Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 7. BIS 10. DEZEMBER 1785
_____________________________________________________________________\hfill Salzb: d 7t Decemb: 1785
Der Leopoldl ist, Gott Lob, gesund!
Gestern war ich in d Comoedie, wozu sie in d That die recht Person
nicht haben. Ich wollte nur das Stük seh, weil ichs noch niemals geseh
hatte, u als ein gutes Stück bekant ist. Nun wurde auf einmahl die
Entführung auf den Freÿtag angekündigt, und zwar mit deines
Bruders Musik. kein Mensch war, d nicht sagte, daß es elend
wird aufgeführt werd, u daß ohnmöglich, nach des Schmids Aufführung,
von diesen Leut köne aufgeführt werd, als sich selbst dadurch lächerlich
zu mach. – wir werdens seh, – und ich werde es euch schreib.
Am Sontag spielte ein Violoncellist, – und eine Violinspielerin beÿ
Hofe, und heute wird eine Accademie auf dem Rathhaus seÿn.
Ich werde auch meine 24 Xr opfern, – und dan euch Nachricht geb.
Man sagt mir, sie spiele ein schönes Adagio: übrigens seÿ es mit dem
Tempo sehr unrichtig.
Ich weis nicht hab ichs schon geschrieb, daß die 2 Freysauf in d Judengasse
auf dem Trocknen sitz? – – Sie hab kein Mensch mehr in ihrer Schreib=stube. h: Atzwanger, der imer der so genannt schön Freysaufin
seine Aufwartung machte, hat 9000 f zu fordern, für welche ihm
aber, da ers vorschoss, das ganze Freÿs: Vermög verschrieb wurde; –
Nun hat, was ich gewis weis, h: Weiser 200 f, – die Robinisch 4000 f
und ein auswärtiger Handelsman ansehnlich zu fordern, und keins
hat Hofnung nur ein Kreuzer zu bekom; wer sonst noch Fordung etwa
hab mag, weis ich nicht. Sie such nun beÿde Hofdienste, od sonst ein dienst
zu bekom. Sie hab schon sond Zweifl, wie es die baquerottier zu mach
pfleg, etwas namhaftes Geld zurük gesteckt: das seh nun einige unserer
braven hauslich Kaufleute selbst ein. wie sieht es mit dem Gewiss aus? –
Fress, Sauff, spiel, Schmarozer halt p:p: und dan ande ehrliche
Leute anschmier, betrüg p:p:, – was wird d Erzbischof Sag? – –
kaum hatte dieses geschrieb, so kam d Aviso Zettl weg d Accademie.
Ich war frohe. Gieng dahin, und hatte von 6 bis 9 uhr ein recht
vergnügt Abend. Der Erzb: gab Gesellschaft auf dem Rathhaus,
und die SchützCompag: zahlte etwas aus der Cassa, folglich kam
alles, was lebt u schwebt, von G: Frau u Freulein zur Accademie.
Mir thut es Leid, daß du dieses nicht grosse, artige etwa 23 Jahr
alte, nicht schandliche sehr geschickte Frauenzimer nicht gehört hast.
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Sie spielt keine Note ohne Empfindung, so gar beÿ d Synfonie spielte
sie alles mit expression, und ihr Adagio kan kein Mensch mit
mehr Empfindung und rührend spiel als sie; ihr ganzes Herz
und Seele ist beÿ d Melodie, die sie vorträgt; und eb so schön
ist ihr Ton, und auch kraft des Tones. überhaupts finde, daß
ein Frauenzimer, die Talent hat, mehr mit ausdruck spielt; als
ein Mansperson. NB Sie ist die näml: Strinasachi, beÿ deren
accademie dein Brud in Wien nicht nur ein Concert spielte, sond ihr ein
Duetto zu eb dieser accad: Componierte mit Cembalo e Violino,
u zwar das näml:, so dir mitgebracht habe, das Torricello graviert
hat, u deines Manes favorit ist. Unterdess war sie, da ich in
Wien war, wied zu Hause in Mantua, – h: Schlick ein
in Saxengottaisch Dienst stehend vortrefflicher Violoncellist, der
auch Componiert, nahm sie vor einem paar Monat zur Frau, und
nun reis sie über Regenspurg nach Hause. Er wird etwa 30 Jahre
hab, ein grosser, artiger, nobler Man. Nun könt ihrs euch
leicht denk. – Sie hört mein Nahm, und dan war Bekantschaft
schon gemacht; wir sprach vom Baron Grim, – vom Benda, wieland,
Schweitzer pp: – den 8t abends.
Heut nach Tische kam h: Verwalter von Strobl und
brachte mir das Wildprett, dafür euch recht sehr danke.
ich führte ihn beÿm Leopoldl auf, der nun, wie ich hatte, ein ver=schwertes ohr hat, und denoch mit ihm freundlich that, das übrige
wird er selbst sag. Ich konnte ihm kein Brief schreib, noch etwas
mitgeb, weil eben den Preyman mit noch 2 and erwartete,
um die 6 Quartett zu probier, da die Leute nicht allzeit hab
kan. Mit d Hubernanerl werde schon red.
den 9t Nachts um 10 uhr:
Heut bin von morgens um 8 uhr bis um 12 uhr im Theater beÿ d einzig
Probe, die gemacht word, gewesen, dan ins Capellhaus gegang.
