Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 1. UND 2. SEPTEMBER 1786
_______________________________________________________________________\hfill Salzb: d 1 Sept: 1786 Das nothwendigste, so schreib muß, ist: daß h: von D'yppold sich für die gütige Zuschrift verbindlichst bedanket, anbeÿ aber sich gezwung sahe, weil das Bauen, ausbessern und Herabbutz pp: bereits zu Ende gehet, die Gläser zu den Fenstern beÿ den Glasern zusam zu such und zu behandeln: – da er nun also durch diesen Zufahl sie aus der Glashütt nicht abwart könnte, so behält er sich die Gütte des h: Sohns zu einer Gelegenheit bevor, und erbiethet mit Ver=gnüg alles entgeg, was imer in sein kräft stehet p: p: p: p: Es war mir ganz etwas unverhoftes die Lenerl am Dienstag nachmittag um halbe 2 uhr beÿ mir ins Zimer trett zu seh, da eben in einem Buch laß |: davon den erst Theil euch schicke, und von ihr den Brief, das Buch u die angenehme Nachricht zu erhalt, daß ihr euch alle Wohl befindet. – Sie musste beÿ uns bleib; und am Mitwoch um halbe 1 uhr fuhr sie nach Lauff, da früher kein Schif abgieng. Sie wird nur den donerstag alda bleib, weil sie, wie sie sagte, heute wied zurückkom will. Kein Mensch weis hier wo d Erzbischof ist. ist er etwa gar nach Potsdam gegang die Exequien für den König in Preussen zu halt? – – spass beÿ Seite! Er sagte den, die vorausgekom sind, nicht ein Wort. Nun war vom HofCaplan Rieger schon vor 8 täg Brief aus Amsterdam hier. unterdess woll einige vermuth er wäre nach Paris, – ande aber warscheinlicher er wäre nach Brühl zum Churf: von Cöln gegang. das scheint gewis zu seÿn, daß zwisch den Erzbischöff u Bischöff Teutschlands in betreff der Päbstl: Nuntiatur eine allgemeine Unterredung und Verständniß einer der wichtigst Gegenständ dieser Reise war. Hier ists nun imer so! niemals kan man ein sichern Antrag auf etwas mach wo der Erzb: dazwisch steckt. Er mag nun vielleicht erst in 14 täg kom. wer kan das wissen? – – in Gmunt hat man uns auf den Bartholome Tag erwartet. Der Waldhornist Pollack u sein Kamerad der die Maultromel spielt war in Gmunt u Ischl, kam hier gleich zu uns und richtet uns 1000 Compt: von dort aus u erzehlt uns alles. Sie sind beÿ euch DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 vorbeÿ gereist, – hab es aber erst auf dem Weg herein erfahr, daß du in St: Gilg bist. Morgen ist die Hauptprobe d Liebhaber Comoedie: Nicht aber weil man den Erzb: so geschwind erwartet, sond, weil sie solche vorhero für die Arme aufführ woll. findet die Comoedie, od vielmehr das Personale Beÿfahl, so wird sie, auf ggstes gut=heissen, dem Erzbischof, vermutlich erst geg seinem Namenstag, aufgeführt. – es werd aber 2 Stücke zusam gegeb: Louise von Waldheim, und die glückl: Jagd vom Haigl. ob sie es gut mach werd, kan nicht sag: den wer wird so ohn=verschämt seÿn, und sich eindring eine Probe zu seh. daß der neue Prinzipal, der noch hier ist, allzeit beÿ den Prob ist, und sich Mühe giebt sie zu lehr, wie auch h: Hübner, das weis ich: und die 2 Unterbereuter Tochter soll, wie vom Friseur höre, gut declamier. so bald es aufge=führt wird u ein Zettl habe, werde ihn schick. ich vernehme, daß auch die Nam d agierend werd beygesetzt werd. Wegen d Hochzeit des h: Zahlmeisters weis nichts weiters; den, da er anfangs so geheimnißvoll handelte, so stünde es mir sehr übl an um etwas weiter zu fragen. Ich sahe ihn auch allein, seit der Zeit, niemals, um mich in Unterredung einlass zu kön. Gestern ist Graf u Gräfin Wallis hier abends von Augsp: angekom, wo sie d Zeit war u vergebens auf das Aufsteig des LuftBallons gewartet hab. Marchand schrieb mir heut, daß die Zahl der gefopt Münchner unglaublich seÿe. daß nebst den Virtuos von Münch noch 6 bis 8 fremde Musici da war von all Gattung d Instrument, die alle nichts gemacht hab. das mehrere wird genug in den Zeitung kom. übrigens schreibt er mir, daß d Md:e Marchand Brud, Lamberth, der als Tänzer beÿm Böhm hier war, in Croatien zu Bellowar gestorb seÿe. