Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
text encoding, text editing
Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
[https://dme.mozarteum.at]
2015-9
CC BY-NC-SA 4.0
https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1510
A-Sm
A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT)
last file update: Wed May 11 14:48:20 2022
LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 17. UND 18. MÄRZ 1786
___________________________________________[1786]
____________________________________________________________\hfill Salzb d 17 Merz
_____________________________________________________________________________\hfill 1786.
Am Wahltag hat Heinrich das Concert auf der Rad=Nanerl Fortepiano mit dem gröst Beyfahl gespielt.
Dieses Fortepiano ist gar leicht zu spiel: allein es geht
auch dessweg viel stiller, weil die Hämer keine kraft
zum Anschlag hab, da sie zu nahe an den Seyt
steh. Das ist die Folge, wen man, um die gar zu grosse
Leichtigkeit im spiel zu erhalt, die Einrichtung trift,
daß die Claviatur gar zu seicht abfallt. Man darfs
kaum anrühr so hat man gleich eine piano-Ton: aber
man kan ihm keine kraft im Forte geb, weil die
Hämer kein Schwung zum Anschlag hab, und die Seit
gleich nahe berühr. Am Mitwoch war beÿ d Cassino=musik eine erstaunliche Menge Mensch, wie eine Redoute,
der alte h: Hagenauer war so gar auch da. Von dem
erst Concert habe kein Zettl. Vom letzt liegt er beÿ. –
Gestern um 2 uhr sind wir zum Verwalter hinaus
gegang und fand den Wenzl Sadlo, der um halbe
11 uhr Vormittag gestorb, auf dem Brett. der Leb=zelter Lewitsch ist gähe am Schlag gestern gestorb.
daß viele domherrn hier sind, weil das Wahlgeld
einzunehm war, könnt ihr euch vorstell: alle Noblesse
und ande p: macht mir ohnausgesetzt die grösten
Compliment weg dem Marchand. Am Sontag schrieb
ich weg der opera vom gluck Orpheo und
Euridice nach Münch, weil man sie am letzt
Cassin=Tag absing möchte, u Graf Seau schickte
sie mir in einem 3 spanhoh Pack, alle Stimen
schon herausgeschrieb, gestern schon durch d Postwag.
Ich bin auch in Correspondenz ein Hautboist h: Hirschvogl
statt des Feiner, von Münch zu bekom, welcher um
DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
20 f monatl: kom will, wen er leblängl: Decretiert wird.
Auf dein Brief, den eb der Both brachte: – – –
Graf Arco ist als Obersthofmeister Erklärt word, – das war
ein Titl=promotion, den nun ist er halt Obersthofm:
u OberstCämerer.
Jederman wünscht d Robini Louise, daß sie es überstand
hätte, so elend ist sie. ein Sceleton. –
Das Geld die 9 f habe empfang. ich würde die Rechnung
nicht in den Brief noch hingeschrieb hab, wen ich nicht
nach den Wort d Glastragerin gewiß geglaubt hätte,
die Sach fortzubring.
\newpage
Der Leopoldl hat seit einig tag mit den Zähn zu
thun, ist also nur zu Zeit guter Laune u nicht imer.
der Heinrich ist ein halbes Kindsmensch, u isst aber auch
fleisig die Kochraumeln die über bleib.
Den Leopoldl werde so lang beÿ mir behalt, als ich
das Vermög habe ihn zu unterhalt, Gott sieht mein
gutes Herz, das übrige weis er zu ordnen, aller
Mensch Schicksaal ist in sein Händ. Werde weg
einem gut arbeitsam Mensch nach der Vorschrift, die
du mir gemacht, alsogleich nachfrag.
Der Heinrich empfehlt sich und wünscht euch beÿde
bald zu seh. Er geigt u spielt vortrefflich.
Heut Vormittag war d geistl: h: Egedacher beÿ mir sich beurlaub
da er gleich mit dem Kamerboth zu d Pat: Frenciscanarn
nach Hundsdorf abgereiset ist. Wen hinauskome, werde die
musikali, die du noch von ihm hast, mit herein nehm, und ihm
schicken. er beurlaubte sich mit Thrän in den Augen.
DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
Die Cassin=accademie wird auch noch nach Ostern wenigst 3
mahl noch gehalt werd, wie damals ao 1781 als wir von Münch
kam, u ich den Heinrich mit mir brachte. Es war letztlich nicht
nur Consistorialen, sondern die Professores von d Universitet da,
und 3 Canonici aus dem Kloster St: Zeno, die aigens herüber
gekom, u um 9 uhr, da es aus war wied aufgesess und nach Haus
gefahr. künftig Mittwoch wird d Heinrich ein Concert
vermuthlich auf dem Pianoforte, das d Arco Leopold hatte,
spielen. – Nun ist auch d ReichsHofrath Gr: v Firmian
hier, so wohl er, als sein Brud von Passau der Majorat=Herr seh beÿde elend aus, wie die sieb theure Jahre, sie
war auch auf dem Rathhaus, beÿde hab die Aus=zehrung am Halse. das glück ist daß der MajoratHerr
3 Söhne hat, davon einer hier Domherr ist, und zween
jüngere sind in Passau.
Heut frühe d 18t
Der Leopoldl ist wied frisch, es war eine Wildniß, wie die
weiber zu sag pflog; schon gestern u heut frühe sahe, und
sieht man rothe fleckg, und wimern p: die Säure hat heraus
geschlag: wies halt beÿ Kind geht. Er küsst euch, hat eb
mit mir gelacht und gekirrt, weil man noch bemerkt, daß
er verschleimt ist, da kan er nicht recht heraus schreÿ, wie ers
macht, wen er Lustig ist. Schicke hier die choccolate à 1 f 30.
küsse euch beÿde von Herz, grüsse die kinder und bin wie
_______________________________________________________allzeit euer redlicher Vatter
_____________________________________________________________________\hfill Mozart mp
DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881