Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2020-03 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=650 Verbleib unbekannt (Vorlage: Abschrift um 1768 in D-B) last file update: Wed May 11 14:48:19 2022
LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG CHELSEA, 13. SEPTEMBER 1764
_____________________26 ________________________________________\hfill Chelsea beÿ London Monsieur____________________________\hfill den 13.t Sept: 1764. _____________________________________d 2t 8ber. Empfang, ________________________________________d 12ten detto beantwortet. _____Ich habe beobachtet, daß unsere Briefe allzeit 16. bis 17. Täge gelauffen sind: denn bisher hatte ich allzeit den 17.t Tag ihr Schreiben richtig oder wenigst den 18.ten beÿ Zeiten. Dissmahl ist es noch geschwinder zugegangen; denn ich hatte ihr Schreiben schon den 11.t und Mr: Tessier erhielt es den 10.t folglich, da sie unterm 2.t aug: geschrie=ben, so war der Brief in 14. Tägen hier. Genug! unsere Correspondenz gehet bis diese Stunde, obwohl wir so entfernt sind, richtig. Vor die genaue Befolgung der heil: Messen, dancke ich gehorsam: und berichte, daß ich mich von Tag zu Tage, obwohl sehr langsam, doch immer besser befinde; so daß ich wenigst sicher hofen darf, daß ich keinen innerlichen HauptmängelHauptmangel habe. da=mit sie aber doch den Ursprung meiner Kranckheit wissen; so muß ich ihnen sagen, das es hier eine Art von einer Landkranck=heit giebt, die man eine Verkältung nennet, Desswegen sehen sie hier fast gar keinen Menschen, der ein Sommerkleid trägt; sondern alles trägt Tüchene Klei=der. Diese so genannte Verkältung ist beÿ Leuten, die sohin innerlich nicht richtig sind, so gefährlich, daß beÿ vielen ein Consumption, wie sie es hier nennen, daraus entstehet; ich nenne es aber Febrem lentam: und für solche Leute ist der beste Rath, Engelland zu verlassen und über das Meer zurück zu kehren; wo man dann viele Exempel hat, daß solche beÿ der Lands-Veränderung, sogleich sich besser be=funden haben. Diese Verkältung habe ich unvermuthet erwischet, und zwar so: den 8. Julij abends um 6. Uhr sollten wir zum Mylord Taneth kommen. ich schickte vor 6. Uhr auf die Plätze, wo die Kutschen stehen; allein es warewar keine zu haben: es war SontageSonntag; folglich waren alle Kutschen weg. Es war der schönste und heis=seste Tag. ich ließ einen Tragsessel kommen; setzte beÿde Kinder hinein, und ich gieng zufuß hinten darein, weil das Wetter so ausserordentlich schön warewar: allein ich dachte nicht, wie geschwind hier die sesselträger gehen; ich erfuhr es aber. ich kann zimmlichziemlich gehen, sie wissen es, und das Fleisch hindert mich im gehen keinesweegs. Kurz bis wir zu Mylord TenethTaneth kammenkamen, glaubte ich öfters, es wäre unmöglich mehr zu folgen: Denn London ist nicht Salz=burg. ich kam demnach in den grösten Schweis den man haben kann. ich hatte nichts als eine seidene VesteWeste an, doch einen Rock von Tuch; den ich gleich in dem Hause des Mylord TenethTaneth zu knöpfte. allein das half nichts: der Abend war frisch; alle Fenster waren offen. wir blieben bis 11. Uhr da, und ich empfand mich gleich übel, und nach Hauße ließ ich mich in einem zweÿten tragsessel tragen. Doch gieng ich bis den 14.t noch so herum ohne mich recht zu geben. ich suchte durch das schwitzen, so hier das allgemeine Mittel ist, dem Übel abzuhelfen; allein es wol=lte nichts helfen. ich nahm eine leichte Laxier, allein umsonst. Die Haupt=sache aber warewar, das ich ein starckes Hals=wehe hatte. Es war die Mandl wie schar=lach entzindetentzündet, und alle GurgelwässerGurgelwasser halfen nichts. Man muste mir Ader=lassen: danndenn ich konnte kaum mehr SuppenBrieSuppenbrühe hinunter bringen. sehen sie hier das Gurgelwasser.
