Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg

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Morgenstern Anja text encoding, text editing Kelnreiter Franz technical supervisor, data modelling Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition Ulrich Leisinger Digitale Mozart-Edition https://dme.mozarteum.at 2015-5 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1416 A-Wn A-Wn: Österreichische Nationalbibliothek. Wien (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:18 2022

LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN SALZBURG WIEN, 14. UND 16. FEBRUAR 1785

______________________________________________________________________________\hfill Wien, den 14. Feb: 1785 Wir sind den 7t von Münch um 8 uhr morgens abgereist und bis Alten=ötting gefahren, von da 8. morgens um 5 geg halbe 6 uhr abgefahr, in braunau unser Bagage Visitier, aigentlich die Coffre auf und wied zuschlüss lass, weil die Mautner mein Nahm kannt, dan speist wir gleich zu Mittag, und fuhr bis Ried, da wars erst halbe 5 uhr, wir nahm also ein drittes Pferd zur vorspan, weil man sagte wir werd mit 3. Pferd kaum durch den Schnee kom. Diese Nachtreise von Ried bis Haag zu beschreib, wäre zu Weitläuftig. kurz wir glaubt wirklich wir würd den Wag im Schnee müss steh lass und darin schlafen, welches da wir sehr warm sassen, eben nicht so un=geleg gewesen wäre, der Postknecht aber hätte ein weit weg mit den Pferd zu einem weit entlegn Bauernhaus such müss. kurz, da ich und d Heinrich ein mahl beÿm Aussteig, weil d halbe wag in einem grab stand, bis halb Leib im Schnee stand, wo uns d Postknecht herauszieh musste, und nachdem wir quer d äcker ande weege aussuch mussten und die Pferde sich fast zu todt arbeitet, kam wir nach 4 Stund im Haag an. den and morg konnt wir erst um 9 Uhr abreisen, weil die Bauern erst den weeg von Haag bis Lambach ein wenig ausschauflen musst. gleich ausser Haag begegnet uns 2 Herr, die zu fuss voll schweis geg uns kam, sie hatt ihr wag und Pferde sich aus dem Schnee herauszuarbeit zurück gelass. Da wir zu d erst weg=baur kam, nahm wir 2 mit uns die neb dem wag zum anhalt im Schnee mit wadet, – bis wir zu einer and truppe arbeiter kam, wo wir 2 ande nahm, und so kam wir endlich unter vieler arbeit um halbe 2 uhr nach Lambach, gieng um 2 uhr ohne Mittag mahl bis Enss. den and tag bis Perstling, und am Freytag um 1 uhr war wir in der Schullerstrasse No: 846, im erst Stock. der weg war durchaus abscheulich von Schnee, Eÿss, und Grub, und aller ort weegarbeiter. daß dein Brud ein schönes quartier mit aller zum Hauß gehö=rig Auszierung hat mögt ihr daraus schlüssen, weil er 460 fl Hauszünß zahlt. den nämlich freÿtag abends fuhren wir um 6 uhr in sein erstes subscriptions Concert, wo eine grosse versamlung von Menschen von Rang war. iede Person zahlt für diese 6 FastenConcert ein Souvrain d'or od 3 dugatt. Es ist auf d Mehlgrube; er zahlt für den Saal iedesmahl nur ein halb Souvrain d'or. das Concert war unvergleichlich, das Or-chester vortrefflich, außer den Synfoni sang eine Sängerin vom welsch theater 2 Arien. dan war ein neues vortrefliches Clavier Concert vom Wolfgang, wo der Copist, da wir ankam noch daran abschrieb, und dein Bruder das Rondeau noch nicht einmahl durchzuspiel Zeit hatte, weil er die Copiatur überseh musste. daß nun da viele bekannte angetroff, und mir alles zulief, kanst dir leicht vorstell: beÿ and aber wurde aufgeführt. am Samstag war abends h: Joseph Haydn und die 2 Baron Tindi beÿ uns, es wurd die neu quartett