Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 9. BIS 11. MÄRZ 1786
Der Leopoldl ist gesund!________________\hfill Salzb d 9t Merz ______________________________________________________________________\hfill 1786 Samstag d 4t sind wir abends vor 6 uhr angelangt, und hab d Leopoldl in guter Gesundheit angetroff. Am Sontag hatt wir um halbe 12 uhr beÿm Erzbischoff audienz, der sehr freundlich u gnädig war. Abends hat d Heinrich das erste mahl beÿ d Musik mit gespielt. er spielt allzeit mit dem Brunetti. Am Montag spielte er ein Quartetto, und am Dien=stag ein Concerto, mit allem erdenklich Beÿfahl. da dem Erzbischof, weil die Redout so Herrlich ausfiel, der Einfahl kam, auch in d Fast etwas zu hab, so dachte er auf die Casin=Versamlung, die ano 1781 beÿ seiner Abwesenheit gegeb wurde, und schickte an den Magistrat, daß durch 5 Mittwoche d Fast solche möcht veranstaltet werd: Gestern war also die Erste Versamlung. da Brunetti wuste daß d Heinrich komt, so war er schon auf der Lista. Fürs accom=pagnier bekomt Heinrich u ied der erst 2 f. die übrig 1 f. der ein Concert spielt bekomt ein duggatt. Heinrich spielte also schon gestern ein ViolinConcert zu allgemeinem Vergnüg, so daß man durchs ganze Concert nicht ein einzigen unrein Ton hörte u alles sich verwunderte. da in 10 od 12 täg d Geiger aus Venedig erwartet wird, so sagt die Wälsch imer, oh povero Veneziano! come sarà avilito Se sente sonar questo Giovane! künftig Mitwoch wird er, – tags vorhero aber beÿ Hof, ein ClavierConcert spielen. Wer sich abboniert zahlt ein duggatt u kan seine ganze Familie mitnehm: sonst ist das Entrée 24 Xr = od wie itzt höre 36 X.r. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Es sind über 70 Abbonent. Es war erstaunlich voll, weil auch viele fremde kaufleute da waren. Im Saal war spieltische für Noblesse u Rathsleute u im lang Zimer spielt kaufleute, u im erst Zimer daran war Pharo, – u wo sonst Faro war, da spielt wied Cavalier. Man konnte alle Erfrischung hab, u Confittur. kurz! Es war schön! Am Fasching Sontag war 460 Person, und, wie mir alle erzehl allezeit schöne u besonde Masquer da. – am Dienstag war Ball beÿ Hofe. Ich muß die sehr betrübte Nachricht schreib, daß t: h: Obersthofmeister in\newline Roveredo gestorb ist. gestern nachts kam eine Staffette. h: Le Brun u sie hab schon vorgestern u gestern er=wartet, da sie mir sagt sie wollt Montag od Dienstag abreis um über Salzb: nach Neapel zu geh. Vielleicht kom sie heute. Sie wird vermutlich singen. den 10t Merz Gestern erhielt ein Schreib vom Marchand. er berichtet daß die Gredl vom Gr: Seau Goldene brasselets Halsgehäng u Ohrgehäng, blau amaliert und mit fein Perlen garniert zum present bekom, die recht schön sind. – ferner, daß h: Le brun u Sie erst künftige woch abreisen, weil beÿde etwas un=bässlich wär. allein ich verstehe es besser, – sie werd antrag am Wahltag hier zu seÿn, so wie das vorige mahl. mir scheint sie werd sich producier, dan d DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Erzbischof weis schon, daß sie kom, und stellt sich gar nicht böse darüber. heute hat so gar die Gräfin Lizow zu mir geschickt – ob sie noch nicht gekom wär? – – also am Erchtag d 14 grosse Musik beÿ Hof, u am Mittwoch Casinmusik auf dem Rathhause. Der both brachte mir d Capaun, dafür euch danke, die Robini Louise ist noch nicht tod, aber Elend im höchst Grad. Gr: Leopold Firmian von Passau, d MajoratHerr ist heute frühe angekom, da eine Staffette vorgestern nachts hier durch nach Passau ihm die Nachricht bracht: heute Vormittag also hat es die Gräfin erst erfahr. Das Lämere u die flasch sind richtig überbracht word, so wie heut abends die Glasträgerin die Comoedi u Schachtl