Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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Salzburg
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Los Altos
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Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 19. BIS 21. JANUAR 1786
________________________________________________________________________\hfill Salzb: d 19t Jener
_______________________________________________________________________________________________\hfill 1786
Das Weib wird die gestern ihr übergebne kerz u verschlagl vom
D'Jppold euch behändiget hab. daß d Orgelmacher nicht alsogleich
hinaus kan, ist vernünftig einzuseh, da er sich nicht anfangs
gleich einer Kritik aussetz, und nicht wissen kan, wen der Erzbischof
etwas zu geschäftlen u zu frag od zu schaff hat, – dan hat er weg Quartier
Einrichtung, ablösung pp: eine Menge Sach in Ordnung zu bring,
den Tax fürs Decret zu zahl, sein Decret dem Zahlmeister vorzuzeig p:
der eb heut dessweg zu mir geschickt hat p: p: auch sind schon un=einigkeit entstand. d geistl: h: Egedacher hat für gut befund
einig Werkzeug auf die Seite zu raum. d Vormund, ein Bäcken=meister, hat eine Coffre öffn lass u solch gefund p: da aller
Werkzeug u Vorrath vormundschaftlich behandelt u bezahlt ist, so gabs
Lerm, u h: von Edlbach ist sehr über den geistl: Eged: aufgebracht.
d h: Schmid hat ein Beth von dem Eged: gekauft, u schläft nun
beÿ der gekauft waare in d Egedach: Werkstatt, – bis er alles in
ein Quartier in d Tragass, welches er nehm soll, bring kan.
Es ist d Buchbindbod der Rumlin, die ihn dem Burgerspithal
vermacht hat, u h: Verwalter Zezi will dem Schmid das Quartier
um 60 f lass, das sonst 75 f zahlte.
____________________________________________________________– Die gesprungen Seiten
im Clavicord hab 2 Trümer. Eins bleibt um dem Schraufen ge=wickelt, – das ande rollt sich hin, wo es eingehenkt ist. Schicke
mir also mit nächstem Both, – od mit d Glasträgerin ein ab=gesprengtes Trum od Stück dieser Seit, – um recht sicher
zu seÿn, – damit wir ein genaue proportionierte Seÿt für
ied Ton mitbring kön. dan kom wir, so bald es thunlich
ist ohngefähr hinaus.
__________________________________Ich gab euch Nachricht, daß ich weg dem Andre
an dein Brud nach Wien schreib musste, das that ich d 10t Jener. –
Nun musste ich den 17t eine Antwort erwart, näml: dienstags, da die
Post komt. ich erhielt nichts. – heute donerstags kam d Austräger
mit dem Brief, d d 14t geschrieb war u folgl: auch d 17t ankam,
und bath um Verzeÿhung, daß er mit dem finger ohngefehr hineingekom
wäre, und den Brief aufgeriss hätte, und wollte behaupt, der
Brief wäre heut d 19t mit d Reichspost gekom. der Brief war
förmlich aufgerissen! – was sagt ihr dazu? – –
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Der Brief hätte nicht kön vom 14t ins Reich von Wien u wied zurük
hieherlauff, – und eb dieser Brief musste das Unglück hab, daß
d Kerl mit dem Finger hineinkam, – und er konnte es nicht
merken, und riess ihn so leicht auf? – – Das ist alles sehr dum!
der Erzb: glaubte, weis nicht was darine zu find, und muthmasste,
daß mein Sohn etwa über ihn schmäh u loszieh werde. der Brief=träger musste diese Ausrede nehm u die Schuld tragen, und konnte
den Brief nicht eher bring, bis ihn d Erzb: dem Canzler wied zu=rück gab p: – Es war aber nichts daraus zu fang, als
daß der Andre schwerlich kom werde, indem er beÿm Graf
Ardedy in Hungarn mit 150 f Gehalt, alle Jahr 50 f zu einem
Kleid, dan Quartier, Tafel, Holz, u liecht freÿ hätte p:p:
Es wäre ihm Leid, daß d Zufahl nicht um ein paar Woch früher
sich eraignet hätte, da Andre erst diesen Dienst angetrett
habe, und gleich wied davon zu lauff eine schlechte Figur mach
würde, um so mehr, wen er nicht vorzeig könnte, daß er seine
Sache dadurch verbesserte, – da ers im gegentheil ver=schlechterte, und 180 f, der monatl: 15 f in Salzb: Geld,
um 200 f kaysergeld vertauschte, d übrig Verpflegung nicht
zu gedenk. – also, Rund vorbeÿ! da ists nichts.
Heut war auf d Post, und zeigte den Vorfall weg des ge=öffnet Briefs an, und erklärte mich, daß, wen mir noch
einmahl etwas dgleichen gescheh sollte, ich ihn solches nicht mehr
erinern, sond schnur gerade mich beÿm Kaÿser: Postamt in
Wien, – od beÿm Reichsoberpostamt beschwer werde; je nach=dem der Brief von einem Orte komt. Hiemit Holla!
es mag nun seÿn, wie es wolle!
