Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG LONDON, 27. NOVEMBER 1764
__________________27 _______________________________\hfill London den 27.ten Novb: ___________________________________________________\hfill 1764. Monsieur! ___________d 11t december ___________________________________Empfang _____Wundern sie sich nicht, daß ich ihnen etwas später antworte, ich habe mehr zu thun, als sich mancher etwa einbilden wird, obwohl noch die Noblesse nicht in der Statt ist, und das Parlament, wie=der die Gewohnheit, erst den 10.t Jan: des künftigen Jahres zusammen kommet; folglich noch zur Zeit sich der guinées-Flug nicht sehen lässt, und ich immer aus dem Beutl zehre. Nun ist es aber bald Zeit, daß ich wieder einfülle, den seit An=fange des Julij bis ietzt, bin ich mehr als um 170. guineés ringer geworden. Ich habe über all dieses eine grosse Aus=gaabe 6. Sonaten von unserm H: Wolf=gang stechen und drucken zu lassen, die der Königinn von Grossbrittanien |: auf ihr selbst verlangen :| dediciert werden; Eine Sache, die in dieser grossen Statt sehr viel Bemühung verursachet, indem man zu einen graveur |: wie es auch zu Paris war :| so weit als bis in Hellbrun zu marchiren hat: und diese Leute muß man immer antreiben, denn sie haben viel zu thun. _____Daß wir alle, und besonders ich, Gott lob, wohl auf sind, kön=nen sie daraus schlüssen; weil ich die=ser Täge ein Spaziergang zu Mr: Teissier in die Statt hinein gemacht habe, welches etwa so weit, als bis nach Aniff, ober dem Hellebrunn, seÿn mag. _____Man sagt, in die Statt oder nach hiesiger sprache, city: weil ich in dem Theil von Westmün=sterWestminster, wo der königliche Hof, die Gesandten und meiste Noblesse ist, und wo auch alle opera und Comoedien Häuser sind, wohne. London aber bestehet aus dreÿen be=nennungen oder 3. respective Stätt, die aber, wie eine einzige entsetzlich grosse Statt, völlig genaue zusammen hanget, nämlich: WestmünsterWestminster, London und Southwark. Nur ist der Unterschied, daß die Strassen in theil Westmünster nebst den Gebäuden viel weiter grösser und herrlicher sind, als in London selbst, obwohl ansehnliche Gebäude genug aldort anzu=treffen, darunter eines der ansehn=lichsten auch, die so genannte Royal Ex=change oder Kaufmannsbörse ist. Stel=len sie sich einen grossen Pallast vor, in dessen Mitte ein Hof ist, der grösser ist als der Hof im Mirabell. In dessen Mitte eine königliche Statue, und an dem Gebeude selbst in der höhe alle Könige von Engelland in Lebensgrösse zu sehen sind. Nebst dem sind um den ganzen Hof herum unter dem Gebäude 10. Schritt breitte Gänge, um im fall des Regens aldort sicher zu seÿn. Hier haben nun iede Nationen ihren Platz. dort sind die Kaufleuth die von Geburt Franzosen sind; hier die Holländer; da die Spanier; dort die deutschen, Italiä=ner, Portugäsen p Mit einem Wort iede Nation hat ihren Platz, wo man sie fin=den kann. Nebst dem können sie hier ein büchl kaufen, das 2. finger dick ist, darinne alle Kaufleuthe nach dem Al=phabet aufzusuchen, und ihre Wohnungen zu finden sind. Alle Täge von 1. Uhr bis 3. Uhr gehen viele hundert, und Erchtags und Freÿtags, da Post oder Bör=se Tag ist, viele 1000. Menschen hier aus und ein, und ich habe mich an einem Don=nerstage zwischen 2. und 3. Uhr kaum durch dringen können, um von dem Eingange des Hofes zu dem Ausgange zu kommen. Es sind 9. Compagnien oder Gesellschaf=ten von Kaufleuthen, die beständig 1417. Schiffe und 21797 Matrosen in ihrem Dienste unterhalten. dazu sind 45 Amthäuser zum Behufe der Handlung und Gewerbe. Wenn _______________________________________________________man man auf der Londoner Brücke stehet und betrachtet die Menge der Schiffe die im=mer in der Themse liegen, so scheint es, wegen der erstaunlichen Menge der Mast=bäume, als sehete man einen dicken Wald vor sich. Man