. Tinctur Rosar: leviter acidul: c. Elix. Vitriol. iv Mellis Rosarum optim: iß Spirit: Sulphu=ris p Campanam gutt: X aquæ Hordeatæ ij Misc: fiat gargorisma. Recipe. Tinctura Rosarum leviter acidulcis uncias quattuor. Mellis Rosarum optimum unciam unam semis. Spiritus Sulphuricus per Campanam guttæ decem. aquæ Hordeatæ uncias duas. Misce fiat gargorisma. Rosentinktur leicht mit Vitriolelixier angesäuert. 4 Unzen. Bester Rosenhonig 1 1/2 Unzen. Schwefelgeist 10 Tropfen. Gerstenwasser 2 Unzen. Mische zum Gurgelwasser.
Das Halswehe ließ nach der Aderlaß bald nach; allein ich hatte immer ein fieber, keinen ap=petit, und es war mir auch verbottenverboten nichts als schlechte SuppenbrieSuppenbrühe zu nehmen. Mein _____________________________________________________Tranck Tranck war die Ptysana und alzeit ein wenig Nitri dul: darunter: NB: die gros=sen hitzen habe ich mir beÿm anfange des HalsweheHalswehes durch den Pulverem antis=pasmad:antispasmod: hallensem selbst gedämpfet, ehe der Medicus zu mir kammkam. – – Nach=dem gab mir der Medicus den 22:ten Julij.
. Sal absinth: j Succi Limon ʒvi. aqu. Cimam: Simp: et puræ font: aa ß. Spirit: Mindereri ʒiß. nitri dulc. gutt xx. Syrap: ʒij. fiat haustus; 6.ta quâque hora Sumendus.Recipe. Sal absinthi scrupulo uno. Succj Limon drachmas sex. aqua Cinnamoni simplex et puræ fontanæ: ana partes unciam semis. Spiritus Minderei drachmam unam semis. nitri dulcis guttæ viginti. Syrupus drachmam duas. fiat haustus; 6.ta quâque hora Sumendus. Nimm Wermutsalz 1 Drachme. Limonensaft 6 Drachmen. einfaches Zimtwasser und reines Quellwasser je 1/2 Unze. Minderers Geist 1 1/2 Drachmen. Süßer Salpetergeist 20 Tropfen. Sirup 2 Drachmen. Bereite einen Trank; alle 6 Stunden einzunehmen.
 Veil ich nun die vorige Nacht nichts geschlaffen hatte; so glaubte er die Sache dadurch gut zu machen, und schrieb noch dazu:
Adÿce haustui Nocturno Tinct: Thebaic: gut: XV & pulv: contrayero comp: gr. XVI.Adÿce haustui Nocturno Tinctura Thebaica guttæ quindecim et pulvis contrayero compositus grano sedecim. Füge dem nächtlichen Trank hinzu Opiumtinktur 15 Tropfen. Und zusammengesetztes Contrajerva-Pulver 16 Gran.
Dieses ward also dem vori=gen, das ich alle 6. Stunden nehmen muste beÿgefüget, und muste vor schlaffen gehen genommen werden. ich fiehlfiel auch in einen starcken Schlaff: allein um 2. Uhr in der Nacht erwachte ich durch einen erstaun=lichen Schmerzen, den ich im Magen empfand, und der so ausserordentlich war, daß ich glaubte ich könnte ihn nicht überstehen. Meine Frau machte mir geschwind eine Suppen briehebrühe warm, und ich kam nachdem wieder in Schlaff. Allein in der Nacht vom 23. bis auf den 24.t schlief ich abermahl keine minute; obwohl fast kein fieber mehr in dendem Puls warewar. der H: Medicus gab mir also:
aqu: alexiter. S. ℥j. Nuc: Mosc: ʒiij. Tinctur: Thebaic: gut: XVIII. Syrup. Balsamic: ʒiiß. M: f: Haustg.aqua alexiter simplex unciam unam. Nux Moschata. drachmas tribus. Tinctura Thebaica guttæ decem et octo. Syrupus Balsamicus drachmas duas semis. Misce fiat Haustus. Alexiterwasser 1 Unze. Muskatnuss 3 Drachmen. Opiumtinktur 18 Tropfen. Balsamsirup 2 1/2 Drachmen. Mische zu einem Trank.
