Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 16. UND 17. DEZEMBER 1785
Der Leopoldl sieht einem Sauf=___________\hfill Salzb: d 16t Decemb: bruder ähnlich!_____________________________________________________\hfill 1785 Vom orgelm: Schmid habe Antwort: er wird aufs neue Jahr tracht hier zu seÿn, – beÿ den Orgeln im Dom nach=seh, – Holz, – Zün, – ArbeitZeug, was imer brauch=bares da ist, vom Egedacher kauff u übernehm, – dan ein Orgelmachergesell hier lass, d beÿ Hofe Stimt, unterdess er wied nach Stühling geh, und alles, was er nicht mit viel Spesen hieher zu schleppen braucht, dort verkauff, alles in Ordnung bring, und dan mit seiner Frau im Frühe jahr zurück kom. da er nun wenigst bis über halb Jener hier bleib wird, so wird er auch wohl in Stühling noch einige 6 woch zu bring müss, um alles, sondheitl: den viel Werkzeug wied ohne Schad an Man zu bring, u etwa, was er noch Arbeit hat, auszu=mach, – dazu scheint mir bemerkt zu hab, daß etwa seine Frau unter dieser Zeit ins Kindbett kom wird. Ich, fand diese Veranstaltung auch ganz gut, u hab ihm schon geantwortet. Nun ist gescheh, was ich meinem Sohn vorgesagt habe. die Entführung ist bereits im Clavierauszug in Aug=spurg beÿm Buchhändler Stage heraus für 7 f u weis nicht wie viel kreutzer. Es ist vom h: Canonicus Stark fürs Clavier ausgezog, – und auch in Maÿnz gestoch, u mit vielen Lobserhebung des berühmt h: von Mozart in den augsp: Zeitung ausposaunt. hat Torricella schon vieles daran gestoch; so hat er gross Schad. – u dein Bruder hat die Zeit verlohr 2 act zu schreib, die bis zum 3t fertig war. Die Fr: Hofräthin v Hermes bath mich, nebst Empfehlung, den h: Sohn zu erinern, – ob er auf die Boutellien in d Glashütte vergess habe? Sie bittet darum. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Ich schrieb letzlich, daß der Leopoldl ein verschwornes Ohr hatte, nun kams auch ans ande Ohr u endlich bekam er den so genannt Arch im ganz Gesicht. er war, und ist aber imer Munter und frisch, ob gleich viel Materie p: ausfliesst, und nun auch das ding erstaunlich beissen muß. Man sagt, u es ist auch ganz natürlich, daß, wens überstand ist, es sehr zur Ge=sundheit vorträglich ist, weil viel scharfe ungesunde Materie aus dem Leib komt. – als der Amtman da war, schlief er. dieser wird die ganze Lotterie Historie mitbring, nur das brettl, die kugeln hineinzuleg habe vergess. Der Both ist nun da, u brachte mir das Gämsrückl, dafür euch danke, – weg den Dorn in die Schnall, werde schon iemand hinaus schicken müssen, damit er sie draussen alsogleich fertig macht; da kein Mensch kene, der so lange Ärme hat Dorn in Schnall einzumach, die in St: Gilg sind. hätte ich noch Schnall, ich würde sie ihm Schicken: so muß ihm schon iemand für den hl: Weinacht Tag einige Lehnen; meine Vaccierende Schnall sind alle verschenkt. Nun steh wir auch mit den Violin beÿ d Kirchenmusik sehr in d Noth. den Wenzl Sadlo hat d Schlag getroff, und eine Seite ist ganz lahm. Man hat eine kleine Hofnung, da er im Arm und fuss an=fangt Schmerz zu empfind. – Nun hat man zu den Kapell=knab Zuflucht genom. die 2 grössern Kapellknab müssen itzt in der Kirche Violindienste thun; damit er ja den Preyman nicht aufnehm, und gar kein Geld weiters ausgeb darf, weil er nach dem Fasching, aus Reccomendation des Gr: Colloredo in Venedig, von dort ein jung Violinspieler de touche bekomt, dessen Vatter ein Franzos war. Niemand weis, was er kan: er muß aber gewiß vortreflich seÿn, weil er ein Italiäner ist; und noch obendrein sein Vatter ein Franzos war. Es ist in der That eine artige Verwirrung, der ich mit lachendem Munde zuschaue. Aus deinem letzt Brief konnte abnehm, als köntest du glaub, ich hätte euch des Marchands Brief