kann in der That nichts Prächtigers sehen; ich finde in einer Beschreibung von London, die 1758. schon zum Siebenten aufgelegt ist, daß Lon=don in mehr als 95968 wohnhäuser bestehet; daß sich die Anzahl der Strassen und Gassen über 6000 beläuffet, ohne der un=zahlbaren Menge der so genannten Courts oder kleinen Gassen, die mit viereckichten platten Steinen gepflastert sind, und wo=hinn man weder fahren noch reitten darf, sonderen nur für fussgeher |: den weeg abzuschneiden :| gemacht, und wo die schönst Boutiquen anzutreffen sind. Daß nun seit der Ausgaabe dieser Beschreibung viele 1000 Häuser gebauet und London mit vielen gassen vermehret worden, und das die ohnehin so schrecklich grosse Statt alle Jahr mit einer Menge Häuser ver=mehret und mit der Zeit zu einer ganz unbeschreiblichen Grösse gelangen wird, sehe ich theils aus der alten und neue=ren Statt-Carthen, und theils bin ich der Augen ZeigZeug; indem ich nicht nur den gelegten Grund zu vielen neuen Gebäuden auf eine Stundweit, sonderen die erstaunliche Menge Häuser gesehen, die seit meinem Aufenthalt in London, folglich diesen Sommer aufgebauet wor=den. Viele Hände machen bald ein Ende und hier, wie in Paris, wird den ganzen Winter fortgearbeitet. Die Beleuchtung hier ist die schönste und grö=ste die ich gesehen habe, davon die An=zahl in der obigen Beschreibung auf mehr dann 55435. Lampen angegeben wird; so doch unendlich ietzt vermehret wor= den, indem in Hauptstrassen iedes Hauß eine und ein ansehnlich oder von ver=möglichen Leuten bewohntes Haus 2. Lampen vor ihrem Hauße hat. Über daß sind in den meisten Lampen vor ihrem Hause haben 2. Lichter, und beÿ Herrschaft Häusern und offentlichen Ge=bäuden sind 3, 4 und 5. Lichter in einer Laterne. Auch find ich hier keine so hungerige Beleuchtung, als ich in anderen Orten gefunden, wo näm=lich die meisten Lichter um 1. Uhr in der Nacht schon ausgebrandt waren. Hier lauffen die Kerls mit der Leiter über der Achsel und Feuer in der Hand beÿm hellen Tage noch, und zinden die Lam=pen an, und ich habe schon morgens um 9. Uhr noch Lampen brennen gesehen. Über das brennen im Winter rings um London von allen Seiten die Lampen auf den Hauptstrassen bis gegen eine kleine Stund weit hinaus zur Sicherheit der hin=und her Passirenden. Es sind haupt=sächlich zweÿerleÿ Gattungen der Wohn=häuser zu finden; die erste Gattungen in den Courts oder neben Gassen be=stehen nur in 3. Stockwercken, nebst Küche und Keller, so beÿde unter der Erde sind. die 2.te Gattung, nämlich in merckwürdigen Strassen und Gassen bestehet in 4. Stockwerken p und die 3.te Gattung in den vornehmsten Strassen in 5. Stockwerken. NB: Küche und Keller ist allzeit unter der Erde, und das erste Stockwerk heist, was beÿ uns zu Ebenfuß ist. Es sind hier beÿ 143. KirchenspieleKirchspiele, oder abtheilungen. 108. grosse Kirchen. und 71. PfarrCa=pellen, dazu gehören, nämlich zu den abtheilungen 420. constables oder Statt=dienerStadtdiener, oder respectivé SicherheitsCom=missarij, 227 unterVögte, 58. Aufseher, _________________________________________________134. 134. Pedellen, 1318. Nachtwächter, die alle halbe Stund ruffen, und nach Mitternacht allzeit zugleich ruffen was für ein Wetter ist. Dann sind 443. Strassen Auf=seher, an welche jährlich 11728. Pfund Sterl: für die Reinigung der Strassen bezahlt wird. Hier sind 32. fremde Kirchen, 147. Capellen und Versammlungshäuser von unterschiedlichen benennungen, und dreÿ Jüdi=sche Synagogen. 38. öffentliche Freÿ=Schullen worinne sich mehr dann 3173. Kin=der befinden; 166. öffentlich armen Schulen, die 5360. Kinder versorgen und noch über 300 besondere Schulen. 27. Spittäler für Krancke und Wahnwitzige; 14. Gesell=schaften zu Versorgung armer Wittwen und 95 Armen häuser. 