Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2015-12 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1541 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:20 2022
LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 3. UND 4. AUGUST 1786
Der Leopoldl ist gesund!___________________________________________\hfill Salzb: d 3t aug. ___________________________________________________________________________________________________\hfill 1786 Wir hab imer abwechselnde schwere Wetterreg, grosses Wasser, und kalte Luft. am Sontage wuchs die Salza wied sehr stark, – Gestern aber schwellte es in Zeit 2 Stund so sichtbar schnell an, daß ich nicht mehr durch das Schlossergässl nach Hause geh konnte. Zimerleute sind ohnehin imer Tag, und Nachts mit Latern auf d Brügge, – verflossne Nacht war aber auch Soldat da, und wurd Bech- kränze gebrannt, da man imer die grosse Bäume, und blöcke, die es zu weil an die Brügge anlegte, abledig musste; überdas musste man imer in Bereitschaft steh, wen etwa im Hallein ein Unglück vorfiele, um, so viel möglich ist, die Brügge hier zu erhalt. Vom Hangenden Stein und Berchtes=gad kam auch viel lermen hieher. man stund am letzstern Ort in Gefahr, der Bartolmesee möchte ganz durchbrech, od ausbrech. Heut frühe ist aber, das Wasser wied so schnell ge=fallen, daß nichts mehr davon in d Statt zu seh ist. Damit ichs nicht vergesse, so will gleich meld, daß h: v D'yppold sich beyderseits empfehlt, und den h: Sohn bitten lässt, er möchte dem Glasmeister, so bald es möglich ist, erinern, – ob den die Gläser, die h: B: Mozl angefrümt hat, noch nicht fertig sind? er wünschte sie, so bald es imer seyn kan, zu bekom. – Die gläser gehör zu Kupferstich für h: v D'yppold, und da in allen Zimern abgeweiset wurde, u er itzt die Bilder dan wieder aufmacht, so wünscht er die Gläser bald zu hab. – bitte es zu betreiben. Die Seidenspinerin brachte die 10 Loth seiden, dafür ich 25 Xr bezahlte. _____den 4t aug: der both kam heute schon Vormittag und war schon nach 9 uhr beÿ mir. wir hab itzt eb um halbe 12 uhr ein erschröckl: Plazregen, und d ganze Himel ist als ein Landreg überzog, da doch heut frühe um 6 uhr die Sone schien: es geht imer da Capo! DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Ganz sicher darf man beÿ dieser ausgebreitet überall durch=gedrungen Feuchtigkeit für seine Gesundheit besorgt seÿn muß, und es ist gar wohl möglich, daß Leute, die hinach vom schlecht Getreid essen in Epidemische Krankheit verfall. Man darf sich warm halt, und muß sich nach dem Wetter richt, da die Winde und die Luft so ohngewöhnlich kalt sind. der Laibbrod kostet hier 8 X 12. h: Pergman, d itzt als Verwalter in d Abtenau ist, war vor seiner Abreise beÿ mir. Es war eb verschiedene Person beÿ mir. Es war wirkl: sehr rührend seine Rede zu hör, in der er mir für alles, was ich ihm mit Rath u That, seit sein Student=jahren gutes gethan, mit aller Empfindung dankte, und nicht das geringste vergas, wie ich ihn auf den Chor zu St: Peter, und dan zum Hofmusik access, hinach auch zu einer Besoldung brachte, – ihm zum access in die Petrische Kanzleÿ rieth, und ihn beÿ des Erzb: Antritt zur Regierung mit aller Bered=samkeit abhielt, St: Peter zu verlass, und wie man wollte, als Waldhornist mit addition beÿ Hofe zu bleib. Ich sagte ihm alle Forschritte, die er zu St: Peter mach kan, die auch alle er=folgt sind, wo er beÿ Hofe mit etwa monatl: 18 od 20 f bis zu seinem Sterbetag die Seele aus dem Leibe hätte blasenn. so aber war er Mitterschreiber, – dan Oberschreiber, u genos monatl: 12 f von Hof als Waldhornist, wofür er wen Musik war abends 1 u 12 Stund nach Hof gieng: Er