Doch es half nichts, ich schlief auf diesen Tranck eben so wenig, sonden ich lag nur in einer gewissen betäubung, die ich nicht beschreiben kann: ich warewar immer wache; glaubte immer einzuschlaffen, und warewar nichts, als gewiß dummedumm. Ich sahe mir nicht mehr gleich; ich ware völlig, nach aller sage, unerkäntlichunerkentlich. Ich warewar gänzlich entkräftet, und der Magen war ganz verdorben; und da der Medicus den 25.t kammkam, so war er etwas verlegen, und sagte: ich wäre kein Subiectum, viele Me=dicamenten zu nehmen, ich sollte nun essen, und durch speisen nach und nach Sechensehen zu Kräften zu kommen; und so verlies er mich: Allein der alte ehrliche Giordani, der Zeit meiner Kranckheit alle Tage 2. mahl kammkam mich zu besuchen, ließ mich aufstehen, im Zimmer hin und her führen; einige Zeit in einem Lehnsessl sitzend mei=ne Suppe essen: und da ich essen sollte, ohne dasdaß man dem Magen zu hilfe gekommen, der so schwach und elend ware, daß ich nicht einmahl im Stand war mein Händlbiegel zu essen, so brachte mir ein Freund, Namens Sipruntini, der ein gebohrener Jude ist ein Medicum seinen Vetter, der ein Portugä=sischerPortugiesischer Jude war, und dieser kamm durch ein Rhebar:Rhabarb: Pulver, dazu er magenstär=kende Sachen gemischet, und das mir eine gelinde Evacuation gemacht, und durch einen gewissen Tranck, davon ich 4. Täge alle Tag eine kleine Coffeé Schalle voll 3. mahl nehmen muste, und ich ieden Tag frisch bekammbekam, meinen Magen wieder in so guten Stand, daß ich nicht nur nach und nach mehr Appetit bekam, sonderensondern, da ich in chelsea einige TägeTage warewar, bald einen ordentlichen Hunger spiertespürte. So bald es recht schön Wetter machte, muste ich mich in einem SesslSessel in den S:t JamsJames Park tragen lassen, und das geschahe den 29.t Julij; da muste ich an einen schönen Platz unter die Bäume gestellt werden, wo ich dann wie ein VoglVogel nach dender frischen Luft schnappte. Vom 29.t Julij bis 4.t aug: war abscheuliches Regenwetter. Un=ter dieser Zeit nahm ich des besagten He=braischenHebräischen Medici ordinirte Medicinen. den 5.t aug: ließ ich mich nach chelsea tragen um ein Haus zu miethen, und den 6:ten trug man mich hinaus solches zu bewohnen. Nun wissen sie alles. Noch eins! ich empfand in meinen gliederen nach dem ich vom BetheBette Aufstand, ein gewisses anspan=nen; so daß ich die hand und Finger kaum __________________________________ausspannen, ausspannen, und keine Bewegung der Ner=ven ohne schmerzen machen konnte. Ich zeigte natürlicher Weise dem Jüdischen Medico die Recepten der gebrauchten Medicamenten; Er sagte gegen mich kein Wort dawieder: Allein nach der Hand im weggehen schmäehteschmähte er wieder den Medicum, deneden er nicht kennet, und sagte, daß er durch das 2.mahl mir gegebene oppiumopium die Nerven angriffen habe. Der obbemelte Sipruntini ist ein grosser Virtuos auf dem Violoncello, er ist eines Holländischen Juden Sohn. Er fand den Jüdischen Glauben und ihre CermonienCeremonien und GebotheGebote, nachdem er Italien und Spanien