Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 1. UND 3. FEBRUAR 1786
Der Leopoldl ist gesund!_________________________________\hfill Salzb: d 1t Hornung
_______________________________________________________________________________________________\hfill 1786
Daß meine angelegte Mine glückl: gesprung u P: Dominic, im
ersten Scrutinio schon, zum Prälat erwehlt word, wird vermutlich
der Ruff schon nach St: Gilg gebracht hab. das Wort, meine ange=legte Mine, ist nichts leeres, aber zu weitläuftig, es zu erklär;
bis die spitzbiebereÿ od bossheit mündlich od schriftlich bericht kan.
die Eltern u ein Theil d Statt wusst den Ausgang d Wahl noch
eher, als die Erwehlend u d Erwelte. Sobald die Comissarii find,
daß einer erwehlt ist; so geh sie zum Erzbischof um ihm solches
zu bericht und sein Placet zu vernehm. Sie war also kaum aus
des Fürsten Zimer gegang, so schellte er, und rieff, ein Lauffer
solle Augenblicklich zu den Eltern lauff und ihn sag: er lasse
ihn sein Compliment meld und ihn zur der auf ihr Sohn
ausgefalln Wahl gratulier. da nun der Lauffer von dem
regal, das er gewiß hoff konnte und auch erhielt, so leicht,
wie eine Fed wurde, so flog er über den Marktplatz, als
wen er den Fürst ermordet hätte, schrie u stoss alles auf die
Seite und kam ins HagenauerZimer, daß er ausser Athem
kaum sprech konnte. Man sahe ihn lauff, – alles sprang aus
den Gewelbern, man sahe ihm nach, lauffte nach – und
beÿ seinem Zurük\-geh hört man daß es wahr seÿe, was man
aus seinem Lauff vermuthet hatte. Unterdess gienge es noch
fast eine halbe Stund zu, bis die in St: Peter versamelte
VolcksMenge den Ausruff des Erwehlt durch den P: Cano=nisten Klaynmayr von d Canzl erfuhr. Als ich zum
Hagenauer nachhero ins Zimer kam, war alle Zimer
durch u durch so voll d gratulant, daß man sich nicht rühr
konnte. dan kam Billets von allen Herschaft p: alle geistl:
u weltl: Räthe kam theils in Person od schickt Billets p:
Nachmittag kam die Superiores von all Klöstern und von
den Nonen die Ausgeherin. – ein deputierter von der
Universitet p: kurz! bis nachts um 10 uhr gab eins dem
and die Thür in die Hand. – das Te deum Laudamus
war um 11 uhr, und da ich dan unter dem Gemurmel von
Leut beÿm Hagenauer war, so kam die Einladung, daß
der h: Vatter, u Brud Johanes zum speis nach St: Peter
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kom sollt. das hatt sie nicht vermuthet: unterdess ist das Zimer
leerer geword, d alte Man musste sich ankleid, 2 Patres von
St: Peter kam u führt ihn hinein. Ich speisste abends beÿ
d Fr: Hagenauerin, kam aber später zum Ess, weil d
Regent im Priesterhaus und d Pfarrer in d Gnigl,
hernach aber 2 Professores aus dem Collegio da war.
unterm Nachtess kam d Bauernfeind im Versatzhaus
mit Fr: u Tochter, Bauverwalter u sie, war auch da.
nach 9 uhr kam die Kutsche von St: Peter und bracht den
alt Hagen: nach Hauß u mit ihm war h: P: Rector,
P: Vice Rector u P: Canonist. unterdess ist d neue
h: Prälat zum Schlaff nach Hauß in Nonberg gefahr, u sein
Brud Johanes musste ihn begleit. die Abtissen u einige
erstern klosterfrau hab ihn noch erwartet u eins
von Herz geweint. Johanes ist nach Hauß gefahr, u hat
uns solches erzehlt.
den 3t Hornung.