51. Arbeitshäu=ser, 5. Zuchthäuser und 14. Gefängniss=gebäude. Die Summa zu Unter=haltung der Armen beläuft sich insge=mein jährlich auf mehr dan 250520 Pfund Sterling: Die Statt oder das Publicum unterhält ferner 5. königliche Palläste |: die aber zimmlich bürgerlich und gar nicht königlich aussehen :| 7. Ge=sellschaften der Gelehrten; 18. öffentliche Biblioteken; 16. Collegien für Rechts=gelehrte; 91. Compagnien der Handwer=ker, derderen 52 ihre eigene Häuser oder so genannte Hallen haben, meistens statt= liche Gebäude, in welchen sie zusammen=kommen und ihre Geschäfte verhandeln; 4. Opern und comœdien häuser; 33. Markt=plätze; 2. Thiergarten; 6 öffentliche Gärten; 50. sogenannte SquareSquares oder viereckichte grosse Plätze, wo auf einigen der Könige, oder andere Statuen sind; 2. grosse Brücken; und 8. Thore. NB: Es sind aber weder in Paris noch hier solche Thor, wie in den Stätten Teutsch=lands, sonderen eigentlich nur starcke Bar=riers. Obwohlen nun für die Armen hier sehr mildreich gesorget wird, so sind doch der armen eine schwere Menge; wenige aber getrauen sich recht freÿ zu betteln, da es verbotten ist; sonderen sie haben eine andere Art das Almosen zu verlangen: nämlich; eines biethet ih=nen im Sommer blummen-Buschen, ein anders Zöhnstöcher von Federkeulen, ein anderes Kupferstiche, ein anders schwefel=hölzel, ein anderes Nähezwirm, ein anders Bänder von verschiedenen Farben p andere singen durch die Strassen und biethen ihnen die gedruckten Lieder an, welches das allgemeinste ist und zum Eckel stündlich gehöret wird. – mir fällt nicht alles beÿ. – Hier sind mehr denn 1072. Bäcker; 1515. Metzger 1411. KäseKräm=mer; 159. Fischhändler. NB: Obwohlen man hier die Fisch nur für Pracht und delicatesse isset, die, obwohl man mit dem Meer umzingelt ist, abscheulich theuer sind. 217. Geflüglhändler; 171. Breu=stätte; 551. Coffeé häuser, NB: obwohl ich nur erst in einem einmahl gewesen bin. 447. Weinhäuser. NB: ohne die Wein=händler so Boutiquen haben. 5975. Bier=schäncken, 207. Gasthöfe, 8659. Brandwein=schencken. NB: Brandwein und Bier ist des Volkes Element. 1214. Gemieß Lä=den oder garten Buden. NB: ohne die gewöhnlichen Marcktplätze. _____Man rechnet, daß hier jährlich ungefähr ver=zehret werden 396636. Viertl Weitzen Mehl. 98244. Ochsen: obwohl man hier nicht, wie beÿ uns täglich Rindfleisch siedet. 711123. Schaafe und Lämmer. 194760 Kälber. 186932 Schweine. 52000. Spanferckl. 113536 Schäffel Austern, die hier von verschiedener Gattung und Preis, Z: E: die gröste Gattung 12. Stück für 4. Pennys zu haben sind. Aus einer solchen können sie 4. venetianische machen. indem man eine Auster nicht essen kann, ohne sie wenigst in der Mitte einmahl von einander zu schneiden. Von der erstaunlichen ____________________________________________________Menge Menge der grossen Meer Krebsen, an=derer Krebsen, Meerschnecken p und der=leÿ Zeüges nichts zu melden. Vom 26 Maij, wo die sogenannte Mackarel Season anfängt, bis den 6.t Julij ver=wichenen Jahres langten zu Billings=gate |: ein Thor an der Themse :| 589. Boats |: Schiffe :| böths voll fische an, deren iedes 2. Lasten führet; iede last enthält 10000 Fische. Hieraus erhellet das nur von dieser Sort Fische die man Macka=rellen nennet in selbiger Zeit sich auf 14. Millionen 7. hundert, und 40000 be=läuft, nichts zu sprechen von KabeliauKabliau, Schellfischen, Weisslingen, und anderen Seefischen, nebst der erstaunlichen Menge Stockfischen, flussfischen und der Menge verschiedener gesalznen Fischen. Die Rechnung des nach London gebrachten Butter und Kässe beläuft sich vom Butter auf 2. hundert und 90. tausend 263. fässchen von einer viertl Tonne, oder 16. Millionen 366. tausend 728. Pfund. ohne die frischen Butter, der alle Tag zu butter-brod verbraucht wird. Ferner 10533. Tonnen oder 21. Millionen 6. hundert und 60. tausend Pfund Käse, der mancherleÿ Arten nicht zu erwehnen die von Fremden Länderen eingeführet wer=den. Die Milch kann gar in keine Rech=nung gebracht werden. Und die Bier=breuer setzen jährlich an starken Bier et=wa eine Million 528. tausend 468. Fässer und eine Million 74000. zweÿhundert und 88. Vässer schmahl oder schwach Bier ab. ohne NB: des gewaltigen Aufgang des Land= biers. ich habe einen Auszug vom Jahre 1738. geschehen, in dem Bemerckt ware, das nur in dem Haven zu London fol=gende Wein Quantität eingeführt wor=den. nämlich: 1828. Tonnen von Por=tugall. 