Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
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Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
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Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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A-Sm
A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT)
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 27. UND 28. JANUAR 1786
_____________________________________________________________________________\hfill Salzb: d 27t Jener 1786.
Nachts um 10 uhr, nach Tische.
Die Comoedie hat kein od wenig Beyfahl gehabt. Ein Liebhaber von Mahlereÿ,
und insecten, von stein und naturali, – – ein ander vom Bauwes,
und der Architectur, – wied ein ander von d Physonomie d Mensch,
und der Beurtheilung daraus: – kön wohl alle diese mit ihrem Ge=schwätz und langen Erklärung das Publikum unterhalt? – –
der meiste Theil versteht gar nicht ein Wort davon. –
Wen ihr mit dem Salzstock auf ein Schlittweg wartet, so bleibt er imer
hier; den heuer komt kein Schlittweg mehr, das ist gewis! –
Der Magistrat giebt die Baal: Md:me Schlaucher u Saurwein schaff die
fress u Sauf=bedienung. Und den Faro giebt – wer? – erstaunet!
und lachet! das Chor d h: h: Officier, die 500 f den Kaufleut schuldig
sind, mancher kein bissen Brod zu Hauß hat, – und itzt die, welche gross
genug thun wolt, und mit thun, ied 50 f aufgenom, um mit
in die Banco Cassa zu trett. Freÿlich legte das meiste d h: Oberst,
dan gr: Lizow, – Wicka, – Major – Biber vom Schloss, – dan müss
auch ande wie Clessin, – Schenkind, – Andretter, – Mölk, – und
Gr: Menin ihre Nase mit 50 f ied hineinsteck, und wer etwa
noch, das ich nicht weis. d Erzb: gab beÿm erst Baal Gesellschaft,
und, wie höre, war etlich u 70 Person da. Alle bälle in den
Wirtshäusern |: ausser den Freÿdänz :| sind verboth. Geschlossne Compagni
müssen vom Würth mit dem ganz personale angezeigt, für die Erlaubniß,
und auch zur ArmenCassa bezahlt werd. also müss doch Leute aufs Rathhaus
geh, od zu Hauß, od beÿm Freÿdanz unter all Leut danz.
Den Process d 3 Könige habe schon vor 3 Jahr, Französisch im
original, – u hinach deutsch gelesen. Es war damals mein
Favoritbuch, weils den gross Herr die warheit sagt.
Für das Kraut habe 16 X, fürs häfen 8 X bezahlt, das sind also 24 x
Heut frühe den 28t. der Leopoldl ist wohl auf u lustig. Noch habe ihm keine
Geige hör lass. ich machte eine Probe ohngefähr mit dem messingen
Leichter, wo ich mit einem klein Schlüssl unt an die Schale Pianissimo
und dan Forte abwechselnd spielte, und dazu sang. In dem Augen=blick wurde er so ohnbeweglich aufmerksam, daß er nicht nur kein
Aug mehr von mir abwand, sond kein Fuß und kein Hand nicht
mehr bewegte, so gar nicht ein finger, da er sonst ohne Aufhör
alles bewegt, daß er so gar die Strimpf, da man ihms kaum
angelegt, in einer Minute wied herunter wetzt. die Menscher
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INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
konnt ihn anred, wie sie wollt, es half alles nichts,
er hatte nicht die mündest Achtung darauf, kurz!
ohnbeweglich sahe er auf mich u den Leichter. –
Nun muß den Brief zum both schick, er möchte nicht
kom, da er mir nichts zu bring hatt. Ich küsse euch
beÿde von Herz, grüsse die Kind u bin
__________________________________________\hfill euer alter Vatter
_____________________________________________________\hfill Mozart mp
____________Den augenblick bekome
____________die Schue.___________à 34 Xr
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