Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 12. APRIL 1786
Der Leopoldl ist gesund,____________________\hfill Salzb: d 12t Aprill __________hingegen_________________________________________________\hfill 1786. Der Arme Bischof von Chiemse ist in d Ewigkeit. wir sind um 3 viertl auf 5 uhr angelangt, und 2 Stund vorhero ist er gestorb. Er hatte schon geg 14 täge ein Catharr, sein Medicus ordinarius der junge Helm=reich machte gar keine gefahr daraus. unter der Cassin=accademie wurde der alte Barisani aus der Acca=demie vom h. Domdechant selbst gehollt. – kam zurük, und ich stand hinter des Erzbischofssessl als Barisani vom Erzbischof hingeruff u gefragt wurde, und hörte, das er ihn sehr gefährlich fand. ich habe es euch auch gesagt, daß d Bischof gefährlich krank seÿe. Nun höre, daß er anfangs ein hitzig Catharr hatte, Helmreich nichts daraus machte, und Barisani erst dort das erste mahl vom Rathhaus weg, ohne des Bischofs u Helmreichs Wissen, gehollt wurde; daß Barisani fand, daß d Fürst ein geschwollen Bauch habe, eine Zurücktrettung des Podagra in die In=testina und ein Brand förchte; welches auch so erfolgte, od aigentlich schon so war. am Freytag sagte Barisani schon dem Bischof er möchte seine Sach in Ordnung bring, und am Samstag sagte er ihm: er werde den Sontag schwerlich überleb. d Fürst wollte es kaum glauben, weil er sich nicht schwach zu seÿn füllte. Beichtete aber und ließ sich durch sein Caplan mit dem Hochwürdigst verseh, am Sontag frühe um 7 uhr aber ließ er sich öfent=lich verseh u die letzte öhlung geb. um 10 uhr ließ er alle seine Dienerschaft ins Zimer zum Bette kom, und sagte: ich danke euch für eure gut dienste pp: nichts schmerzt mich mehr, als daß ich euch nicht belohn kan, ich kan euch nichts als mein Seg geb. |: den er ih- n auch gab :| und Gott für euch bitt = ich habe viele meiner Schuld bezahlt, und hätte mich Gott noch 2 Jahre beÿm Leb erhalt, so wäre alles bezahlt. h: doctor |: sagte er zum Helmreich :| ich empfehle ihn auch meine hinterlassen Leute, sie hab Ursach beÿ ieder vorfallend Gelegenheit sich ihrer anzunehm. das war deutlich gesproch. – durch h: Domdechant schickte er ein billet an den Erzbischof, wo er sich beurlaubte, u weg vorgefallen vorig Misshelligkeit so mit gegenwart des Geistes um Vergebung bath, daß d Erzbischof, das Billet auf den tisch legte und samt dem domdechant in thrän ausbrach. um 2 uhr war noch alles gut, – dan bekam er auf ein mahl die Freÿs und starb um 3 viertl auf 3 uhr. er war um 7 oder 8 Monat älter als ich, ano 1719 gebohr, folglich im 67 Jahre seines alters. Mein Rath, den ich dem h: Marchand gab weg seiner Tochter, und den er noch vor meiner abreise befolgte, hat die erwünschte wirkung gehabt; ich hatte mit dem Graf Seeau eine lange Unterredung von verschieden musik u theater Gegenständ, nante nicht einmahl die Gredl, leitete aber unsere Unter=redung so ein, daß er nothwendig selbst davon sprech musste, ich blieb indifferent, gab ihm recht, und so entlockte ihm seine Meinung u sein Plan. das setzte mich in Stand, dem Marchand sicher rath zu kön. – Nun ist sie als Hofsängerin mit jährl: 500 f auf 3 jahre decretiert. mehr verlangt wir nicht, das übrige giebt sich selbst; alles zu erklär würde mir zu viel geschreibs mach. Im oratorio des Liebhaber ConcertsBettulia Liberata sang sie den Hauptpart La Giudita |: die Judit :| das einzige muß ich sag. Gr: Seeau war haupt=sächlich wied die Aufnahme der Gredl, da doch d Churfürst selbst geneigt war. Mein Rath, den ich dem Marchand gab musste d Seeau umschmelz, und nun war er selbst d promotor. das umständliche seiner Zeit mündlich; es ist zum Lach! genug, es musste nach meinem Rath so geh, – sonst müsste ich wahrhaftig den Seeau nicht ken, und ich kene ihn u seine schwache Seite gewis. Heute wird M:dme Duschek mit ihrem Mane er=wartet, wen sie etwa nicht schon bereits da ist: vermuthlich komt h: Eck auch mit, um nach Münch zurückzukehr, wen er nicht seines interesse halb etwa ein and Weeg über Regenspurg p: nimt. auch soll heut mit dem Tyroller Postwag der welsche Geiger kom. Wen wied Cassin Musik seÿn wird, werde durch d Both bericht noch weis ich nichts. der Leopoldl ist gesund, lustig, u wohlauf, hat eb vorher sein Füss seine Tÿroller haube aufgesetzt. er küsst euch alle, stampft und hausst und möchte alles, was glanzt, uhr, Ring, Tabackerien, Knöpfe auf dem Kleid p: – und wirft bald das bald jenes auf die Erde, um das vergnüg zu hab, solches selbst aufheb zu kön. die kart kostet 8 Xr. das Münzenwasser 9 Xr, es ist angefüllt, folglich mehr als ein Massl. das vom Gilowsky ist sehr theuer, kostet 18 Xr, ist in der schachtel in einem Papier eingewikelt auf d Seÿte. das Kleid habe in ein Mägdleintuch eingemacht. warum schicktest du mir nicht die wäxleinwat, mit welcher ich dein Cassaquenkleid eingenäht hatte, zurück heraus? Itzt eb hat man den untermessner vom dom, den ehemalig Plain= od Halleringerjäger, begrab. werd wird Bischof in Chiemse? – – nach d Ordnung: – der bischof von Lavant. u Bischof von Lavant? – vermutlich Gr: Starmberg. als d sel: Bischof wusste, daß er sterb muß, schickte er ins Capitlhauß um nachzuseh, wen das Monat, zur vergebung des Canonicats, trift. als er hörte das es den gandolf Khunburg treffe, schrieb er der Oberststallmeisterin ein Billet, sie möchte also- gleich selbem es nach Ellwang bericht, und das weitere verstünde sie selbst. das ist: für ihr Sohn ums Canonicat bitt. Nun küsse euch beyde von Herz, grüsse die Kind und bin ewig euer redlicher Vatter _______________________________________________________\hfill Mozart mp ich lasse die Mägde, sondheitl: die Lenerl grüss.