Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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CONSTANZE NISSEN AN CARL THOMAS MOZART IN MAILAND
WIEN, 24. FEBRUAR 1810
mit Nachschrift von Georg Nikolaus Nissen
No 40
Lieber Karl!__________________________________________________________Wien 24. Febr. 1810.
Ich freue mich mit dir des forte-pianos wegen, aber wie schicke ich es dir,
wo ich mich noch deßwegen an gefragt habe, haben sie überall 20 ducaten
für das poro begert, selbst artaria kan es nicht wolfeiler ubernehmen
dan komt erst noch das empalirenn dazu welches gewiß auch 30 fl
oder 40 fl ausmacht. wilst du dies alles daran wenden, den ich kan
es nicht. so schreibe mir mit erster Post, und ich gebe es artaria
damit du es so geschwind wie möchlich bekomst. dein guter Vater
glaubt, daß vieleicht Herr von Bridi, mit welchem du ietz mündlich
sprechen kanst, dirs wolfeyler verschafen wird konnen, allein ich
glaube es nicht, und bins so gar überzeicht, zudem würdest du noch
lange lange warten müßen, und doch nichts dabey spahren
ich rathe dir also herzlich es gleich komen zu laßen, solch ein
Vergnügen kan man ja nicht zu theüer bezahlen, und wen es
dir halb so werth ist wie mir |: die ich mich, wen es nicht für dich
wäre, mit Thränen davon trennen würde :| so wirst du es gerne
bezahlen, und es dir lieber an etwaß andrem abgehen laßen.
Und nun zu der frohen Neuigkeit. waß sagst du zu der glücklichen
wahl unserer Prinzeßin Louisa? Kajserin von Franckreich!!
Hast du dir diese glücklich wendung jeh vorstellen konnen? nein wir
alle nicht. alles ist außer sich for freuden, man sihet lauter
frohe gesichter, kein Mensch gehet auf den füßen, sondern auf
den kopfe, kurz man ist wie Berauscht for lauter Vergnügen
darüber. selbst unsere Kajserin die wie du weist sehr kränckelte
vergist ihren schmerz, und ist gesund, so zwahr daß sie bey allen
Feuerlichkeiten zu gegen seyn will, und sich schon ietz um alles
so sehr annimt daß alles was zu der Prinzesin ihrer aus-stafirung gehort und gekauft wird alles duch ihre Hand
gehen muß; diese gütige zährliche von allem Menschen so hoch
geschatze Kajserin und Mutter prest mir oft Thranen
der freuden darüber aus gott gebe ihr nur Tauerhafte
gesundheit für ihr edles herz.
bis den 3 Merz ist der einzuch des Fürsten von Neuchatel
der die glückliche Braud holt. am 5 ist die Vermehlung
Beleichtung der stadt, und aller Vorstädten dan freu
Theater, freu Redoute und gott weiß was noch alles
du wirst es schon noch alles in Zeitungen lesen, ich bin
selbst so verwirrt daß ich dir nicht alles schreiben kan
gott gebe, daß mit dieser Tugendhaften, schönen Prinzesin
die Herzen alle so verändert werden, daß nie mehr Krig
mit Östreig werde, dan ist ihre Tugend belohnt; möche sie
durch ihre Schönheit und Tugend, den großen Napoleon, mit
ihrem Vater so aus sehnen, daß sie die engste Freundschaft
zwischen Ihnen Binden, so kan Östreich noch glücklich werden
amen; ich muß aufhören, sonst kome ich zu weit, und kann
gar nicht mehr aufhören. \newpage du mußt mir für heute nicht übel nehmen
wen ich dir nichts mehr sage, als daß du mir gleich wegen
dem Pianoforte schreiben und zwahr Bestimt schreiben sollst
und daß ich nie aufhören werde dich zu lieben so wahr
ich bin deine Mutter Constance Nissen.
Deinem Bruder der dich vielmahl küßen läßt, und klagt
daß er erst einen Brief von dir hat, habe ich alle diese
Neuigkeiten schon vorige woche geschrieben, den er ist
ein großer Polittiquer und ich kan ihm keine größere
Freude machen als wen ich ihm welche mittheile, um so mehr
da dort wo er ist keine zeitung hin komt. nun lebe wohl und
antworte gleich.
_____2. März Ankunft des Fürsten v. Neufchatel als Brautwerbers.
Wohnt in der kaiserlichen Burg in den vormaligen
Gemächern des Fürsten Colloredo, Reichsvicekanzlers.
Hat Trabanten zur Wache.
_____3. Öffentlicher Einzug desselben vom Schwarzenbergschen
Garten her. Öffentliches Begehren. Großes Apartement.
_____4. Renunciationen. Redoute, freye in Galla.
_____5. Vermählung in der Augustinerburgkirche. Souper
im neuen großen Saal. Beleuchtung der Stadt.
_____6. Hofball im neuen Saal.
_____8. Abreise Ihrer Majestät der Kaiserinn der Franzosen.
_____So war die erste Anordnung; man spricht izt von
einigen Abänderungen derselben.
Vienne.
A Monsieur
Monsieur Charles Mozart.
Italie.__________Milan.
1810