Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2014-5 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1436 GB-Lbl GB-Lbl: The British Library Music Collections. London (GBR) last file update: Wed May 11 14:48:19 2022
WOLFGANG AMADÉ MOZART AN ANTON KLEIN IN MANNHEIM WIEN, 21. MAI 1785
_______________________________________________________________2. Von Mozart. ___________________________________________________________________________________________________________Brief über deutsche _________________Hoch Schätzbarester Herr geheimer Rath! – _______________________________Oper_________5 Ich habe sehr gefehlt: ich muß es bekenen, daß ich ihnen nicht gleich den richtigen Empfang ihres briefes und mitgeschickten Pacquets gemeldet habe; – das ich in der zwischenzeit 2 briefe von ihnen noch sollte erhalten haben – ist nicht deme also; ich würde auf den ersten sogleich aus dem Schlaf geweckt worden seÿn, und ihnen geantwortet haben, wie es izt thue. – ich bekam ihre 2 briefe lezten Postage mit einander. – ich habe schon selbst bekent, daß ich hierinen gefehlt habe, daß ich ihnen nicht gleich geantwortet habe; – was aber die Oper anbelanget, würde ich ihnen damals eben so wenig darüber haben schreiben könen, als izt. – lieber Hr. gehe. Rath –! – ich habe die hände so voll zu thun, daß ich fast keine Minute finde, die ich für mich anwenden könte. – als ein Man von so grosser Einsicht und Erfahrung wissen sie selbst besser als ich, daß man so was mit aller möglichen aufmerksamkeit und überlegung – nicht einmal – sondern vielmal über=lesen muß. – bishero hatte noch nicht zeit es einmal – ohne unterbrechung zu lesen. – alles was ich dermalen sagen kan, ist, daß – ich es noch nicht aus handen geben möchte; – ich bitte sie also mir dies Stück noch auf einige zeit anzuvertrauen. – im falle es mir Lust machen sollte es in Musik zu setzen, so wünschte doch vorher zu wissen, ob es eigentlich an einem orte zur auführung bestimt seÿe? – den so ein Werk verdiente so wohl von seiten der Poesie als Musick nicht umsonst gemacht zu seÿn. – ich hoffe mir über diesen Punckt eine erläuterung von ihnen. – Nachrichten, die Zukünftige teutsche Singbühne betrefend kan ich ihnen noch dermalen keine geben, da es dermalen noch |: das bauen in dem dazu bestimten kärtnerthor=theater ausgenomen :| sehr stille hergehet. – sie soll mit anfangs october eröfnet werden. ich, meinestheils, verspreche ihr nicht viel glück. – nach den bereits gemachten anstalten sucht man in der that mehr die bereits vieleicht nur auf einige zeit gefallene teutsche Oper, gänzlich zu Stürzen – als ihr wieder empor zu helfen – und sie zu erhalten. – Meine Schwägerin Lange nur allein darf zum teutschen SingSpiele. – die Cavallieri, Adamberger, die Teüber, lauter teutsche, worauf teutschland Stolz seÿn darf, müssen beÿm welschen theater bleiben – müssen gegen ihre eigene landsleute kämpfen! – – – die teutschen Sänger und Sängerinen dermalen sind leicht zu zählen! – und sollte es auch wirklich so gute als die benanten, Ja auch noch bessere geben, daran ich doch sehr zweifle, so scheint mir die hiesige theater direction zu œconomisch und zu wenig Patriotisch zu denken um mit schwerem geld fremde komen zu lassen, die sie hier im orte besser – wenigstens gleich gut – und umsonst hat; – den die welsche trup braucht ihrer nicht – was die anzahl betrift; sie kan für sich alleine Spielen. – die Idèe dermalen ist, sich beÿ der teutschen oper mit acteurs und actricen zu behelfen, die nur zur Noth Singen; – zum grössten unglück sind die directeurs des theaters sowohl als des orchesters beÿbehalten worden, welche sowohl durch ihre unwissenheit als unthätigkeit das meiste dazu beÿgetragen haben, ihr eigenes Werk fallen zu machen. wäre nur ein einziger Patriot mit am brette – es sollte ein anders gesicht bekomen! –  doch da würde vieleicht das so schön aufkeimende National=theater zur blüthe gedeihen, und das wäre Ja ein Ewiger Schandfleck für teutschland, wen wir teutsche einmal mit Ernst 25 Wien den 21t. Maÿ 85___Mozart anfiengen teutsch zu denken – teutsch zu handeln – teutsch zu reden, und gar teutsch – zu Singen!!! – Nemen sie mir nicht übel mein bester Hr: geh: Rath, wen ich in meinem Eifer vieleicht zu weit gegangen bin! – gänzlich überzeugt mit einem teutschen Mane zu reden, liess ich meiner zunge freÿen lauf, welches dermalen leider so selten geschehen darf, daß man sich nach solch einer herzensErgiessung keklich einen Rausch trinken dörfte, ohne gefahr zu laufen seine gesundheit zu verderben. – ich verharre mit vollkomenster achtung _______________________________________Schätzbarester Hr: geheimer Rath Wien den 21:tn Maÿ 1785.____________________________________________________\hfill dero gehorsamster diener ____________________________________________________________________________________________________\hfill W: A: Mozart mp ZWEIG 68 BRITISHLIBRARY