Gestern um 10 uhr bin erst zum neu h: Prälat gegang,
der mich mit der gröst Freude, wie wir sonst pflegt, empfieng,
und mich beredete um 12 uhr zum Speis zu kom, und mir
alle Gäste sagte, näml: sein Vatter, Brud, Weiser, Hefter,
Ranftl alt u junger, Camerfourier, Burgermeister, u zweÿ
Cajetaner. Probst Ney- miller, u Griming. Wir war ganz
natürlich wohlauf, es war wed Zierereÿ noch Pedanterÿ, und
nach Tisch sprach d vormalige Collegi Prediger Stechen, Sechen,
eine Menge von deinem Brud mit mir, weil er u die Schwägerin
zu Zeit auf Dornbach hinaus kom, wo dieser P: Edmund itzt
exponiert ist. da imer Gesellschaft nach Dornbach kom, so sagte er
mir, daß ganz Wien den Wolfg: vor den gröst Tonkünstler
in Wien hält. – um 4 uhr fuhr d Prälat zum Erzbischof.
das war nun die erste wichtige Neuigkeit! – –
Die Zweÿte ist, das ich den 30t nach Münch schreib muste,
weil der Brunetti zu mir gelauff kam u mir sagte, d
Erzb: habe befohl ich möchte schreib, daß er den Heinrich
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wen er Lust hätte mit 300 f u Reisegeld auf 1 od 2 Jahre,
wie er will, in Dienst nehm wolle. Heute also erhalte Antwort,
u zwar Nachmittag. deinem Brud habe gleich am dienstag solches
geschrieb, damit er in d and Sache mit B: van Swieten weg dem
Heinrich Laviert oder zurük hält. Heinrich wird also wohl
kom. – od ich ihn vermuthlich abhohl müss: da dan schon
in solchem Falle, weg der Nachsicht beÿm Leopoldl alle Vor=sorge ausgedacht habe, wens dazu kom sollte.
3.te Neuigkeit. Die schwester d seel: Verwalterin im St: Joh:
Spittal, Apotekerin in Münch, ist gestorb, u 14 Täg
darauf d Apoteker ihr Sohn. Da nun der Verw: Sepperl
seine Mutter vorstellt; alle ab intestato gestorb sind, –
so kam Brief, daß d Vatter Eÿlig mit ihm hinauf reisen
musste: – er macht also eine artige Erbschaft. –
4:te. Am Montag ist die Barisa: Hochzeit zu Seekürch,
mit sehr wenig u nur den nächst Freund, u Dienstag
geh sie auf die Redoute.
beÿ d Letzt Redoute war 176 Person, d Erzb: weg d
Wahl mit den Magistrats Comissarien in bester Laune.
beÿ ied Redoute sind 2 ande Rathsherr als Comissarii.
5te d Bader Braun auf dem Mark ist gestorb.
Die Robini Louise ist elend, kans aber noch eine Zeit
treib: kan aber auch augenblicklich an einer Schwäche da=hinsterb.
P: Ildephonsus Lidl hat sich abermahl schlecht ausgezeichnet.
Nach der Nachttafel am Wahltag gieng er zum Prälat hin, u
beurlaubte sich, da er morg Frühe abreisen wollte, den er ist
zu St: Veit beÿ Ötting beÿ den Fratrib des klosters Professor.
der Prälat bath ihn noch die 3 Täge dazubleib, u sagte diese
Worte, die alle Umstehende hört. Ich bitte sie, thun sie mir die
Ehre, und bleib sie noch hier; sie werd mir ja diesen Verdruss
nicht mach, da alle die and Herrn da bleib. Er gieng aber weg!
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Nach Tisch!
Danke für das durch den Both überschickte. Das Papier od Umschlag des
Briefs war kein Aufsatz, den du weist, daß ich mir in meinem Leb keine
Mühe gebe die Zeit mit einem Aufsatz zu verlier u mir die Aug zu ver=derb, absondlich beÿ einer solch Kleinigkeit. Ich sahe gleich daß ich ein paar
Worte in d Fed gelass, weil geschwind fortschrieb. ich fluchte, weils nicht
mehr zu änd war, und hörte auf, nahm ein ands Papier u schriebs neu.
