Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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Salzburg
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Digitale Mozart-Edition
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A-Sm
A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT)
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 24. BIS 26. NOVEMBER 1785
Der Leopoldl ist gesund!____________________\hfill Salzb d 24t Nov:
__________________________________________________________________________\hfill 1785
Herrliche Geschichte! am Sontage, wie geschrieb habe, war wieder die
opera vom Gräz. weil selbe, nebst and Fehlern,
zu lang war, so hat, vermutlich, h: Peyerl eine Abkür=zung, ohne wiss des gräz vorgenom. Unter d opera
fand er also, da er umwend wollte, die Blätter, was
ausblieb, zusamgenäht p:p: im Zohrn, warf er die Spart,
weis nicht nach was für einem Act, aufs Theater hin, nahm
sein Hut, und gieng davon. den and Tag stellte d h: Statt=Syndicus beÿm P. Rector die Klage; h: Gratz musste auf
24 Stund in die Koiche; und nun geht er gar nicht
mehr zur Musik ins theater. die Comoediant macht eine Ab=kürzung ohne dem Graz etwas zu sag, die Spart ist sein,
und er hats ohne bezahlung aufführ lass und hat viele woch
täglich mit allen repetiert und sie gelehrt ohne Interesse, also
wars vom Prinzipal u all übrig undankarer Eselstreich.
Graz lief in d erst Zornhitze aus dem Theater, und be=dachte nicht, daß er geg den Respect, den er dem Publik
schuldig ist, handelte, und daß er von den Comoediant Ge=nugthuung zu verlang hat, daran das ganze volle Theater
keine Schuld hat. das war also ein unüberlegter Eselstreich.
h: StattSyndicus hätte überleg sollen, was h: Gratz den
Comoediant Nutz geschaft, da das Hauß beÿde mahl er=staunlich angefüllt war; er hätte seine Bemühung in be=tracht nehm p: und denk soll, daß der Motus
primo prim im Zorn auch so gar ein todschläger
von der Todesstraf rettet. das war also ein gewöhnlicher
hitziger und hochmütiger Eselstreich. –
Übrigens scheint es, daß es diesem Grätz eben so geh wird, wie
dem keiner, und dem Scheicher p: Leute die ohne flügl schon flieg
woll. – hab den nicht ich ihm schon die wahrheit gesagt? – –
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und hat er nicht opern vom gasman, Paesiello, Gretri, Sarti p:
imer in hand gehabt, und beständig accompagniert, die Entführung
aus dem Serail beÿm Schmid zu Hauß gehabt, und dan den Schmid
angesproch, daß er ihm das Buch die Adelheid v Veltheim geb
möchte, er wolle es probier in die Musik zu setz, weil er öfters dabeÿ
war und hörte, daß h: Schmid mich quälte dein Brud zu bered,
daß er es mach möchte, er wollte ihm, so ein armer Teufel, als
er wäre, 24 duggatt geb. – Grätz hat es auch, noch da Schmid hier
war fertig gemacht. allein h: Schmid kannte, was es war, und
entschuldigte sich, es wäre zum Einstudier zu späth.
4 Fratres beÿ den August: wartet schon 5 Jahre auf Erlaubniss,
Profess zu mach. Am Dienstag kam ohnverhoft die Erlaubniss, und
einer davon, der Organist Langmaÿr 37 Jahr alt, fiel in seiner
Zelle gähen Todes hin. – wars aus freude? – – so woll einige
sag: – dan gehört er unter die heilig Augustiner.
\newline Man sagt die Amand Antonerl seÿe verreist: die Bucklichte
Gesellschafterin wird ihr wohl neidig seÿn, den beÿd sucht wie ein
paar spurhunde die Mansbild auf.
Die Freÿl: Louise v Robini ist in schlecht Umständ, ein Tag etwas
besser, den and aber um viel grad wied schlimer. –
Man will sag, der Process mit dem Capitl p: werde nach u nach ein=schlaff, weil die jung Domh: wid fernere Unköst Protestier,
wodurch die Canonicat Gefälle imer mehr abnehm, und sie folglich
auf unzehlbare Jahre darunter leid p. – –
Aufs neue Jahr soll h: Pfleger zu Werff das general Einehmer=Amt p: übernehm und B: Rheling Kamerdirecktor werd: so sagt
man.
den 25t
Danke für das Äntl. – das blat beÿ d Seiden hab
gesucht, und gefund. die Schrift war hineingebog, drum sah ichs nicht.
das Hauptsächlichste, was zu schreib habe, ist, daß ich verflossen
Montag dem Orgelmacher Schmid das Decret, mit allem
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wie es der seel: Egedacher hatte, wirkl: zugeschickt habe, so zwar, daß,
wen er bis auf die erste woche des Jeners kom kan, sein Gehalt
pr 19 f monatl: mit dem neu Jahr anfängt.