durchgereiset, lächerlich: er hat solchen glau=ben demnach verlassen; doch weis ich noch nicht, ob er sich tauffen lassen, und da ich nächstens von Glaubenssachen mit ihm sprach, so fand ich aus allen seinen Re=den, daß er sich dermahlen begnüget, Einen Gott zu glauben, diesen beförderst, dann seinen Nebenmenschen wie sich selbst zu lieben, und als ein ehrlicher Mann zu leebenleben. Ich gab mir Mühe ihm Begriffe von un=serm Glauben beÿzubringen, und ich brachte es so weit, daß er nun mit mir eins ist, daß unter allen christlichen Glau=ben, der Catholische der beste ist. Ich wer=de mit nächsten wieder eine Attaque ma=chen: dan man muß ganz gelinde dar=ein gehen. Gedult! Vielleicht werde ich noch Missionarius in Engelland. Ich bitte sie, haben sie die GütteGüte und bitten sie einen Herrn Medicum, daß er mir fol=gende recepten auf ein klein BlätchenBlättchen Pa=pier in Worte ausschreibe; nämlich die Composition, denn hier solche unbekannt, und man weis von keinem Dispensat: Vien: noch von der Augustana etwas. Es muß auch alles ausgeschrieben seÿn, die denndenn sie verstehen keine Signa chymica, weil die hiesigen Hh: Medici alles ausschreiben. Nämlich die folgenden bitte ausschreiben zu lassen.
: Cons: fl: farfar: ij 🝋 Haly rec: ʒj. 🝆 amygd: dulc: 🝳. Syr: d: liquirit 🝳. Recipe: Conserva florum Farfarae uncias duas Pulvis Haly drachmam unam Oleum amygdali dulcis unciam semis Syrupi dulcis liquiritiae unciam semis. Nimm: Getrocknete Huflattichblüten 2 Unzen Halysches Pulver 1 Drachme süßes Mandelöl 1/2 Unze Süßholzsirup 1/2 Unze
___. Spec: decocti ___pectoral: 🝳. ___fl: papav: rh: ___bellid: aa mß. Recipe. Speciei decocti pectorali unciam semis florum papaveris rhoeados bellidis ana partes manipulum semis. Nimm. Ein Dekokt aus Kräutern für Brusttee 1/2 Unze Blütenblätter von Klatschrosenmohn und Gänseblümchen von jedem 1/2 Handvoll
. 🜄 Laxat: Vien: ij Man: elect: iß. 🜃 fol: 🜿:ri ij. 🜄: Physagon ʒj. Recipe: Aqua Laxativa Viennensis uncias duas Manna electa unciam unam semis Terra foliata Tartari scrupulos duos Aqua Physagona drachmam unam. Nimm: Wiener Laxierwasser 2 Unzen ausgewählte Manna 1 1/2 Unzen Kalium-Salz-Wasser 2 Scrupel Blähungen treibendes Wasser 1 Drachme
___. Aqu: Lax. Vien: ___Syrup: Rosat: Sol: ___aa . Recipe. Aqua Laxativa Viennensis Syrupus Rosatus Solitivus ana partes unciam unam. Nimm. Wiener Laxierwasser Rosensirup je eine 1 Unze.
. 🜄 papav: Scabios: aa ij. 🝋 adtuss: inf: ʒj 🜭nÿ: diaphor: __ Φ:tri papav: aa gr: XV. Syr: Liquirit: ʒij. Recipe. Aqua papaveris Aqua Scabiosae: ana partes uncias duas Pulvis ad tussim infantum: drachmam unam Antimonium diaphoreticum Capita[?] trita papaveris: ana partes grana quindecim Syropus de Liquiritia: drachmas duas. Nimm. Mohnkapselwasser Skabiosenwasser je 2 Unzen Hustenpulver für Kinder 1 Drachme Schweißtreibender Spießglanz zerriebene Mohnkapseln je 15 Gran Süßholzsirup 2 Drachmen
NB von diesem habe schon die composition ge=schriebner ___hier weis man nicht ___was die Spec: decocti ___pect: noch was die ___aqu: Lax: Vienn: ist.
