Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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Salzburg
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Morgenstern
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Kelnreiter
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Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 12. OKTOBER 1786
Der Leopoldl ist gesund!__________________________________\hfill Salzb d: 12t Octob 1786
Heute war die Confirmation des Fürst von Chiemsee; da er nicht lang
steh kan, so sind die ohnnötig Orationen ausgelass, und nur das nothwendige
vorgenom word, so zwar daß in fast einer halb Stunde alles vorbeÿ war.
Heute habe die schriftl: Nachricht vom h: Marchand, daß sie Sontags abends
beÿm schönst Wetter glückl: zu Hause angelangt sind. Sie empfehl sich alle,
und werden sich imer mit dem grösten Vergnügen der angenehmsten
Stunden erinern, die sie in euerer Gegenwart hier zugebracht
haben: nur wünschten sie, daß wir imer beysam seÿn könten p: –
mit den Medailli hat h: Marchand in Münch all freund die grösste [Freude]
gemacht.
Bevor ich mit dem h: Magister gesprochen, habe mich ein bischen
erkundiget, was er den für junge Leute sonst hatte; und ich
erfuhr, daß er nicht nur knaben von ansehnlich Leuten, sond
auch die PflegersSöhne von Werffen, – die PflegerSöhne von Mittersill,
und noch von einem h: Pfleger, den ich vergessen habe, in seiner Erziehung
hatte. Man sagte mir aber auch, als hätte er die Zimer ab=gegeben und nähme keine knaben mehr in kost u Zimer. Dessen
wollte nun gewis seÿn, – ich erfuhr aber, daß er nur die Abände=rung gemacht habe, nicht mehr so viele, sondern nur 4 Knab
anzunehmen, und daß ich bald dazu thun müsste, indem er bereits
3 angenom habe. Ich gieng geschwind zu ihm, und ich muß bekenen,
daß ich sehr betroffen war eine so besondere Reinlichkeit zu sehen.
das Zimer der Knaben ist neben seinem Zimer beÿ offner Thüre.
jeder hat sein besonderes bette und schreibpult. das Zimer ist
gros und lang. In des h: Magisters Zimer ist ein grosser sehr
schöner Altar, wo das Morgen und Abendgebett, der Tägliche
Rosenkranz, und das kleine Offici B: V: Laut von allen gebettet
wird. Die Stunden des Aufstehens und Schlafengehen und alles übrige
hat seine Ordnung, und es gefällt mir ausserordentlich, daß er
nur 4 Knab hat, folglich ieden leichter beobacht kan. Er ist be=kannter massen ein sehr fromer Man, und ich fand ihn beÿ allem
dem nicht so pedantisch als ich vermuthete, sondern einen zur
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Erziehung junger Leute vollkom aufgelegten Man, der so verschie=dene Gattungen Kind schon unter seinen Handen hatte.
seine Schwester ist eine freundliche alte Person, ganz auf
die Art, wie die alte Köchin Salome: und so ist auch eine
in der Küche. Er fragte mich ob d Knab Lesen und schreib kan,
sonst könnte er ihn nicht nehmen: und ob er auch Lateinische
Buchstab schreib kan. ich sagte ihm: ja! destobesser, antwortete
er mir. seÿn sie ohnbesorgt, wen er nur auch lateinisch schreib
kan, so kan man nach u nach ihm Nomina mach lernen und ihn
occupieren, ich hatte schon öfter dergleichen p:p: die nach der Hand
so gar Præmia genom haben p: Kurz! ich finde die ganze
Einrichtung vortrefflich; die Kostbar Collegien sind Lumpereÿ
dagegen. Nun die Kosten!
