Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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FRANZ XAVER WOLFGANG MOZART AN CARL THOMAS MOZART IN MAILAND SMOLANKA, 22. NOVEMBER 1810
N.o 33 ______________45/938_________________________________________________\hfill Smolanka den 22t november 1810 ______________________Lieber Bruder! Deinen lieben
Brief vom 21t octoBrief nicht erhalten.
war ich so glücklich gestern zu erhalten, und ich glaube dir nicht erst sagen zu dürfen, wie viel Vergnügen er mir gemacht. Von unserer Mutter, habe ich vor einigen Tagen den ersten Brief seit Ihrer Abreise von Wien erhalten, Sie meldet mir daß sie glücklich
in Kopenh angekomenConstanze Mozart war mit dem Geschäftsträger der dänischen Gesandtschaft Georg Nikolaus Nissen, den sie am 26. Juni 1809 in Preßburg geheiratet hatte, nach Kopenhagen gezogen. Nissen wurde dort vom dänischen König Frederik VI. zum Staatsrat ernannt und trat eine Stelle als Zensor für politische Zeitungen an.
, daß sie sich sehr wohl befindet, mit einem Worte, sie scheint recht zufrieden zu seyn. In Ihrem Etuhsiasmus erhebt sie sogar die Gelindigkeit des dortigen Climas. Gott gebe! daß alles imer so bleibe, und sich ja nichts zu Ihrem Nachtheile ändere! Für unseres Vaters Wohlseyn bin ich weit weniger besorgt, den schon das Glück, mit seinen Landsleuten zu seyn hat ihn gewiß um zehn Jahre verjüngt. Wien zu verlassen, und mit Kopenhagen umzutauschen, war, wie du wohl wissen wirst, schon mehre Jahre seyn Wunsch, und einziges Bestreben. – Du hast, wie du sagst, wenig Hoffnung, unsere liebe Mutter zu sehen! das heißt, sie bald zu sehen. Ich leider auch nicht. Bis itzt wenigstens, lassen mich weder oeconomische noch andere Umstände, diesen so glücklichen zeitpunkt vor aus sehen, ja nicht einmahl vermuthen. Mein Gehalt war vor 2 Jahren groß genug, itzt aber, wo der Dukate zu 30 fl steht, schmilzt er gewaltig zusamen. Aber, wirst du fragen, trägt dir deine Composi nichts ein? Ja, lieber Bruder, es würde mir viel eintragen, aber ich componire — nichts. Das traurige, einsame Leben was ich hier führen muß, stumpft meine Sinne so sehr ab, daß ich mich oft tagelang martern muß, bis ich die geringste Kleinigkeit zu Stande bringe. Studieren läßt es sich hier trefflich, und dazu verwende ich auch den meisten Theil meiner Zeit. Itzt studiere ich Kirnbergers reinen Satz. In den zwey Jahren, die ich hier bin, habe ich wenige vergnügte Augenblicke gehabt. Ich habe zwar keinen Mangel, bin unter guten Menschen, die mich zu lieben scheinen, und könte mir daher als Mensch, keinen bessern Ort wünschen. Aber als Künstler? — als Künstler, werde ich in einem Dorfe, in einem Lande, wo ich vielleicht der erste in meinem Fache bin wenig profitiren. Hälst Du dieses für überspant, für Eitelkeit, so ersuche ich dich, selbst herzu komen, u dich zu über=_____________________________________________________________________________________________zeugen. Anton Lange werde ich grüssen, er hat keine Kinder. An Härtel werde ich mit nächstem schreiben. Meine Herrschaft läßt dich unbekanter Weise grüssen. Wir haben auch eine sehr geschikte Zeichenmeisterin bey uns sie heißt Caroline Roth. Ich habe Ihr so viel schlechtes von dir gesagt | wie es imer meine Gewohnheit ist | daß sie mir eben=falls aufgetragen hat dich zu grüssen. Ich gebe gerne zu, daß H Lichtenthal, dich, durch seine Gegenwart genirt, den er ist in der That, wie ich ihm schon oft gesagt habe das Triplicatum, von Prahlerey und Eitelkeit. Uebrigens kan er dir doch viel von unserer Mutter, und unserer ganzen familie erzählen, da er durch beynahe 8 Jahre täglich in unser Haus kam. Frage ihn, ob er nicht zu mir, auf ein Parthie Viste oder Tarock komen will. Wovon lebt er den? Verzeihe, mein lieber Carl, wen mein Brief nicht so lange wird, als der deine, aber bedenke auch daß du in einer grossen Stadt bist, u ich hingegen in einem elenden Dorfe. Lebe wohl, aber auch fröhlicher als ich, und schreibe bald und viel. Lebe wohl, es umarmt dich dein zärtlicher Bruder ___Wolfgang Correspondirst Du mit der Sophie? Obwohl ich in Smolanka bin, so adressire dennoch wie sonst nach Podka. aber nicht an HG Bawarowski sondern Baworowski An__________Podkamién Herrn Herrn Karl Mozart. in Maÿland Königreich Italien MILO.DICE ____29 1810