Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
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Los Altos
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Morgenstern
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Kelnreiter
Franz
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Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 31. MÄRZ UND 1. APRIL 1786
________________________________________________________________________\hfill Salzb: d: 31t März
Der Leopoldl ist gesund!_____________________________________________________\hfill 1786
Mir thut es sehr Leid, daß d Brief ist verlor gegang, da mir
die Aug vergebens strappazierte, auch nicht mehr wissen kan,
was ich alles geschrieb habe. Ich schrieb, daß die alte Schnürer
Sepperl begrab word. = daß du die neu Concert nur
braf exercier sollst, u solche hier spielen, und hör wirst. =
daß d Salzstock 1 f ist. = daß ich mich eures Geferts zum
hinausfahr nicht bedien kan, weil den Tag und die Zeit
ohnmöglich gewis weis; aber mit dem Orgelmacher gewis
kom werde, so bald es möglich ist, u daß wir Schnee, koth,
und was nur imer zum schlecht weeg etwas beÿtrag kan,
im vollen Überfluß hab: daß übrigens dem Fortepiano
gar nichts hauptsächliches fehlt, und bald wird hergestellt
seÿn. = daß es mich freuet, daß die Lenerl, die
ich grüsse, wieder besser geword ist, = u daß die Tresel
auch wied besser ist. = daß die 7 Räthsel richtig auf=gelöset sind; daß wir aber alle das 8te Rätsel nicht
auflösen kön, u deinem Brud bereits desswegen
geschrieb habe, indem er der Philosoph und der Author
der Rätsel u Fragment war; daß die Räthsel nur ein
Spass, die Fragment aber zur Bildung d Sittligkeit
die Beherzigung iedes vernünftig Mensch verdien, und eb
dessweg durchaus vorzüglich gefielen. = daß ich mich
für die Eÿer bedanke p: = daß d Leopoldl selt Koch, sond
Eÿergerst pp: u anders isst. übrigens war nichts als ver=muthlich etwa d aviso Zettl vom RathhausConcert darine;
Und daß d Erzb: die 2 Prälat in d St: Peterskürche
um 8 uhr unter einer musik: Pontificalmesse ge=weÿhet hat, – daß die 6 Prälat beÿ Hofe
speisst u beÿ d Gesellschaft war p.
Der Marchand hat am Mittwoch außerordentlich gut auf
dem Cassino gespielt auf der Violine: alles bewunderte ihn.
er musste mir aber das Concert 2 Täge, wie ein Viehe, exer=cieren. Es war ein neues schweres Concert ex E # vom Viotti.
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Mit dem Warzengeist vom Gilowsky kan dieses mahl nicht
umgeh, – mit nächstem werde es besorg; dem Baron Rechberg
hat es auch geholfen: allein, du weist, es muß oft gebraucht
werd u behutsam.
Hier ist auch das Kind Magazin.
Ein briefch von d Gretl.
Und 3 Sonaten von d Gretl, da die and erst müss
durchgeschaut u Corrigiert werd, weg der Copistenfehler.
Es wird ein OberstCamerer gemacht werd: noch weis
man nicht, wer es seÿn wird. Man spricht von einem
Graf Arco von Münch, der dort von sein Mittl lebt, u
dess Frau ich kene. Man spricht vom Gr: Arco von
Passau des gr: Leopold Vatter. Man spricht von einem Graf
Attems von Gratz, – und vom Gr v Herberstein.
Morg Frühe werde schwerlich mehr etwas schreib kön. Heut war
ich beÿ der erst Probe vom Orpheo vom gluck, die von 8
uhr bis nach 12 uhr dauerte, und morg um 8 uhr ist
abermahl Probe, weils zur genau production so viele
Beobachtung nötig hat, nicht das die Musik schwer ist, sond
aller Ort das wahre Tempo und den recht Ausdruk
zu find, das erfordert viele Repetition; so auch das
richtige Eintrett d Chöre. die Büchl werd gedruckt, ich
hatte sie aus d Spart in Ordnung gebracht, u h: Altman
geschrieb. am Mittwoch wirds abgesung; da wird aber
kein Spieltische im Saal seÿn.
Die Marchandisch schreib in allen Briefen Compliment nach
St: Gilg, u h: von D'Ypold trägt mir allzeit das
näml: auf. Ich könnte mich ohnmöglich aller Leute besin
die um dein wohlseÿn fragen, so zwar, daß, wen ich
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argwöhnisch wäre, oder von dir keine Briefe hätte, ich wirklich glaub
oder muthmassen könnte als wärst du Krank oder sonst in
unangenehm Umständ, die die Leute von mir näher zu erfahr
mir Anlass geb wollt, weil des gewis angelegentlich
besondern Fragens kein Ende ist. Nun muß schlüssen, es ist
schon halbe 12 uhr, ich habe noch vieles zu thun und muß auch
schlaffen geh um morg früher als gewöhnlich aufzusteh.
ich küsse euch beÿde von Herz, grüsse die Kind u bin wie
allzeit euer redlicher Vatter
________________________________________________________\hfill Mozart mp
Das Cassin war am Mittwoch wied erstaunlich voll,
obwohl abscheulichs Wetter war. Es war abermahl
Consistorial, – Professorn, u so gar ein StattCaplan
da.
Heut d 1t Aprill. Der Leopoldl ist,
____________________Gott Lob gesund! küsst
____________________euch, die tresel u Nandl
____________________empfehl sich.
____________________Der Heinrich empfehlt
____________________sich und wünscht euch
____________________bald zu seh.
____________________Man sagte die M:me Khune
____________________ware gestorb, allein sie ist
ganz gesund in Landshut. in Wien soll itzt
h: Eck und Giarnowick seÿn, und da die 2
Fränzl auch hinunter sind, so werd sich also 4
starke Violinspieler wacker herumdumlen.
Von deinem Brud hab lang kein Brief, er hat itzt
natürl: mit seinen SubscriptionsConcert, u opera prob
zu thun.
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