Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2015-6 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1452 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:19 2022
LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 29. SEPTEMBER BIS 1. OKTOBER 1785
_______________________________________________________\hfill Salzb: d 29t Sept: __________________________________________________________________________\hfill 1785 Heute Mittags kam h: Vetter Pertl da eb beÿm Essen war, und überbrachte mir den Schmuk. Nachdem ich dir geschrieb, daß auch ein starker Anfall vom Zähneinschiess dazu kam, so wars kein Wund, daß auch eine Frays dazu kam. Gott Lob! Das ist ein grössers Wund, daß das Kind wieder so gut ist, daß es niemand glaub würde, der ihn nicht damals geseh, daß dieses kind 8 Täge hintereinand alle Täge |: ein Tag ausgenom :| 8, 10, und 12 mahl und den 26t von 12 uhr mittags bis abends um halbe 7 uhr ohne aussetzen die Freys gehabt hätte. hätten wir nicht glücklicher Weise durch den Rath des Dr Prex ein Mittel er=griff, welches augenblicklich uns gezeigt, daß es vor=träglich ist, so wäre es imer so fortgegang, durch den Mund war nichts beyzubring, da es nichts hinunter ließ, am Ende wäre das Maulgesperr erfolgt und dan, addio! allein um 7 uhr konnte man ihm schon etwas eingeb, – er konnte Trinken, – die Hitz verlor sich in der Nacht gänzlich, den 27t verlor sich auch nach und nach alle Zeich der Freys und das schnelle Aufzuken im Schlafe. ___________________________________________________________\hfill d 30t Sept: Kurz und Gut, der Leopoldl ist seit demselb augenblick imer besser geword, und heute frühe hat er das erste mahl wieder ein Koch bekom, da ihm seit dem 26t nichts als banadl geb ließ, nachdem ich mir durch den Doctor Prex die Ursache d Freys erklär lass, und einsahe, daß das milchkoch schädlich ist so lang so viel Säure in gedärm ist, daß solche, durch das Reib unter sich, die Nerven in Bewegung setzt und die Freÿs verursacht: die Säure kam von d Materie des Mehlhunds, – und das Milchkoch wird durch diese schon im Leib liegende Materia putrida augenblicklich corrumpiert, und vermehrt folglich das Übl. Hier hast du die ganze Erklärung; und es ist gewiß, daß es beÿ kindern kein Mittlding giebt. Versieht mans, und findet die Ursach der Krankheit, folglich auch die Mittl solche zu heb nicht, so kön sie geschwind weg seÿn: DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 kan man ihn helfen, so erhohl sie sich geschwind wied. übrigens muß man sich gefasst mach, daß den Kind alle Augenblick etwas fehlt. Genug! der Leopoldl ist, Gott seÿs Gedankt! itzt wied gut. Hier sende den Thee, zur Nachkindlbett musste er in einig Stücken verändert werd, d Dr. Prex hat ihn anderst verschrieb. dan folgt. Schwarz und Margraf ♁. – 2 bürstel, so gut ichs hab konnte. – ich hoffe du wirst das Fuss=wasser öfter genom hab. – ich bin sehr besorgt, und wusste doch kein Mittl die Sach geschwind hinaus zu bring, als durch den Both, od d h. Pertl. Die Uhr will nicht schicken, weil sie wied steh geblieb, bis sie nicht vollkom in Ordnung ist. der Verwalter Sepperl war gestern nicht da, und kan ich heut nicht hinaus schick, so muß die Mandl=kleib mit einer and Gelegenheit nächstens schick. gestern versprach die Huebernanerl zu kom um die Haub zu mach, sie kam aber wed gestern noch Heute; folglich wird sie wohl bis nächst Bothentag erst zu schicken seÿn: das Maas hab ihr behändiget. Dem h. Sohn empfehle mich; und danke für die Fische. Sollte das Geschmuk um die 1200 f nicht anbring, so werde es gut in Verwahr nehm. am Montag ist die grosse Licitation der Perlen auf dem Rathaussaale: sie werdens nicht über 15000 bring; es sind Wiener auch dessweg hier, – auch 2 ansehnliche Frau von Wien. Im Ursuliner=kloster sind die Figur von einig klosterfrau, und den 3 Strasserjungfern zertrennt, – abgewog – und an Schüren od seid gefasst, und, was nach dem gewicht geht, mit grosser Mühe Loth=weis angefasst word, damit die Liebhaber viel od wenig nehmn. 6 woch wurde ohnablässig daran schon gearbeitet. – Morg wird die Köchin mit dem Both hinaus=kom. Ich gieb hier alles dem Both, die Köchin hab nicht DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 ______________________den 1t october in d Frühe. nicht mehr geseh, wenigst komts sicher hinaus. um die Erbsen, lins u fisohl hinauszuschick muß ein Sack herein geschickt werd, wie will es schon hinausbring. alle diese sach, und überhaupts alles Grüns ist erstaunlich theuer. Zum schuster hab imer geschickt, u noch die Schüchl nicht bekomn: weil im Markt viel Arbeit ist. – Die Köchin, die vorige, war gestern beÿ mir und sagte, daß du nun die Nachkindlbeth recht hättest. das war mir lieb zu hör, hoffe daß du gesund bist p: – Nun küsse den h. Sohn, dich und die Kind von Herz u bin euer redlicher Vatter ____________________________________________________\hfill Mozart mp D Leopoldl hat gut geschlaff, und ist wohl. die Nandl, Monica u Tresel empfehl sich. Der neu köchin, wird es wohl sehr spanisch vorkom, als einer 6 jahr gewest klosterfrau, itzt neb einem 13 bis 14 jährig Knab zu schlaff, da sie vor ihrem Bette nicht ein=mahl ein Vorhang hat um mit sicherheit ein Hemd ändern zu kön. Ihr werdet sag, die jung Leute schlaff gut! ja, glaubt nur das nicht. itzt sind die jahre des Vorwitzes. – Man stellt sich als schlief man, um etwas neues und der menschl: Begierde Angemessenes zu seh. das ist eine gewissenssache, – wenigst sollt beÿ der Magd ihrem Bethe ein paar Leist angenagelt seÿn um ein Vorhang vorzuhäng. der Wolfgang wird DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 im Somer die schönste Gelegenheit gehabt hab, euere vorige beÿ der Hitze und vom Trinck noch mehr erhitzte köchin halb nackend lieg zu seh, wen er beÿ d Nacht od geg Tag, da es im Somer frühe hell ist, etwa aufs nacht=geschirr geh musste, od, wie es geschieht, gar aufgestand und, um zu trink, in die Küche gegang. der Vorwitz junger Leute ist in solchem\newpage Falle unbeschreiblich gross. der Wolfg: ist einmahl schon zu alt, um mit einer Magd im Zimer zu schlaff. – Ich wasche meine Hände! bitte um Vergebung! Rede wie ich's als ein guter Christ denke! DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881