Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 23. MÄRZ 1786
Der Leopoldl ist gesund!_________________________\hfill Salzb. d 23t März _____________________________________________________________________________\hfill 1786 Gestern war abermahl die gewöhnliche Accademie. Marchand spielte das Concert ex D mit der terz minor, das dir letzhin hinausgeschickt habe; da du die Clavier=Partÿ hast, so spielte ers aus der Spart und Haydn wendete ihm die blätter um, u hatte dabeÿ das Ver=gnüg die künstliche Composition u Verwebung, auch die Schwürigkeit des Concerts einzuseh. ich wehlte dieses Concert, weil von den and die Clavierstim beÿ dir sind, u von diesem die Spart noch in Hand habe und es also mach konnte; Vor=mittag wurde es probiert, u das Rondo 3 mahl gemacht, bis es das orchestre recht zusam traff, weil ers zimlich geschwind spielte. Es war wieder eine Menge Mensch da. alle Consistorial u Professorn d Universitet. M:dme Slaucka macht ihr gut Profit dabeÿ, da unter der halb Musik ausgeruhet wird u alles vom erhöhet orchester herunter spaziert, folglich alle Leute auch unterdess etwas zu sich nehm, und sich hindräng; es ist aber auch eine schöne, reine und noble Be=dienung. kurz! der Kaÿser könnte gegenwär=tig seÿn. der Erzb: gieng erst nach 9 uhr weg. Am Freytag, morg, ist die Confirmation d beÿd Prälat, von St: Peter, u von Baumburg. und am Montag, am Ruperti Tag, die Weÿhe in d St: Peterskirche. der von Baumburg ist ein Franck. Die Tresel hat gestern frühe durch den Knecht der Eisenniederlegerin alles hinaus geschickt. dan kam nachmittag unverhoft d ande Kerl. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Die Hagenauerisch, u auch so gar d alte Herr war beÿ der Accademie, – die Haselbergerisch sind auch allzeit da. alle empfehl sich. Der Both brachte mir eb itzt dein Brief u darine 1 f 30 X. – ob die chioccolate gut od schlecht war, konnte ich nicht wissen, weil solche nicht verkost habe. aber vermuth kan ich, daß, da alles theurer geword, und d Preis der waare bleibt, so wird halt die waare schlechter gemacht, ich habe es längst an der chioccolate à 1 f 15 X bemerkt. Ihr könt versichert seÿn, daß ich längst mit dem Orgelmacher hinausgekom wäre, wen nicht solches durch dazwisch gekomene unvermuthete Zufälle gehindert word wäre; und anfangs auch die Witterung u die bösen Weege gehindert hätt. Nun war mein Antrag schon auf den 30t März gemacht: allein das wird dadurch ohnmöglich weil den 5t April die opera Orpheo vom Gluck beÿ d Accademia abgesung wird, wozu die Büchl gedruckt werd und wenigst 4 Prob mit d Musik müss gemacht werd, da dan meine u des Orgelmachers Gegenwart ohnentbehrlich ist. über das hat h: Altman den Ital: Text aus d Spart heraus zu schreib, und da ers in die Poesie zu setz beÿ den Recitativ nicht ver=stehet, so muß ich ihm an die Hand geh, und dan wens in die Druckereÿ komt die Correctur übernehm. Ich muß demnach das Hinausreisen auf den 6t April verschieb, um dan den 8t wied hier abends längstens einzutreff, wen nicht ein Regenwetter mich hindert, od auch die Arbeit beÿ Zurichtung der gross Orgel nicht zu groß ist, daß der Orgelmacher etwa ohnmöglich abkomen kan, die der seel: Egedacher so sehr vernachlässiget hat. Ihr seht wohl, daß, wen auch ich könnte, so sind fälle da, wo der Orgelmacher nicht abkom kan. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Das Wetter ist seit einiger Zeit auch hier imer schön und warm. anfangs wars aber in und vor d Statt sehr kothig: allein itzt ists meistens trocken. Ich bin beÿm koth eben so wohl, als beÿm trockn weeg spazier gegang; aber nicht so lang, als ich sonst pflegte, da seit meiner Zurückkunft von Wien imer sehr viel zu thun hatte, od sonst durch Leute überlauff und gehindert wurde. Weder die Schattenspiel noch Marionettspiel habe geseh: niemand wollte es loben. Ich würde auch nur weg dem Pimperl hingegang seÿn. Gestern wurde ich vom h: Haselberger gefragt, ob es wahr seÿe, daß h: Oberschreiber Pflegscomissarius zu Lofer am wahltag geword seÿe? – ich konnte nichts andes antwort, als, daß ich kein Wort davon gehört habe. Nicht ein Wort! – ich wünschte, daß es wahr wäre. Mir thut es sehr Leid, daß die Lenerl krank ist, ich wünsche ihr eine baldige besserung. ich