10255. von Spanien. 1105. Tonnen von Franckreich. 476. Tonnen von Teutsch= land und Holland. Summa 30040 Tonnen. Daß ietzt noch einmahl so viel eingeführet wird, hat seine Richtigkeit. dann alles sauft Wein, obwohl der mindeste Preis einer Boutellie Wein |: die noch etwas kleiner als unsere sind :| 2. Schilling. – – dann andere Weine von 3. bis 20. Schil=ling eine Boutellie kostet, welches, so un=glaublich es scheinet, doch die heilige Wahr=heit ist. Indem die gräulichst accise auf die Weine gelegt sind, um den Abgang des Biers, Cyder oder Mosts und Brand=weins p als Landproducta zu beförderen: und obwohl die starken getränke nicht für nothwendige Lebensmittel zu achten sind. So werden sie doch aus folgenden Rechnungs Auszug de ano 1733 den ich gesehen habe, die Menge der eingeführten und hier selbst distillirten Sorten starcken ge=tränckes bewunderen. 36823. GallonsGalloons Arrack. GallonsGalloons ist eine Massereÿ die mir noch unbekannt ist; ich finde in einem Buche das es 4. PeintsPintes de Paris beträgt; dieß wäre demnach 4. unserige Boutellien eine Gallons. Arrack ist ein Brandweins Art so aus einer jndianischen frucht gebrannt wird, von ost indien komt und dort ein gewöhnlicher Getranck ist. Er wird zum guten Punch gebraucht. 1. Million 300 und 15000, dreÿhundert und 52; id est: 1,315352 Gallons Brandwein. 328 14. Gallons citronwasser. 316 23 gallons Cordial wasser. 3791. gallons Wachholder=brandwein. 103 12Gallon Rackee. 327703. gllons Reem, zum gemeinen Punch, und or=dinaire Magen Cur. 12. Gallons Vizneÿ. 154 12 Gallons Usquebaugh. 12527. gallons Cyder oder Äpfelwein 890319 gallons Me=lasses. 1.601293 gallons Kornbrandwein. welches zusammen 11,205627. Gallons be=trägt. Man rechnet das jährlich 11, 644863. Pfund inslicht Lichter in London gemacht werden, und da doch alles was nur ein wenig ein Ansehen machen will ___________________________________________________Wax Wax brennet, gar schlechte Leute aber, und andere beÿ vielen Gelegenheiten Oehl brennen. Nun wissen sie aber=mahl zimmlich etwas von London, ein anderes mahl, wieder etwas anderes. – – – _____Ich und alle die meinigen wünschen ih=nen und dero Frau Gemahlin million Glück zu der angetrettenen Standes Veränderung des Herrn Sohns Caietan, ich habe eine sehr gute Meinung von ihme, und da sie allzeit ein guter und vernünf=tiger Vatter sind; so thun sie auch sehr wohl ihn, wenn er auch wieder nach Hause keh=ren sollte, mit offnen Armen und freu=digen Gesichte zu umfangen, da er ie=derzeit ein stiller ruhiger Knab war, so wird er nichts thun, als was er sei=nem Seelenheil am vorträglichsten zu seÿn erachten wird: desswegen ist das Probier jahre. Der Wolfgangerl hat geweinet, da ich es aus dem Briefe ab=gelesen, und auf befragen warum? – – so war es ihm leÿd, weil er glaubte, daß er ihn nun nicht mehr sehen werde. Wir belehrten ihn aber eines anderen, und er erinnerte sich, daß er ihm oft eine Fliege gefangen und die Orgel auf=gezogen, auch die Pölzl-windbixwindbüchse gebracht. so bald er nach Salzburg zurückkomt will er nach St. Peter gehen und sich von Mr Caietan eine Fliege fangen lassen, und dann muß er auch mit ihm Pölzel schiessen. Er hat also das Ordenskleid an dem nämlichen Tage angeleget und sich in das Novitiat begeben, an welchem ich vor etwa 17. Jahren in dem Orden