Für Kost, Zimer, Holz, Liecht, Frühestücksuppe, Abend=brod. die Woche 2 f 15 Xr. – das Schuelgeld ist wochentlich
6 Xr. – dan, wen er den Instructor braucht, bekomt solcher
monatlich 1 f 30 Xr. –
Die Wäsche mag er sich hier selbst wasch lass, od, wie es
einige gemacht hab, alle woch durch den Both nach Hause bring,
und wied zurük hereinbring lassen.
h: Magister versprach mir bis über 8 Täge die Antwort abzuwart,
und unterdess niemand anzunehm, noch ein Versprech von sich zu
geben bis ich ihm komen- d Bothentag antwort bringe. Ich hoffe
der h: Sohn wird diese schöne Gelegenheit nicht aus Handen lass,
da sonst in 2 u 3 Jahr manchmal kein Platz leer wird, weil
er itzt nur 4 Knaben hält. die Wohnung ist just ober den
Zimern des h: v Robini; man kan die gute Ordnung, die
dieser Man hält, daraus schlüss, da er schon so erstaunlich
viele Jahre mit sein Kostknab den Robinisch auf dem
Kopf wohnt, ohne ihn Verdrus u Ungelegenheit zu mach.
wen d Wolfg: ein Jahr einmahl wird da gewesen seÿn, wird
es ganz anders mit ihm ausseh.
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Heute war in einer d schönst Comoedien, die ich geseh habe: das
Testament. – die Zettl lieg unt in d Schachtel, wie
auch die Knöpfe pr: 9 Xr.
Dan in einem Sackl 7 Limoni, die um 17 Xr bekom habe.
Mich wundert nicht, daß d kohl und Kolrabÿ schlecht geword,
da er so lang schon gekauft war, und so lang liegen musste,
bis ihn iemand hinausgehollt; das sagte vorher.
Die Ohrgeheng habe der Nandl zurückgegeb. sie empfehlt sich
u dankt für die Nachfrage weg ihrem Fuss. Sie wird am
Montag Aderlassen.
der Leopoldl ist, gott Lob, wohl auf. küsst euch und
macht ein appa!
der Heinrich empfehlt sich. Neues weis ich nichts;
muß schlüss, mir thun aug u kopf wehe, weils bald
11 uhr ist, und schläfrig bin. Morg hohlt d Both schon
um 7 uhr die Sach ab. Küsse euch also von Herz,
grüsse die Kinder und bin euer redlicher Vatter
_____________________________________________________\hfill Mozart mp
________________________________________________________________________1 f 11
Ich weis nicht wer die Comission hatte, diese Schue der
Köchin mach zu lass: ich glaub die Tresel od die
Nandl; es sind 45 Xr dafür bezahlt word.
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der Lenerl habe, wie sie hier war, ein Gebettbüchel
versproch, unter dem Gethümel, das itzt war,
hatte nicht Zeit, daran mich zu erinern; ich lasse sie
grüssen, und ihr sagen, daß ich es nicht vergessen
habe, und sie schon eins bekom wird, weil sie versprochen
hat fleisig darin für mich zu bethen.
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Die Nandl u Tresel empfehl sich.
Dieser Tag hat h: Abele ein Student zu mir geschick,
welcher sich als præceptor empfahl, er ist nicht mehr jung,
ist von Seekürch, – heist Pfingstl, u hatte mir alle
Testimonia u Attestata von d Rudiment an bis zur
Theologie p: dem Prof: Schall- hamer, u P: Rector
vorgelegt. die sehr gut sprech. – ich muß mich mehr
erkundig. h: Preÿman kent ihn, u hat mirs bekräftigt,
daß er den Titul Mensæ von Seekürch gehabt hätte, wen
man noch auf Titl weÿchte: u da dieser Mensch dan beÿ
einem Concurs im Priesterhaus sich nicht gemeldet hatte, so
hat man ihm beÿm zweÿt Concurs diese Ausstellung gemacht,
und ihn nicht mehr angenom. Ich werde ihm mehr nachfrag:
daß er etwas Musik kan, muß daraus schlüssen, weil er viele
jahre als Singerknab zu St: Zeno war, auch Violin gekratzt
und etwas Clavier geklöpfelt hat.
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À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen
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