Meine Frau bittet um ein Laxier=Tranckl-Recept für sie; dann sie hat niemals etwas genohmengenommen, und sie hat es höchst nothwendig. Allein es muß alles ausgeschrieben wer=den; denn ausser dem Gewicht Zeichen ver=stehen die hiesigen ApoteckersApotheker nichts. die ersten 4. ReceptRecepte so oben geschrieben habe, sind meine Haus ReceptRecepte, theils zum Laxie=ren, theils für Husten und Brust Catharr. das letzte kleine ist für den Wolfgang: Wenn wir könnten das Recept vom Digestiv-Pulver mit und ohne Rhebar:Rhabarb: bekommen, so wäre es uns sehr lieb. Sie werden es selbst leicht einsehen, daß uns dergleichen schon gewöhnliche Medicinen im falle nothwendig sind: denn die hie=sigen H: Hh: Medici tractiren ihre patienten auf ihrihre Art, wenn sie gleich andere Teutsche vor sich haben, die von anderanderer Natur und teperamént sind. und wer wird beÿ iedem kleinen Anfalle gleich zum Doctor lauffen? – – die ganze Lebensart der Engelländer ist von der unsern, wie der Tag von der Nacht, unterschieden. der gemeine Burger, die alle NB: vermögliche Leute sind, und wo sie eine SchneidersSchneider- und SchusterFrau von keiner Mylady unterscheiden, aus=genommen, daß die erstere gemeiniglich noch schöner gekleidet ist, als die letzte, ___________________________________________________________die die wenn keine besondere Ursache ist, wenig Staat macht; der BurgerBürger, sage ich, hat folgende Ordnung. Morgens trinckt er, seine ganze Familie, so gar die Magd Theé, der über alle maassen stark und recht von der Menge der Kräuter bitter ist; darein schittenschütten sie allzeit ein klein wenig Milch oder Rahm und essen eine MängeMenge butter Brodbutter-Brod dazu, welches auf dinnendünnen Brodschnitten schon auch dinnedünne aufgestricheneraufgestrichen hergetragen wird. Ge=meiniglich werden auch einige ButterbrodButterbrod- schnitten vorgesetzt, die sammtsamt dem dar=auf gestrichenen Butter beÿ der Glut gebähet sind. Der Herr vom Hauße lässt sich dann gemeiniglich ein paar StundeStunden hernach einen guten Pot Porter oder Stroong-Strong- beer schmecken, welches das Starke Bier ist. Es giebt dreÿerleÿ Bier Porter oder Strong-beer; so das starcke Bier ist: Ale; so das leichte Bier heist: und Purl, nämlich Wermuth Bier. Um 2. Uhr ist die Mittags Tafel; diese bestehet, oder in einem grossen SchäffernenSchöpsenen Schlägel der gebrattengebraten ist, oder in einem BoastedRoasted Beef, das ist demder englischen Rinds=bratten, der unter dem Namen Rost Biff in Teutschland bekannt ist; weil es nach der englischen Aussprache fast so lau=tet. dazu haben sie gesottne Erdäpfel, oder Bohnen, die werden nichts zugerichtzugerichtet, sonderen in einem besondern kleinen Ge=schirre wird zerlassner heisserzerlassne heisse Butter hin=gestellt, davon ieder auf die herausge=nommenen ErdÄpfel oder Bohnen nach belieben schittetschüttet. Oder sie haben statt dieser zuspeisse für eine delicatesse zu Zeiten Plumb-pudding, das ist in Teig eingeschlagne Rosinen, oder auch rechte Äpfel. so eine Art eines Torteneiner Torte vorstel=len soll; aber in der that elend und schlecht gemacht ist. Dieses lässt man gleich beÿm Pastetten Bäcker hollenholen, und isset es kalt. Sie essen auch ZwibelZwiebeln, wie die Panduren. Gleichwie sie auch nicht