Weg d neu Köchin konnte in Eÿle nicht viel schreib; – ich war
abends beÿ Hagenauer, u alle sagt mir, daß das Mensch
ihn nicht übl gefahle. erstlich, weils ein ganz gemeines
Mensch ohne Aufbutz, und zu aller Mitarbeit gewöhnt ist,
2tens weils so lang geg 11 od 12 Jahr an einem Ort gedient
hat. 3tens weils auch gut mit d Wäsch u and Sach umgeh
kan. 4tens, weils auch beÿ d schlimen Landrichterin in d Gnigl
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gedient hat. Sie war alle frohe, daß sie zufälliger weis
solche erfragt haben, weil sie erst auf Georgi wied in
ein Dienst geh wollte, und ihre Base, zu d sie erst von
Tittmoning gekom sie bis dahin beÿ ihr zu behalt verlangte.
genug! danket Gott, daß ihr eine habt; – ich für mein Theil war
herzlich frohe, hatte schon alle Hofnung aufgegeb, und verbitte mir alle
Comissionen für NB Köchinen: ausgenom es käme am Ende dazu
daß ich ein Koch von Paris verschreib sollte; ja, dazu will ich mich
einlassen. – Studiert nur unterdess, was die neue Köchin für Fehler hab möchte.
Den 20t Jener.
Danke für die Fische. Der Leopoldl ist wohl auf, nur vermuth alle,
daß er frühezeitig ein Zahn bekom wird, weil er imer im Maul
mit beÿd Händ grabt, beisst u nagt, – manch Tag ein so genannte
Zahnlvölle u Hitze hat, die wied gleich vergeht. übrigens ist er Lustig,
und spielt mit alt tarockkart figur.
Es ist kein Gedanke, daß ich sag wollte, daß P: Dominic so gewisse
Hofnung habe Prälat zu werd: das ist nur gewis, daß er mit
ansehnlich Stim im erst Scrutinio in die wahl kom wird, –
ich weis fast gewis 12 Stim. Es werd aber 38 Votanten seÿn;
also sind die majora 20 Stim. – Besondere Umstände, und eine
passionierte Spitzbiebereÿ werde euch schreib, wen alles vorbeÿ ist,
die ihm schad möchte od schad kan, eine Spitzbiebereÿ, die ich ent=deckt habe, die ganz erstaunlich u unverantwortlich ist. Ich habe
zwar als ein nicht ungeschickter minierer auch meine Contraminen
dageg angelegt. ob sie gut spring od nicht, – komt auf Umstände
u Glück an.
Daß die heilige Klosterfrau zum Schnedizeni komt, dieses
gefällt mir. Es geschieht um zu deliberier mit ihm – –.
Nun wird sich ihr heiliger Beruf zeigen. was bekümert uns
das übrige? – – glaubt ihr nicht das ihm auch dieses Mensch
gefällt? – – Ihr starker grosser Körper, und ihre heiligen
halbgeschlossen Aug reitz ihn. Der Contract, was er bezahlt, ist das,
was er seinem h: Oncle verrechnet: wisst ihr aber die geheimen
Artickl? – – die Lenerl, die ich grüsse, soll sichs nicht zu Herz nehmen.
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alle Weibsbilder soll sich schäm, daß sie sich von diesem Mensch,
um ein wenig Present, so beÿ der Nasen herumführ lassen,
u sich beÿ all Leut so in die Mäuler bring:
Die Zuckerpäcker Tochter? – – Eÿ die war eine solche
grosse Virtuosin, daß unter dem Concert, die Leute nach
u nach davon gieng, – und beÿ d Cadenz, die eine Viertl=stund dauerte, erschrak ich, in wirkl: Ernst, und
glaubte, das Mädl wäre närrisch geword: Es war er=schrecklich: die Violinspieler stund auf, u gab sich Toback.
den 21t Morgens.
der Leopoldl ist gesund u hat gut geschlaff u eb sein
Koch geess. – gestern war das Theater so voll, daß
in der gallerie die Leute vom Hof herauf alle Schragen und
stafflen p: trug, was sie find konnt, um über die 3te Bank
hinüber zu seh. beÿm weg geh wust wir kaum durchzukom.
Nun küsse euch beÿde von Herz, die Kind grüsse
________________________________________\hfill u bin d alte Vatter
__________________________________________________________\hfill Mozart mp
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Ich habe Nachricht, daß d Schnedizeni mit
Present die Menscher an sich zieht. die Tresel,
oder, wie sie heist, hier hatte schon Nachricht weg
d Bekanntschaft mit d Lenerl; allein er war
letzhin hier, u hat ihr alles wied ausgeredet,
daß sie sich wied ganz allein seine Liebste glaubt.
und so ists halt drauff an, – ich weis so gar
daß er d Lenerl eine schöne Haub
hat mach lassen. natürlicher weise, thut
das einem Mensch wohl, wens etwas schönes
zu schenk bekomt p: – wens nur beÿ
diesem bleibt. – und endlich, wan man ihn
nicht selbst freÿe Hand lässt, und sie sich mit
gewalt ins Unglück stürzen, hat man wed Schuld
noch Verantwortung: wer kan den Menschern
fürs Loch sitz? das ist lächerlich.
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A Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen
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