hab auch eine Patientin. die alte Tresel hat so sehr das Rothlauf im Gesicht, daß ihr der Mund verschwoll ist, und nicht einmahl eine Suppe recht essen kan. und du weist wie hart es hergehet bis sie etwas braucht und einnimt. Ich verstehe unter d 2 schwarz Hütten, die du verlangst, 2 stroh=hütte. nicht war? – – weg einer Hausmagd habe schon Comission gegeb, unter and sprach mit der Fr: Waldmeisterin davon, die sich beÿderseits empfehlt, u beständig auf dich denkt. h: Dr: Joseph Barisani fragt mich allzeit um dein Wohl=ergeh: – und die gualbert Dobrowa sagte mir auf dem Cassin, daß du schwanger seyest. Hofrath Hermesisch, Schiedenhofisch:, Hagenaur:, barisanisch:, Mölkisch, und Gott weis DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 wer aller, imer frag und frag und wied frag, – eben so die Grafin Lizow, die Gr: Klözlisch, die Baron Schafmanin p: Bischof in Chiemse, h: Domdechant, graf Daun, Oberst=stallmeister u so gar der Bischof von Lavant Schrattenbach fragte mich gestern um dich auf dem Cassino, weil man euch so lange nicht geseh hat; h: D'Ippold giebt mir in allen Gelegenheit seine Empfehlung auf. Gegenwärtigen gedruckt Einschluss schickte mir dein Bruder. Die erst 7 Räthsel habe gleich beÿm Lesen aufgelöset. das 8te ist schwerer. Die Fragment sind gar gut und wahr: und sind wirklich wohl zu Beherzigen; vom ersten bis zum Letzten. das 6te ist auch zu beherzigen. NB die Seufzer Alleé im 7t ein Ort im Reduthaus zu Wien das man so nent. – Heute kams ins Zeitungsblat; aber für Salzburg hab wir No 14 durch eine Abänderung vergoldet. – ich bitte mir das Blätl wieder zurück zu schicken. Schicke mir auch die Sonaten vom Clementi herein, die wir vom Bullinger hab. Der Leopoldl ist schon zu Zeit von meinem Tisch etwas. er küsst euch: und ich küsse ihn für euch. der Heinrich tragt ihn oft auf dem Arm, und Secciert ihn mit Küss. der Heinrich empfehlt sich und wünscht euch bald hier zu seh. Von den Marchandisch sind in all Briefen Empfehlung nach St: Gilgen. sende 4 Limoni à 10 Xr. Küsse euch von Herzen, grüsse die Kinder und bin wie allzeit euer redlicher ___________________________________________________________________\hfill Vatter Mozart mp Heut den 24t um 7 uhr morgens, eben hat man d Robini Louise das Zügenglöckl geleutet. der Leopoldl ist wohlauf, er isset eb eine Suppn. d Heinrich geht zur Confirmation aufs Consistori u ich um halbe 9 in dom zur Vesper. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Ein wirklicher Assessor Consistorii in Augsp:, ein junger geistlicher, der Sohn des h: Dr Bader in Münch ist auf kost des Churfürst von Trier hier beÿm hiesig Consistorio auch zu pracktizier. Dieser hat verflossen Samstag im Dom gepredigt. die Predig dauerte eine starke halbe Stund, und, da die Leute hinausgieng, lachte eins zum and, weil kein Mensch ein Wort verstand. Die Stime würde für mein Saal zu schwach gewesen seÿn, u die gemein Mensch die mit offnem Munde in der Mitte unter der kanzel stund u etwas versteh konnt, Begriff nicht was er sagte. Ich, Peranzky, u Eybeck stand beÿsam unter d kanzel, verstand freilich alles: allein, ich sagte, das ist für gelehrte Zuhörer eine vortreffliche Rede, aber kein Predig, sond ein Scizzo od Entwurf um aus diesen, durch lauter Schlussätze zusamgedrangt zween Theil, zweÿ herlich ausgeführte Predig zu mach: und so war es auch. – Morg, wills Gott, werde den Schneeh: h: Rieger hör, der vorm jahr so trefflich predigte. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 und, Hilf Himel! wie wirds Geläuffe angeh, wen d 24t h: Hübner predigt. der hat aber auch eine gute Stime. Daß viele Leute im Cassino sind ist gar nichts zum verwund, man abboniert sich mit seiner ganz Familie für ein duggatt, folglich sind für diese bezahlung oft von einem Hause 4, 5 und mehr Person da. h: Pr: Steinhauser ist allzeit richtig mit 4 Person da. Die Privat Einlag à 36 X ist nur für Liebhaber, die beÿ der Thüre bezahl, die theils kom, theils wied ausbleib. – Überhaupts ist diese Cassin=musik sehr beliebt. Die Patres Professores sind fleisig allzeit da. Die meist Kaufleute u Rathsleute sind abboniert. h: Hofrath Hermes komt sicher 5 u 6 Person, u so fort p: DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881