dessweg geschickt, damit ihr lesen möchtet, daß er mich nach Münch eingelad. allein ich schickte DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 den Brief nur weg der Zweÿbrückisch affaire u d Schrift der Bür=gerschaft. der Leopoldl ist ganz gut beÿ mir versorgt, wen ich auch auf 12 od 14 täge nach Münch gienge, welches aber weg dieser alt opera, die schon geseh habe, gewiß nicht geschieht; um so weniger da mich nicht entschlüss konnte nach Passau zu geh, oder auf einige Täge zu euch hinauszufahr. Daß d h: Verwalter nicht einmahl abgestieg, u euch mit 2 Wort das Vergnüg nicht gemacht hat, Nachricht vom Leopoldl zu geb, ist – – ich weis nicht wie ichs tauff soll. Genug! ich irre mich selt, was ich von den Mensch denke. Er zeigte doch eine erstaunliche Freude, und schwätzte, Gott weis, was er euch alles sag wollte, wie ihm das Kind gefiehl p:p: Daß die grosse faule Bettschwester euer Köchin ein abscheulich träges Mensch ist hat nicht nur d Both und alle die Weiber, die hereinkom gesagt, sond auch der Amtman umständlich bekräftiget; ja itzt hatte auch schon aus dem Ursulinerkloster selbst Nachricht, daß sie ohnaussprechlich faul war, und sie aus dieser Ursach schwerlich zum Profession mach gekom wäre: selbst d Dr: Barisani sagte in meiner Gegenwart zu ihr, daß ihr das Arbeit u Bewegung zu ihrem Zustand, der nur von zurückgehaltner monatl: Zeit herkomt, sehr gesund seÿe. kurz! ich habe in meinem Leb so viellerleÿ Mensch gekannt, aber allzeit ohntrüglich wahr gefund, daß die Bett=schwestereÿ das unfehlbare Zeich vieler moralischer fehler ist, die solche abscheuliche, bosshafte Mensch, durch die Scheinheiligkeit verdecken woll. – Schicket sie nur fort, – sie mag in Tyroll beÿ ihren Eltern ihre Bequemlichkeit pfleg; – od Bauernarbeit ver=richt. – weist du wohl was gemeiniglich solcher Bettschwestern Ende ist? – – am Ende beicht sie so lange, bis sie mit einem verschlagen witzig Pfaff dadurch in genauere Bekanntschaft kom, u ein PfaffHuer werd. Ich kan mit Beyspiel und Beweisen aufwarten. Herr Hutterer soll nun bald herunter kom und wied wie vor advocat seÿn: so sagt man. In d Erlanger Zeitung war zu lesen, – h: CapitlSyndic v Dobrowa hat sich im Examine so standhaft verantwortet, daß er seines arrests entlassen word, auch wird d in Verwahr sitzende Advocat von DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 S:r Hochf: gd gnädig u mit Nachsicht behandelt werd: dan wirds aber auf die Grössern losgeh, die sich in die affaire d Bauern gemengt haben p: – jedman begreifts, daß es dem Erlanger Zeitungsschreiber zum Einsetz zugeschickt word. h: Beransky u Eberlin Waberl ersucht mich um St: Gilger-Würst zu schreib, habe also die Gütte 6 zu kauff, so bald sie zu hab sind, – sie werd mir auch das BothLohn bezahlen, du darfst also auch den Both nicht bezahlen, den sie bath mich nur dem Both die Comission zu geb solche zu kauff, – ich denke aber, der Both möchte es vergessen. den 17t Morgens. Der Leopoldl ist ganz munter beÿ seinem raudig Gesicht. schläft u isst gut. Gestern habe 3 ziech vom grob Leinwand stuck abschneid lass, und Haberpfleibn gekauft, um unterleg polster zu mach, damit der Urin die better nicht so verdirbt. So bald den Salzstock habe, werde Nachricht geb. Das Semftvässl brauche nicht, – ich hab ein doppeltes vom Gaymaÿr. Ich sagte es ja, daß mans in Monsee bekom muß, – alle Würthe bring solche, od bekom es. Nun küsse den h: Sohn u dich von Herz, grüsse die Kinder, u bin ewig euer redlicher Vatter Mozart mp Die Taxordnung habe vom h: Schirkhofer zum Present be=kom, u schon vorhero die offenbar Lügen in der Vorrede aus den Zeitung gelesen. Die Nandl u Tresel empfehl sich. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881