Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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Salzburg
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Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 9. NOVEMBER 1786
Der Leopoldl ist gesund,____________________________\hfill Salzb: d 9t Nov:
_______________________________________________________________________________________\hfill 1786
und dankt für den Glückwunsch zum Namenstag, ich aber danke
euch herzlich, und würde mich wohl selbst bedanken, oder vielmehr den
14t und 15t Geburts u Namenstag in St: Gilg gefeÿert hab, wen
anderer Weeg u Witterung wäre.
Die Kerzen sind nur 5 ℔. gestern hab wir wied 1 ℔ erbettelt.
den wir müssens itzt nur, als für uns, nehm, ausser d Statt
werd keine hergegeb.
Die Hauptsache, wovon zu schreib habe, ist die Geschichte wegen
Neumark. – daß man alles vorhero wohl überleg und überdenk
soll, hat freilich seine ganze Richtigkeit: – allein, wer kan
seinem Schicksaal ausweich? – – alles, was so wid gewohnheit
schnell geschieht ist meistens ohnwiderstehlicher Trieb des Schicksaals.
Und ich sehe wohl, du bist auch höchst unzufried, – aus oecono=misch Ursach höchst unzufried! – Freut euch, liebe Kind!
ihr habt Kamerad! h: Pfleger und Frau Pflegerin in
Neumarkt sind bis in den Tod betrübt. es reuet ihn von
Herzen: er hatte eine ande mehr einträgliche Pfleg zu erhalt
im Kopf; und erhielt Mittersill, – ja auch nur aus
oeconomisch Gründ: allein, es ist nun gescheh: nur
muß man die Sach nicht allzeit ab uno extremo ad aliud
extremum springend betracht, sond mit kaltem
Blut die Sache überleg, ganz durch, – die gute u die böse
Seite, und dan alles vernünftig einricht. was ist den da
endlich anders zu thun? – vielleicht sich unterdess mit der Hofnung
schmeicheln der Erzbischof werde es nicht thun? – – und
warum soll ers nicht thun? – weil sie ein richtiger Beamter sind? –
weil sie um nichts noch angehalt? – weil die Ursach billig
und so natürl: sind, daß sie dessweg gar durch den Vertausch
kein Vortheil suchen? – – wen der Erzbischof nicht schon vorher
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ein andern Entschluß genom hat, so manch sie sich nur
ganz sicher Reisefertig. Die Wahrheit zu sag sehe ich die
Sache nicht so schwarz an, als ihr sie mahlt. Die Einkünft
in Neumark sind, wo nicht besser, doch wenigst den zu St: Gilgen
gleich; – die Ausgaab beÿ dieser Verändung rechnet ihr schon
ganz richtig auf 1000 f. ich bitte um Vergebung, das ist übertrieb!
ich weis aber schon, diese veste Einbildung muß man sich so vest vor=mahl, um ja sich ein 1000 f schwer Stein auf die Brust zu legen,
der das oeconomische Herz ohne Unterlaß beängstiget und aller
Orten Seufzer auspresst. Eÿ, Eÿ, – nichts geschieht ohne Ursach;
und sollte es gescheh, so mag es seiner Zeit gute Folg hab, aus
gar viel Ursach, die anzuführ mir zu lange wäre, es ist schon
späth, ich hatte heut nachmittag Brief an Marchand, u ein
Einschluß an dein Brud für Mr: Crux zu schreib, d mit seiner
Tochter nach Wien reiset. Lebt gesund, ich küsse euch
von Herz, grüsse die Kind u bin euer redlicher Vatter
________________________________________________________________________\hfill Mozart mp
Der Heinrich empfehlt sich.
Ich danke auch den Kind und der
Lenerl für den Glückwunsch.
Die Dr: Stegerin, und der Tromp: Schwarz
sind gestorb.
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À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen.
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