Wen ich nach Münch geh soll, werde schon etwas mitnehm. –
Der Verlust von netto 130 f am Capital d 13000 f ist richtig.
aber durch die Taxordnung lauft d Verluest nicht so hoch, als ihn
d h: Sohn angiebt. Er wird sag: er müsse es besser wissen.
und ich antworte, daß ich beÿ Gelegenheit ihm mündlich beweis
werde, daß ich nicht nur die musik: Noten kene. Verluest, ist
allzeit Verluest, das ist ohnwidersprechlich wahr, und ist allzeit
unangenehm; wenig od viel: allzeit sehr nachtheilig. Im übrig
lebt imer noch d alte Gott. – alle Welt muß sich billig wund,
daß ihr es aushalt könnt und nicht die Begierde habt euer
Kind zu besuch und anzuseh, da ihr doch nur 6 Stund entfernt
seyd. Hundertmahl werde von all Leut darüber gefragt, daß
ich darüber Müde werde; den was soll ich antwort? – – jedman
glaubt ihr komt den Fasching herein, absondlich da er so lang ist.
die Reise ist eine Kleinigkeit, – und hier seyd ihr nicht gezwung
grosse Ausgab zu mach: zu Hause müsst ihr ja auch ess und
trink, – sollte ich nach Münch geh, so würde es komende woch, den
11t geschehen. um dan am Montage den 13t die opera La Fiera, u den
20t die opera Armida zu sehen. könntet ihr nicht unter dieser
Zeit ein sprung herein mach? – – würde ich nicht ruhiger und
getroster in Münch seÿn, wen ich euch auch nur auf einige Täge
hier beÿm Kind wüsste? – ihr wisst nicht, wie unruhig ich bin,
weil den charmant Bub von Herz liebe. Ich spielte ihm nun auch
auf d Violin vor. Er wurde ganz ohnbeweglich, und merkte so
auf, daß er kein Glied am ganz Leib mehr bewegte, da er doch sonst
mit Händ u Füssen in d ewig Bewegung ist: es war zum Erstaun!
Ihr würdet auch nicht nötig hab anzutrag, od so lang zu bleib, bis
ich zurückkome, da ich ohnehin, gleich nach meiner Zurükkunft mit
h: Schmid hinauskom werde. würde die Münchnerreise nicht dazwisch
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kom, so würde im fasching noch hinauskom. allein heute erhielt
vom Marchand antwort, daß er mit dem Antrag zufried ist:
und mich abermal ausfodt dem Heinrich abzuhohl. Gestern
donerstags hatte schon wieder von ihm 2 Brief, ein directe,
den and im Paquette, die er schrieb, ehe er mein Brief vom
Montage hab konnte: heut kam also d 3te, näml: die Ant=wort auf des Erzb: Antrag. Ihr sollt also, wen euch
mit nächstem Both schreibe, daß ich abreise, unter der
Zeit auf wenige Täge herein begeb, so wäre ich
ruhig u alles wäre gut. Es ist wirklich auffallend!
Die Köchin wird mit dem Both hinauskom. Beÿ dieser
Zeit ist dieser Spaziergang eb kein Spass, – ein paar
Schue mehr od weniger! – – –
Noch muß ich zum voraus etwas anmerk; daß
ich, wen ihr itzt herein komt, als dan den
Leopoldl zwar im Somer hinausbring werde;
aber nur en Visite solch hinauszuführ gedenke:
und keineswegs, daß er draussen verbleib soll.
Den Tag vor d Prälat wahl abends kam ein kleines
octav Calenderl verpetschiert ins Hagenau: Hauß,
mit der Aufschrif.
________An die 3 Neugierig Jungfern.
In diesem schön klein SchreibCallenderl stand auf dem ersten
Schreibblatl folgendes:
_____________________Neugierde.
Wer wird zu St: Peter den letzten Jener der Erste? –
____________________________Orackl
DoMInICVs hagenaVer beIChtVater In VhraLten
fraVenstIft In nVnberg.
______________________I. M. R.
Hinach hab wirs erfahr, daß es heist. Jacobus Mayrler Regens
_____________________________________________________________näml: im Priesterhauß.
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Durch die Glastragerin werd 19 od 20 St: Comoedien kom von d
Eberlin waberl – allerhand geschmier. diese Leute hab selbst
nichts neues. – die Abderiten hab noch nicht auftreib kön. –
d Both steht da ich küsse euch alle addio:
__________________heut frühe.
______________________________________________________\hfill Mozart mp
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