ge=macht, aber nur die 3 neu die er zu den and 3, die wir hab, gemacht hat, – sie sind zwar ein bisch leichter, aber vortrefflich Componiert: h: Haydn sagte mir: ich sage ihn vor Gott, als ein ehrlicher Man, ihr Sohn ist d grösste Com=ponist, den ich von Person und dem Nahm nach kene: er hat Geschmack, und über das die grösste Compositionswissenschaft. Am Sontag abend war im Theater die accademie der ital: Sängerin Laschi, die itzt nach Itali reiset. Sie sang 2 Arien, es war ein Violoncello Concert, ein Tenor und Bass sang ied eine Aria und dein Bruder spielte ein herrliches Concert, das er für die Paradis nach Paris ge=macht hatte. Ich war hint nur 2 Logen von d recht schön würtenb: Prinzessin neben ihr entfernt und hatte das Vergnüg alle abwechslung d Instrumente so vortrefflich zu hör, daß mir vor Vergnüg die thrän in den Aug stand. als dein Brud weg gieng, machte ihm d kayser mit dem Hut in d Hand ein Compt: hinab und schrie bravo Mozart. – als er herauskam zum spiel, wurde ihm ohnehin zugeklatscht. – gestern war wir nicht im Theater, – den es ist alle Tage Accademie. Es schlug nun itzt erst die kälte d Reise beÿ mir aus. Ich nahm schon Sontags abends Holderblühe Thée vor d Accademie, kleidete mich recht warm, am Montag nahm im Bette wied d Thée, blieb bis 10 uhr im Bette, nachmittag wied thee, und heute frühe wied so: – da kam ein Doctor, den die Schwägerin heumlich hohl ließ, zum Bette, grief mir den Pulß, und sagte, ich hätte ein gut Puls, ver=ordnete auch das näml: was ohnehin gethan hatte. Heute abends ist wied Concert im Theater, – dein Brud spielt abermahl ein Concert. Ich befinde mich nun viel besser, und werde wied eine gute Portion Holderblue thée trink. ich werde verschiednes neues von deinem Brud mitbring. der kleine Carl sieht deinem Brud ganz ähnlich. _______________________________Ich fand ihn recht gesund – allein zu Zeit hab die _______________________________kind anstoss weg d Zähne, – so war er gestern nicht _______________________________recht wohl, – heut aber wied besser. das Kind ist _______________________________übrigens sehr angenehm, den es ist ungemein _______________________________freundlich, und lacht so oft mans anredet: ich _______________________________habs erst ein einzigsmahl ein bisch wein, aber _______________________________gleich den augenblick wied lach seh. – itzt hat er _______________________________wied sehr schmerz weg d Zähne. – Gestern den 15t _______________________________war wieder ein Concert im theater für ein Mädl die _______________________________charmant singt, dein Brud spielte das grosse neue Concert _______________________________ex D. Magnifique p: heut geh wir in eine Hausaccademie zum Salzb: agenten v Plöyer, – Wie wäre es, wen d Kaÿser mit dem Churfürst aus Baÿern ein Land=tausch machte, und Baÿern für die Niedlande eintauschte. die Holländ behielt die Schelde verschloss: Niederlande, und Pfalz wär näher beysam; so wie Baÿern besser an Österreich angeschloss ist. Frankreich hat dan kein so gefährlich Nachtbarn in Niedland mehr: Holland bleibt ein zwisch ort und guter Nachtbaur, wen Frankreich geld nötig hat, &c: dein Brud, schwägerin, ich und Marchand küss euch millionenmahl und bin ewig euer redlicher vatter\newline ___\hfill Mozart mp \newpage À Madame Madame de Sonenbourg neé de Mozart _________________à abzugeben im Tanzmeister=______Salzbourg Haus. In der Schuller Strasse N°: 846 in ersten Stock. ________________________________________________________________________________________MRT.