gab mir sondhtl: seine gehorsamste Empf: nach St Gilg auf. daß doch alles imer zusamkom muß: als ich abends nach Hauß kam, war die Glastragerin auch da. Es ist nicht möglich alles so über hals und Kopf zu thun. Der Both ______fümpf will morg um 7 uhr schon weggeh, und die Glastragerin __kümp um halbe 7 uhr. sie wird also um den Weinössig heut noch DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 in einer Stund, also nach 8 uhr herkom. – wo werde imer alte Leinwand hernehm um etwas hinauszuschick, wen es nicht wied zurückkomt? – Das Grüne hab letzhin in einem Grob duch hinausgeschickt, das dem Marchand gehört. Nun hab kaum dies Fetz gefund um die Kräuter zu=schicken. Mit Gelegenheit der Glasträgerin muß man so was wied zurückschick, damit es wied habe, wen etwas zu schick auskomt. Beÿ diesem Wetter ein kleid hinaus zu send, möchte ich nicht wagen. Ich weis noch nicht was der Glasträgerin und was dem Both geben werde, – od geb kan. den Essig u die Kräuter bringt einmahl die Glasträgerin gewis mit. – ich erwarte sie um mit ihr zu reden. – der Heinrich empfehlt sich. Die Sonaten vom Clementi habe schon, finde aber kein schicklich Platz solche wohin zu pack. Es komt die Seiden. d erste Theil vom Grandison. das Kampelbürstel. leeres Notenpapier vom Heinrich. kräuter, d Essig. da die glasträgerin nicht mehr gekom ist, so habe alles obige heut noch zusamgerichtet und d Tresel übergeb um es d Glas=trägerin, die vermutlich schon morg frühe um 6 uhr kom wird, einzuhändig. Sie wird also bring 3 Stück. den Essig, die Kräuter und eine Schachtel. dem Both gebe ich die Sonaten u den Brief. \newpage Nun gute Nacht, es ist schon späth. Die Nandl u Tresel küss euch die Hände. – ich küsse euch beÿde von Herz, grüsse die Kinder und bin, wie allzeit euer redlicher Vatter _______________________________________________________________________\hfill Mozart mp Die Fr: Triendlin ist mit einem Buben entbunden word. u die Garteninspectorin steigt mit einem sehr gross Bauch herum. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Die grosse Rechnung. Wegen dem Rockerl, das von dem hereingeschickt gemacht word, und bandeln p: p:_________________________________________„ – „ 26 Xr für die Pomade dem Friseur___________________________________„ – „ 24 „ – „ für 4 Massl Mundmehl à 9 X 12________________________________„ – „ 38 „ – „ 2 Massl detto à 9 X 1 Pf._______________________________________„ – „ 18 „ 2 Pf: der Baumwollspinerin 12____________________________________„ – „ 17 „ abermal 12___________________________________________________„ – „ 17 „ kohl à 4 X kollerabÿ 4 x Sirskraut 4 x ___________________________„ – „ 12 „ dem Uhrmacher_____________________________________________„ – „ 24 „ Der Hubernanerl für Verschie=denes, was sie gebracht___________________„ – „ 18 „ Fürs Bürstel zum kamplbutz_______________________________„ – „ _6 „ Kräuter_____________________________________________________„ – „ 12 „ der Seidenspinerin__________________________________________„ – „ 25 „ Essig ein Viertl______________________________________________„ – „ 16 „ ________________________________________________________ ____________________________________________________________4 f „ 13 Xr Der Leopold küsst euch alle, ist wohlauf und schlim. da der Sandner sein Hof verkauft hat, so hat er den Hof des h: von Schnedizeny im Mooß dafür gekauft und bereits das Geld ihm dafür ausgezahlt. Nun gereuet es den Schnedizeny wieder und will das Geld wieder zurückgeben. Imer und ewig wie d Wetterhahn auf dem Dache. gute Nacht es hat ein Viertl nach Mitternacht geschlag. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881