nur die warme, sondern die gestockte FetteFette mit gusto hineinfressen. Die Kinder und die Magd trinken leichtes Bier, und haben die Freÿheit nach belieben zu dem vässlFässel zu gehen den ganzen Tag hindurch; denn hier trinckt niemand Wasser, Herr und Frau trincken Starckbier. Um 5. Uhr herum, wird abermahl mit dem nämlichen Umständen, wie in der Fruhe Theé getruncken. Nachts gegen 8. oder 9. Uhr wird der mittägige schäfferneschöpsene Schlägl oder Roasted-Beef wieder aufgesetzt. Nun ist zu wissen nothwendig, daß der Schlägl oder RindsbrathenRindsbraten am SontageSontage warm auf den Tisch kommt. Hernach wird immer die ganze Woche für iede Person nur ein klein schnittzgenschnittzchen abgeschnitten, so lange es dauert, und Abends nehmen sie Speck oder Käß oder Butter, streichen es auf Brod und bächen oder rösten es. Mit einem Worte sie essen wie die Panduren. Leute nun, die kost=bahrer leben, deren es genug giebt, hal=ten was den Theé morgens und abends anbelanget die nämliche Ordnung, nur das auch Coffée und choccolate, mit Zimmet ge=sottene Weine, Rosolie, gefrornes p und anderes gewis kostbares aufgesetzt wird. Diese Speisen um 4. Uhr auch um 5. Uhr zu Mittag, beÿ iedem DellerwechselnTellerwechseln wer=den auch Messer GabelGabeln und LöfflLöffel mit hin=ausgegeben. Da wird man |: wie in Teutschland :| tractirt. Nachdem Tisch wird das TischtucheTischtuch abgenommen, und die kost=bahren Früchte bleiben da; da wird ieder Person ein klein Gläsl hingestellt, und in die Mitte werden viele Bouttelien mit Rheinwein, Spanischenwein p und anderen Weinen nebst SyderCyder gesetzet, davon man nach belieben selbst einschencken mag: denn es wird immer eine Boutel: nach der an=deren von einer Person zur anderen auf dem Tische herum geschoben; so, daß ich mir einschencken oder die Boutel: weiterschie=ben kann. Cyder ist Äpfelwein oder Most. es sieht aus wie ein weisser Tÿroller=Tÿroler= wein, und ist sehr gut zu trincken, hat Geist, ist etwas weniges säuerlichtsäuerlich, folglich sehr _________________________________________angenehm, angenehm, und klar wie Gold; man sagt, er seÿe nicht ungesund. Wenn man aufgestanden, kommt Coffée. Es wird auch Punch angetragen. Obwohl Punch mehrentheils um ein paar Stunde später, dabeÿ auch Thee und Rosolie oder Liqueurs aufgetragen werden. dann ist spiel, spazierfart und Musick. Und die Noblesse Soupirt vor Mitternacht auch vor 1 und 2. Uhr nach Mitternacht nicht. um 12. Uhr Mittags stehen sie auf. Opera, Concerten und Comoedien fangen vor 7 12 Acht Uhr Abends nicht an. Punch. wird Punsch ausgesprochen, und ist ein getranckgetränck von Wasser, RumRhum, Zucker und Limonien gesotten. Wird warm oder kalt getrun=cken nach belieben. RumRhum ist ein Art eines BrandweinBrandweins, so aus einer Frucht in Westindien gebrannt wird und ein Specifi=cum für den Magen ist. Punch und eine Pfeife Toback ist der englischendas englische Ele=ment. Der Platz ist zu klein; die com=plimentscomplimente bilden sie sich ein: und ich bin der Alte. P: S: Darff ich bitten beÿ Gelegenheit dem H: v Kleynmayr nebst unsrer al=ler Empfehlung zu sagen, daß ich ihme zu der vorgenohmenen Standesveränderung Million Seegen und Glück winschewunsche? – – Gegenwärtiger Einschluss ist ein Condolenz-Schreiben