Friderici schrieb nur: ein paar Instrumente, – weis also nicht was für p:
wegen den Glas=instrument hats eine ganz ande Bewantniss;
es schlag die Hamer nicht ans Glas, – es soll eine Harmonica
geb, so wie Miss Devis und Dr Messmer mit den Fingern am Glaß
spielt: und dieses mit Tasten zu weg zu bring, wird vergebliche
Mühe seÿn.
Wen das Fortepiano wied nicht recht abfall will, so muß sich halt
wieder kälte und Feuchtigkeit hineinzieh: folglich muß mans näher
zur wärme rücken.
Wens dir sonst gut ist, hats nichts zu sag, – vielleicht bleib die Ordinari=Post gar aus. Joseph Barisani |: d sich empfehlt :| sagte mir
du sollst zu Zeit, ein recht zusam gesotten Gerstenschleim trink,
wen du so eine Trokne im Hals empfindest.
Unter eurer Seefart bin ich beÿm schönst warm Wind u Wetter
von halbe 2 uhr bis halbe 6 uhr spazier gegang. und zwar von
unserm Thörl, um die ganze Schanz bis zum Lintzerthor, – von da
in die Gnigel in die Kirche: dan zurück bis zum Strasserhof,
wo ich in den Fürstenweg hinein gieng, und bis zum Dietrichstein=Hof, von dort zuruk in Weiserhof spazierte; dan zum
Uhrmacher häusel, und von da über beyde Feldweege bis
zum Lintzer Thor, dan bis zum Mirabellthor und herüber
zu unserm LödereiThörl. – So bald ich nach St: Gilgen
kome, werde auch eine Seefart veranstalt. warum hat
man mich nicht beÿ d Hochzeit an so etwas erinert! –
Den 16t schrieb mir dein Brud abermahl und bath um Verzeihung,
daß mir zum Namenstag nicht geschrieb hatte. warum dachte er aber
itzt darauf? – – weil ich ihm schrieb, er möchte mit dem nächst Post=wagen doch die Quartett schick, u die Sparten der neu 2 Clav: Concert
mit schick, so mir das angenehmste Present zu meinem Namenstag
seÿn würde. also versprach er, daß seine Frau es |: nach meinem
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Vorschlag NB :| beÿ nächstem Postwag besorg werde.
Alles anverlangte werde mit d Glastragerin schicken.
schreibe d 26t morgens, wo eb den Leopoldl besucht habe, der
Gott lob, im best Humor ist, euch küssen lässt, mit Händ und
Füss auf dem Arm arbeitet, Gesichter macht, die Aug aufreisst,
und den Kopf, wie ein Harlequin hin u her wirft.
Ich küsse den h: Sohn u dich von Herz, grüsse die Kinder und
bin ewig d alte redliche Vatter
_____________________________________________________________________\hfill Mozart mp
Die Nanerl lasse besonders grüssen, und ihr sag, sie möchte
ein wenig nachdenken, ob sie glaub kan, daß ein Frauen=zimer beÿ dieser Zeit gefall kan, die sich nur allein
den dienstmägden gleich zu bild trachtet, und sich nicht
durch noblere Art zu unterscheid bemühet ist.
alle junge Leute, die dermahl, so wohl beÿ uns, als
in Östereich angestellt sind, unterscheid sich ganz
ausnehmend, in Sitt, Anstand, Betrag und Witz, von
den vorig Zeit u Gewohnheit: solche Leute kom zu
Ämtern, und such sich auch eine artige Frau, –
eine Frau, die ausser d Wirtschaft, Anstand, und
edles Betrag hat. die Zeit hab sich geändt, das
ist eine Thatsache, die ohnwiedersprechlich vor Aug liegt.
Mit etlich 1000 f und einem Küchenfetz um den Leib,
das Henenfutter in d Hand hipsch herum geschmiert, mag
sie freÿlich wohl ein altvätterisch 70 jährig Man bekom,
der, wie ein Bär mit offner lachend fürchterlich=freundlich Goschen mit ihr den Brautdanz macht.
Hat sie aber andere einer Freule anständige Eigenschaft
auch dabeÿ; dan kan sie sich Hofnung zu einem
artig jung, edlen Man macht; sonst gewis nicht!
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