richtig über=antwortete. die seid wird iede farbe besonders gespon werden. Ich wünsche das ihr 18 f für das Mieder bekomt, den wer soll es kauff? wem ists recht? wo ist eben ein klein kurzleibige zusamgeschoppte Person, die es trag kan, u NB dir eb ein solches Mieder zu zahl im Stand ist, od für die sichs schickt so ein Mied zu trag? – NB ein Steifes Mieder, das noch obendrein ganz aus d Mode ist. die Loretto Kindl Kleiderin kans nicht einmahl brauch, da d Zeug durchs abneh ganz verstoch ist p: Vom Geistl: Egedacher weis nichts als daß ich schon, ehe ich nach Münch reisete, gewust habe, daß man ihn fortschick wird: erstlich, damit er sich in d Mutter u Schwester Sach nicht mehr einmisch kan; wodurch ewige Zänkereÿ entsteh, u 2do damit er beÿ seinem geistl: Stand unter eine Aufsicht komt, und nicht etwa dem Orgelmacher durch Stim und Pfuschen p: einig Eintrag thun od mit ihm in Zwistigkeit kom möge. Der Orgelmacher wird so bald nicht nach Hauß reisen, er hat wirklich viel arbeit. – Nicht nur weg dem Wahltage ist an das Hinausreisen nicht zu gedenk, sond es komt aufs Wetter an, den es ist eb kein Spass beÿ dieser Kälte DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 und wind auf einem offnen Karrn 6 Stund sich herumwerff zu lassen. ich kan demnach keine Zeit bestim. wir kom gewis, so bald es möglich ist ganz gewiss. \newpage Hier schicke die Abderitt, durch die Glasträgerin, od durch den Both. h: Marchand hat mirs für euch gelieh, – das ganze Marchand: Brochard: p: Langisch, kurz, alle be=kannte in Münch empfehl sich. Ich küsse euch beÿde von Herz, grüsse die Kinder und bin ewig euer redlicher ____________________________________________________________\hfill Vatter Mozart mp Der Heinrich empfehlt sich beyderseits gehors: Die Salztragerin wird vermuthlich morg Reiß, gerst u Erbsen auf einem Schlitt mit hinausbring. den Salzstock wünschte einmahl, weg zu hab. Die Glasträgerin wird auch 2 Schachteln mit bring. worin die gesponene Seÿden ist, die, wie du aus dem dabeÿ liegend Zettl seh wirst nicht mehrers als, 13 12 Loth gehabt hat. das spinerlohn pr: 34 Xr habe noch nicht bezahlt. – dan wirst du das Silouette vom Bologna find, der sich euch empfehlt. dan hab ausgelegt. ______für 20 ℔ Reis à 9 Xr________________________„ – 3 f„ – __________10 ℔ gerst à 7 X_______________________„ – 1__„ 10„ ______Ein Stückl bandl ich glaube 38 Ell________ – 1__„– 6„ __________Kraut______________________________________________„ 40„ ___________das schaffl_____________________________________„– 6„ ______12 Massl Erbsen à 12 X_______________________ 2 ___„ 24„ ________________________________________________________ _________________________________________________________________8___„ 26„ _____________________________________Seidspinn____________________„ 34 __________________________________________________________________ _______________________________________________________________________9 fl – DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 den 11t heut frühe. Der Leopoldl ist gesund u wohl auf, d Heinrich tragt ihn eb auf dem Arm herum u lacht mit ihm. Den Schmuck habe dem h: Marchand in Hand gelass, wen etwa eine Gelegenheit sich find möchte solch anzubring: da er diesen Somer uns sicher besucht, so kan er ihn zurück bring. Jud u Händler die wied recht darauf gewin woll, kauff ihn schwerlich. warum dort der Wienerjude so viel in d Hitze geb wollte habe gleich in einem paar Stunde durch sein betrag beÿ d Licitation entdeckt. Alles seiner Zeit mündlich. – DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 \newpage À Madame Madame de Sonenbourg à St: Gilgen DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881