Nach Tische gieng gleich ins Theater um dem Platz im Orchester ganz
anders anzuordn, – dan durchsahe die Violoncellstime, wo viel ge=fehlt war zu Hause, u Ferrari kam um sie zu durchseh, den er
spielte das Violoncello, u kassl die Flaut. dan gieng ich in die opera,
und kan dich versicher, daß sie es, wid alles Vermuth des Publikum
recht gut aufgeführt haben; ja so gar in gewissen Stücken, eins
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und das ande besser, als beÿm Schmid. Z: E: Poÿsel spielt mit mehr
Natur den osmin als Brandl, – hat keine so schöne, aber eine tieffere
starke Bassstime, konnte demnach alles in d Tieffe sing, wies geschrieb ist
ein trefflicher acteur! – die Peÿerl singt viel ungezwungener und
nicht so gelernt u ängstig, wie die grosse Kalmes; hat eine schöne stime,
leichte Gurgel, Höhe, gute intonation, und sang die Aria mit
den obligat Instrument: Martern aller Art p: gantz, mit der
schon mit all Instrument, so gar Trompet u Pauck, hineincomponirt
Cadenz, wo solches, beÿm Schmid, ausblieb u nur halb gesung wurde.
Der Tenorist Maÿer, als Bellmonte, hat zu meinem u aller Erstaun
unvergleichlich gesung u agiert, und seine Stime ganz moderiert.
kurz! es war kleidung, und Vorstellung gut, und es gefiehl.
da der Sultan auf dem Schiffe kam, – so kam 2 Schiffe,
im erst kam die Garde u Dienerschaft; dan erst im 2t und
prächtigern Schiffe die Frauenzimer u nur d Sultan beÿ ihn pp:
Heut Nachmittag ist auch das Weib mit dem Brief kom,
und auch d Both mit d geselcht fisch.
ich dancke abermahl – u schreibe dir weg den
Pillul, daß es vom Apoteker ein Verstoss ist,
d sie zu gross gemacht hat. Nim 5 Morgens \newpage u 5 abends
und dieses 2 Täge nacheinand. dan setze ein Tag od
2 tag aus, nachdem du es für gut befindest, – –
dan nim es wid 2 täge hintereinand, so sind die 40
Pillen verschluckt. Es sind die Mutterreinigend Beckerisch
Pillen ohne Aloe. gute Nacht!
den 10t Morgens
Vieles zu beantwort, u was noch zu schreib hätte, muß auf
ein andersmahl spahr. der Sohn des Traubenwirths ist
gestorb. sein jüngerer Sohn ist beÿ einem Negotiant od
Banquier in Wien mit einem gut Gehalt, und wird wohl
seiner Zeit nicht aufs Wirthshauß geh; – Ich dachte mirs
daß du die Schreibereÿ, u auch die Kugln willst. da aber
ein paar kugel Numern fehl, muß erst solche dazu mach lass,
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u nächstens schick. Schike hier ein Saffran. und wen
sich das weib meld sollte, so werde ihr die Schue, das sackl
und Serviet geb.
Der Leopoldl hat ein klein Ausschlag an d recht Seÿte
im Gesicht, und das Ohr ist geschwoll, und es lauft Säuere
in d Menge heraus; er ist aber ganz munter dabeÿ,
es ist eine beissende Materie u Schärfe, die gut ist, wens
herauskomt, die Kind bekom, wie sie wachsen, imer
solche Histori, er ist übrigens, wens ihn nicht beisst
od wehe thut lustig wie sonst.
Vom Schmid hab noch kein Brief. da es augenscheinlich
klar ist, daß die kälte u Feuchtigkeit dem Fortepiano
schädlich ist; so muß mans halt näher beÿ der Wärme
halt. ich verstehe unter dem Wort, daß es Klappert,
nichts anders, als daß die Hämer nicht abfall.
da muß freÿlich h: Schmid ihn helfen u zwisch dem
Züngelstift mehr Luft mach, welches aber sehr heickel
ist und leicht kan verdorb werd. Es ist nichts anders
als daß die sich bewegend Züngel angeschwoll sind, u
da sie ohnehin nicht viel Raum hab därff, so werd
sie durch die kleinste Anschwellung in d Bewegung
gehindert u d Hamer kan folglich nicht abfallen.
d h: Egedacher ist noch in Radstatt.
Nun Küsse euch beÿde von Herz, – grüsse die kind
und bin ewig euer redlicher Vatter
______________________________________________________________\hfill Mozart mp
Die Tresel u Nandl empfehl sich.
So viel weis ich,
daß ich ausgegeb habe
Pulver. | ___ – . 20 x |
Pillen. | ___ – . 44 x |
Baumwollgarn | ___ – . 48 x |
Gerstenschleim | _____ – . 6 |
Kamilln | _____ – . 6 |
Schue | – . 1. 18 |
__ | |
__ | ____3 f 22 x |
hafen | _____ – 10 x |
Kraut | _____ – 15 x |
chiocolate | ____1 f 15 x |
__ | |
__ | ______4 f 2 x |
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