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 h: Marchand glaubt, wens auch möglich ist abzukom, daß er dan auch vor Ende Septembers od Anfangs Octobers schwerlich würde reisen kön. wir werd da- rüber posttäglich einand schreib, und ich werde ihm eine Methode vorschlag um, durch ein Brief von mir an ihn, den er d Gr: Seeau vorzeig kan, die Sache sicher zu erleichtern. Sie empfehl sich alle. Die Unbeständigkeit der Witterung dauert noch imer fort: heute Nacht war gräulicher Wind und Reg, der heut den ganzen Vormittag anhielt u itzt noch um halbe 1 uhr, – da Heinrich für mich ins Kapellhaus gieng, erstaunlich wüthet. wen, u wie die Lenerl beÿ diesem abscheulich Wetter heute von Laufen heraufkom wird sind wir begierig. da sie ein sehr schlechtes Regendach hatte, so gab ihr die Tresel unser gutes waxleinwatnes mit; aber d Wind wird sein spass damit hab. Diesen augenblick bringt d Both die Brachse u den Brief ich danke dafür. – hier bekomt man auch nichts, in der Einsätz ist kein wasser, weil die Alben abgekehrt u gebutzt wird. Die Lenerl ist erst abends um 5 uhr von Lauff gekom, in dem abscheulichst Koth. da sie ihre Schue von St: Gilg bis Salzb: fast schon durchgegang hatte, so ist es ganz natürlich, daß solche itzt von Lauff bis Salzb: nicht nur durchgegang sond ganz und gar ohnbrauchbar, und nicht einmahl mehr zum sohlen sind, da von d Nässe das Obergschirr gar Löcher hat. Es ist demnach nichts anders zu thun, als morg noch hier zu bleib, und heut abends noch Schue anzufrim, welches auch gleich gescheh ist, damit sie solche morg abends od am Sontag morgens bekomt, – welches ihr auch schon zugesagt ist, weil der Schuemacher weis, das es seÿn muß, NB ist aber nicht d Katharin. Sie wird also Sontag abends, od DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Montag mittags zu Hause seÿn. Dem Both gebe ich also das Buch dessweg mit, damit ihr diesen erst Theil unterdess lesen könnt, u mit dem nächst Both=Tag wied zurück=schick, – wo er dan schon gleich den 2t u dritt Theil euch mitbring wird. wir hab es gelenht bekom, und ich glaubte, eine so artige Reisebeschreibung, die mit so sehr nützlich Sach durchwebt ist, wird euch nicht missfahlen. der Johanes Hagenauer ist mit den Robinisch nach Villach zur Hochzeit abgereiset. der Bischof v Lavant wird sie zusamgeb. die Robinisch geh dan über Gratz nach Salzb: zurück. Der Ignatz Hagenauer von Triest komt auch nach Villach, u führt sein Brud mit sich nach Triest um ihm seine Frau aufzuführ. – Vielleicht, wens die Geschäfte zulass, geht d Ignati dan mit seiner Frau u mit dem Johanes nach Salzb. Den 2t morgens in aller Frühe. der Leopoldl ist kreuzwohl auf, küsst euch von Herz samt mir, grüsse die Kind u bin ewig ____________________________________euer redlicher Vatter _______________________________________________________\hfill Mozart mp Diese woche war ich sehr krank an Brustschmerz, so daß ich zum Barisani geh musste, er verschrieb mir eine mixtur, u nun besserts sich, so daß ich hoffe die Lenerl wird die nachricht meiner gänzlich Herstellung euch berichtn. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881