der geflickten hosen getretten und zu Aigen mit meiner Frau Profession gemacht habe. Wir erinnerten uns selben Tages fleissigst seiner und wün=schen ihm 1000 Glück und nichts als die Erkänntniß seines wahren Berufes, die ihm Gott verliehen und ihn dadurch auf den Weeg seines ewigen Seelen Heils führen wolle. Sie haben nach ihren ge=wöhnlichen vernünftigen Überlegung sehr wohl gethann ihn nach München und Augspurg reisen zu lassen, damit er doch siehet, daß ausser Salzburg auch noch Menschen sind. Daß anbeÿ der Cammerdiener des herrn graf van Eÿck von uns so rühmlich zu sprechen die Höf=lichkeit gehabt, ist eine Gütte von ihm; indem die Schuldigkeit ehrlicher Leute ist so zu leben, daß man weder sich |: amor incipit ab ego :| nach seinem Vatterlande zur Schande, sondern, so viel möglich, zur Ehre ist. Daß aber H: Graf van Eyck eine Gräfin von Königsfeld zur Ehe genommen, ist mir lieb zu vernehm=men, denn es mir sehr Leid gewesen wä=re, wenn er, da er das erstemahl eine Frau von einer so guten Familie hat=te, das 2.te Mahl eine Frau von nie=drigem Stande gewählet hätte: und das er nicht lange ohne Frau bleiben wird, das habe ich mir wohl einbilden können; Allein keine, wie seine vorige war, hat er nicht mehr bekommen, das kann mich niemand bereden. Ich weis es, und die Zeit wirds lehren. – – – Wemm ist dann eingefallen, daß der römische König eine englische Prinzösin heurathen soll? – – Das ist ein Traum! der ietzige König ist von einer Weiblichen Linie her auf dem englischen Throne; wie auch nachdem Jacobus 2.dus vertrieben ware, dessen Schwieger Sohn Wilhelmus 3.ius Prinz von Oranien auf den englischen Thron kamm, weil seine Frau Jacob 2.di Tochter war. Und wem soll nur einfallen, daß Engel=land eine Prinzessin an einen catholischen Prinzen von einem so grossen Hauße geben wollte, wo man über lang oder Kurz einige Ansprüche besorgen müsste, da die nämlichen Casus 2. mahl hinter=einander mit dem oranischen und Han=noverischen Hause existiren. Meine ____________________________________________Zeitung Zeitung wird wohl etwa wahrscheinlicher seÿn, wenn ich sage, daß der Prinz Carl, seine Schwester und der römische König sich mit dem Churfürsten und der Chur=fürstin aus Bajern in Straubingen den 2.t Novb: wegen einer zukünftigen Mariage unterredet haben. Herrn Wagner von Tittmoning, und H:n Hof=Statuario Hagenauer gratulire von Herzen zu derselben Standes Verände=rung nebst unser aller Empfehlung. – – Bedaure das Unglück des Herrn. wie es halt gehet! multum clamoris et parum Lanæ, oder nicht alles was glän=zet ist Gold. Dem H: Spöckner bitten wir alle unsere ergebneste Complimen=ten zu machen, und ihm zu sagen, daß, obwohl die die contredancecontredanses hier zu hause sind, doch nichts wenigers als schön fi=gurirt, noch weniger schön gedanzt wer=den. Die Arien aber sind zum theil gut. ich werde ein ganz Buchvoll mit= bringen. Lebt Herr Dellmor noch wohl auf? und was macht der ehrliche H: Deibel? wir empfehlen uns diesen ehr=lichen unsern lieben Freunden von Her=zen, und allen die uns lieb haben. p:S: ò Mein gott wie viel habe ich zu schreiben?! Hr: Vogt bitte ich nebst meiner Empfehlung zu sagen, daß ich ihm und wir alle unendlich danken. – – daß paris und London mit Mitterwalder Geigen voll sind, und daß sonderlich hier eine erstaunliche Mauth auf alle Sachen ist. doch habe ich anstalt getrofen, daß wenigst in paris etwas mag zu machen seÿn: allein ich muß ihm vorläufig sagen, daß in paris und hier die violin sehr Stark bezogen, und die E, wie schwache A sind. die violin muß er auf diesen Fuß einrichten: sonst ist nichts zu machen. hingegen ist, sonderlich in paris der thon oder die Stimung nieder und sehr tief. ich hab seiner Zeit Correspondenz genug. allein ich muß erst die Weege der Mauth ausfindig machen. welches das schwereste ist. addieu.