an H: Weiser. Meine Frau und Kinder empfehlen sich. Meine Frau hatte ietzt viel zu thun zeit meiner Un=bässlichkeit und viele Sorgen, wie leicht sich einzubilden, und in Chelsea haben wir uns zwar Anfangs von Traiteur das Essen bringen lassen: da es aber schlecht ware, hat meine Frau selbst zu kochen angefangen, und wir befinden uns so gut dabeÿ, daß wir in der Statt, dahin wir kommende Woche zurückkehren werden, auch selbst unsere Hauswirtschaft fortfüh=ren werden. Vielleicht wird meine Frau wieder fetter, denn dermahl ist sie ma=ger geworden. Sie läst ihnen sagen, daß sie noch weiter nichts englisch verstehet, als den Nachtwächter, wenn er, zum Exempl, ausruft, past ten a clokclock, es hat 10. Uhr geschlagen, oder eigentlich nach dem Englischen: es ist passirt 10. Uhr. Allein sie saget es nur aus demuth: sie weis auch Good Morrow, Sir; guten Morgen Herr, und How do ye do Sir, wie befindet sich der Herr? zu sagen; nicht weniger kan sie anworten: VerywellVery well; at your Service, sehr wohl zu ihnen diensten. und wenn sie mit einer englischen Magd deutsch, und jene mit ihr englisch spricht, da stelle ich mir alzeit das Gebäude des Babylo=nischen Thurms vor. An Ende lachen beÿde zusammen, und SpillenSpielen eine Pantomima. Beÿ H: Johannes bedancken wir uns we=gen der vielen Bemühung. Wir lesen seine Zeitungen mit Begierde und Auf=mercksamkeit. ____________Etwas für Sie allein. Was macht Se Hochf: Gnaden mit den 2 Madlen die von Venedig gekomen sind? hat er ihnen schon eine besoldung ausgeworfen? – – Was macht denn die Fr: v: Robinÿ ich höre nichts von ihr, wird die Frl: Josepha den doctor Antoine Agliardi nicht heÿrath? hat der graf auersperg das bistum Lavant zu behalt sich entschloss? ist der mr: Kalkamer beÿ seiner besoldung in passau verblieb oder reduciert word? dies sind Sachen die ich in meinem schreiben nicht habe fragen woll; die Sie mir aber, ohne dero ungelegenheit durch den hr: Johannes könn beantwort lassen. Daß ich übrigens den ganzen Winter, wenigsten ganz gewiß hier ver=bleibe, und dieß meine Haubtärnten von einigen 1000 fl:, wen gott will, seÿn muß, werd sie selbst vorgestellt hab. Ich bin nun da, wohin sich keiner von Salzburger Hof noch zu wagen getraut hat, und wohin vielleicht keiner in zukunft gehen wird. Aut Cæsar, aut nihil der weite weeg ist gemacht wenn ich einmahl aus Engeland bin, sehe ich kein guinees mehr: Mann muß von der gelegenheit profitir. wenn uns der gütige Gott nur die gesundheit schenket; so därf wir uns um die guineès nicht sorg. Es ist mir leid genug, das ich itzt von demjenig zöhr muß, was ich hätte ersparen könn. doch wie gott will: wir sind in Salzburg wie in London in seinen Händen. Er weis meine gute absicht. Nun komen ein paar Monate wo ich genug zu thun habe, um die Noblesse recht auf meine Seite zu bring. das kostet vieles herum CallopirGallopir und bemühung. sollte ich aber meine absicht, die ich mir ausgedacht erreich, so werde ich ein rechtschaffn fisch oder vielmehr gineèsguineès fang mach. Wir empfehl uns der Jungfer Hausmeisterin, und wir dank für ihre gute aufsicht, und zweifl nicht, daß sie unsre better zu zeit hat an die Sonne bring lass. wir werd nicht ermangeln ihr etwas von  [... (ca. 3 Worte Textverlust)] mitzubring.