Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2015-12 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1545 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:20 2022
LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 11. UND 12. AUGUST 1786
Der Leopoldl ist gesund!______________________________________________\hfill Salzb d 11t aug: ______________________________________________________________________________________________________\hfill 1786. Ich schreibe dieses nach einem der ausserordentlichst Gewitter, das ich erlebt habe. um 3 Viertl auf 4 uhr gieng ich vom Weiser weg, weil es zu donern anfieng und ein schwerer Regen zu vermuth ware. ich war kaum eine Minute zu Hause, als es ein gäh Blitz that, dem so augenblicklich der erschröcklichste donerschlag folgte als der knall dem gesehen Feuer von d Zindpfane folgt, nur daß man glaubte, es hätte ober seinem Kopfe eingeschlag, – den augenblicklich wied Blitz u Schlag, – eÿligst wied Blitz u Schlag, – abermahl blitz und Schlag – – und dieses so oft, daß anfangs aus erstaun und Schröck solches zu zehl niemand einfall konnte und man nur imer auf ein bevorstehendes Unglück sich gefasst machte. Es gieng so geschwind und ordentlich fort, wie man die Pöller auf dem Mönchberg losbrennt: endlich fiel ein erstaunlicher Regen und in weniger als einer halb Viertlstund, war schon alles glückl: vorbeÿ. – Nun höre eb, daß es beÿm Feÿerlhof ohnweit dem Arbeits- haus in das Feld geschlag eine Heuschober zusam gebrennt und ein grosses Loch in d Erde ausgeriss, wo alles Violetfarb aussieht, – dan hats auch im Azwanger Hof in die Erde eingeschlag. Einige woll 18 ande über 20 Schläge gezehlt hab. Ich danke für das Gämswildbrett; und h: v D'yppold empfehlt sich beyderseits, und dankt weg Besorgung der Gläser, die er richtig empfang hat. – der Brief ist mir vom Landschaft Bauverwalter h: Steiger geschickt word. damit ichs nicht vergesse, muß alsogleich eine Neuigkeit euch schreib, die ihr mir vermuthlich geschrieb hättet, wen es euch bewust wäre. näml: daß h: Zahlmeister die Erlachische in Gmundt Haÿrath wird, wen er vom Erzb: die Erlaubniß bekomt. daß er nach Vöckelbruk vor einiger Zeit verreiset war, hatte ich zwar gehört; allein, so oft ich ihn sprach, sagte er mir nicht ein Wort davon. h: Joseph Barisani sagte mirs heut, u zwar, daß h: v Luidl es beÿm Barisani erzehlt hätte, daß h: Zahlmeister bereits also gleich die Zusage d Eltern beÿ seinem Besuche erhalt habe, DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 daß bereits an S:e Hfl: Gnad desweg geschrieb word. Vermutlich wird d Erz: die Resolution bis zu seiner Ankunft erspar, h: Zahlmeister es aber eb deßweg noch in Petto halt. so bald ihn sehe, werde ihn darüber sprech. Barisani sagte mir auch, daß h: Sohn dem Zahlmeister solche angerath hätte, dan h: v Luidl wusste ihn alles zu erzehl, und zwar mit all Umständ. \newpage Man möchte doch mit dem Catharin des T – – werd. ihr glaubt nicht wie oft ich ihn habe eriner lass: allein die Schue kam niemals zum Vorscheine. itzt versprach ers künftige woch gewis zu liefern, da auch ihm alle diese abgebrachte Feÿrtage kein Knecht gearbeitet hat. h. Dr: Barisani hat mir sondhtl: nebst seiner beederseitig Em=pfehlung, dir vielle Bewegung anzuempfehl aufgegeb. Ich denke wen du mit deinem Herrn zu der Licitation reisen könntest, daß es deiner Gesundheit sehr vorträglich wäre. die Schue werd wohl kein Hünderniss mach, den zur Reise kanst du die Stifel od ande schlechte schue anzieh, – und am Ort selbst sieht es mit schwarzledern Schuen ohnehin Schmutzig aus, und da kan man gefärbte saubere Schue anzieh: will man aber eine galante Dame en Negligé mach, so sind Stifel od Bandl=schue das aigene dazu. da von d Glasträgerin gar nichts weis u höre, und doch ver=schiedene Sach nach und nach hinauskom müssen, da sonst auch für dieselbe zu viel zusamkomt; es auch mit dem Boden sicherer ist; so schicke den Hut wohlverwart in einer Hut=schachtl. – dan das kleine Hütl. das Regendach. Hoffe auf morg die kräuter zu bekom, den am doner=stag war sie nicht zu hab. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 der Erzb: wird d 28 od 27t nach Lauff kom und da ein paar Täge verbleib, vermutlich um die Salzb: nicht so gehe zu überfall, damit die Canonenn aufgeführt werd p: p: p: Eine Comoedie wird von den zweÿ Unterbereuter Tochtern, des Heinrichs Friseur, dem h: Kratzer u and unter direcktion des Zeitungs=schreiber Hübner bereits einstudiert. Ich hatte glaublich vergess, das h: Hofrath Gilowsky verflossn Sontag 8 Täge in d halbe 12 Messe im Dom so erkrankte daß man ihn in die Sakristeÿ bring musste, wo er gleich beichtete, die 2 Barisani u 2 Gilowskÿ Vatter u Sohn geholt wurd. man schlug ihm eine Ader, – es brach ihm ein Apostem. Man transportierte ihn zum Barbier Gilowsky. Ich war nun nach d Hand 2 mahl beÿ ihm. Es geht zwar besser, hat beständige Vesicatori: allein er steckt in keiner gut Haut. Die Portrait sind hier von einem Student gemacht, und kostet eines nicht mehr als 30 X mit allem. Bologna reiset komend Mitwoch nach Münch, Heinrich empfehlt sich u er euch beyden. – Bologna hat die Brühe im Schüttenhofisch Hause sehr verschittet: man hat alle Vorsorge gehabt, auch die freul: Regerl selbst, daß er sie wed zu seh, noch zu sprech bekom hat. Er hat aber auch ein Kindisch Buben=streich gemacht, den ein andsmahl umständlich bericht werde. Die PostSecretaire Tochter Genzlerin ist nach langwieriger krank=heit gestorb. Die Sonaten, die ich vom Egedacher beÿ mir fand, habe ihm alle schon durch eine Böthin geschickt. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Der Orgelmacher hat das Pianoforte für den h: LandsHauptman nach Lintz fertig. es ist recht gut, – wird noch steh bleib, damit es sich auszieht u setzt; und wen d Erzbischof komt kan d Heinrich ein Concert darauf spiel, bevor es weggeschickt wird. Nun wird er für h: Marchand u Gr: Wolfegg 2 mach. so bald er die Seiten bekomt, werde solche schick. Nun küsse euch beÿde von Herzen, grüsse die Kind und bin wie allzeit euer redlicher Vatter ________________________________________________________\hfill Mozart mp d 12t Morgens Ich schlief in d Nacht um 1 uhr noch nicht, da aus dem Schlaf gekom war durchs schreib. Heut in aller Frühe lief die Tresel mit dem Brief von d Glastragerin ins Zimer, ich konnte mich kaum erhohl so dum wurde ich. dem Both muß ich alles geb, was er schon gestern gehört, daß ers hinausbring muß. Wen er die kräuter nicht mitbringt, so bringts die Glas=trägerin. die Sayff u Zucker kauft eb itzt die Tresel. der Leopoldl ist gesund, er küsst euch alle. ____________Leinduch________Mara ____________________________Maria DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881