhen gemacht, und da ihn h: Schmid abdank wollte, wied so viel gebett, daß er ihn wied behalt hat. Nun da er ihn itzt wied, weg sein Hätzereÿ, auf den Aschermittwoche abdankt, und DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 lauff lässt, so möchte er wied bleib, lauft zu allen Herrschaft, zum Oberbereuter, den Barisanisch p: und wo er imer weis, daß h: Schmid eingelad ist. h: Schmid musste beÿm Gr: Starnberg speis, musste beÿm Lizow speisen, – beÿm Oberbereuter speist er öffter p: und aller Ort wird für den Reinecke ge=sproch: der gr: Lizow sagte gar, daß der Erzb: den Reinecke gar so gern sehe p: – dieser kerl ist in allem Betracht so ein niederthrächtiger Einschmeichler wie d Storchenfeld. – genug! oportet esse hæreses. es müss doch imer Kezereÿ und Unruh in d Welt seÿn. – die grösst und erschröcklichst sind itzt in Siebenbürg, wo die Wallach in Rott von mehr als 10000 Man, alles ausraub, ermord, und viele dörffer vom Grunde abbren, – alle Herrschaft massacriren, – so wie ihr schon aus den Zeitung mit Schauder lesen werdet: und dieses zu einer Zeit, wo die Trupp nach den Niederland bereits im Marsch sind, und es, in d That, für den Kayser sehr zweÿdeutig aussieht, da es alles anseh hat, daß am Ende Frankreich, folglich auch Preuss die Holländ schütz werd. Der Kayser will wirklich zu viel auf einmahl durchsetz. Ich dächte er sollte vorhero in sein Erbländ alles gründlich Systematisch in Ordnung hab; und dan erst auf auswertige Unternehmung denken. Allein, das würde freilich sich lange hinauszieh, weil wir imer etwas ändern, und mit Projeck schlaff geh, und mit Projeckt aufsteh. – Nun ist d Both gekom. Ich soll filzschuech kauffen, wie die Musterschue sind. wo sind den aber die Musterschue? – Vermuthlich zu St: Gilgen. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Hier komt der Senff pr: 9 Xr. das übrige wird für die Glastragerin bereit seÿn: – allein auf einmahl kan sie es alles nicht tragen. den Kaysinger werde hohl lassen. – –  weg d Köchin kan ich nichts anders sag, als daß ich ihr schon halb das Wort gegeb, mit deme, daß ihr selbst werdet herein kom: den mit eurer dermalig köchin kans nicht geh, und wo nimt man gleich eine gute Köchin, dabeÿ aber recht=schafene Person her? – – Mit ihr selbst hab unterdess niemals gesproch, – aber ich ließ ihrs sag, – da in dem ersten und 2t Brief stand, daß ihr eine Köchin haben müsst, ich ihr aber kein darangeld geb darf, weil ihr selbst herein komt: unterdess hofte ich mit diesem Brief mehr gewissheit zu erhalt, und sagte der Schirkoferin, daß ich gar nicht zweifle: um da=durch zu verhindern, daß Sie, wenigst ohne mein wiss, kein and dienst animt, wen was auskom sollte. Nun ist dieser Brief abermahl mit Zweifeln angefüllt; wo ich doch glaubte ihr die Gewissheit sag zu kön, und es auf diesen Bothentag versproch habe. Ich muß mich schäm; – und kan doch für euer bestes nichts anders thun, als sie beÿ dem lass, daß es richtig dabeÿ sein verbleib hat: den sonst möchte sie sich um ein andern Ort umseh; und dan wo nimt man gleich eine in aller Absicht brave Person her? gute, redliche und tugendhafte Ehehalt sind sehr rar! – eben itzt komt die Zeit, wo ein guter Ehehalt gleich weg=gekappert ist: den gute dienstboth verlass nicht leicht ihr dienst, bevor sie nicht schon etwas bessers hab. bishieher schrieb ich vor d Comoedie, und bekam ein Fluss im recht aug, daß itzt nur mit dem Link Aug sehe, und noch in Eÿl schreibe, daß unrecht verstand habe; da die Nanerl erst auf Lichtmess in Dienst einsteht, folglich ist sie itzt schon noch zu hab. weg dem Geschmuck war ich über die Schäzung DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 ganz verwundert, und aufgebracht, daß nicht wuste was ich thun sollte. h: Maÿr hat es geschätzt. Z. E:_________ _____das Halsblack mit 2 Ohrgehäng und 2 ring #___von Schmaragd p: vom h: Sohn angeschlag _____pr: 105 f.____________ ______ geschätztpr.______\hfill 50 f. _____weil die Schmaragd schlecht, ungleich, _____einige gelblicht abfärbig sind p: das Halsblack mit Rubin und Raut p: _____angeschlag pr: 50 f____geschätzt – – pr.________\hfill 15 f den Ring mit 9 brillant, angeschlag _____________pr: 100 f____geschätzt______ ___pr:________\hfill 36 f ___weil die diamant nicht recht weis, ___und gar nicht dick, sond unt ganz ___dine flach geschliff von keinem ___werth sey. __die 2 braccellett sind angeschlag __um 40 f____________ _____geschätzt um pr.____\hfill 20 f. die Perl aber hoffe gut zu verkauff. Nun kan nicht mehr schreib gute Nacht ich küsse euch beyde von Herz, und bin halb blind _____________________________________________\hfill d alte _____________________________________________________\hfill Mzt mp _______d 3t Decemb. _____________1784 DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881