Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos California, USA
Morgenstern Anja text encoding, text editing Kelnreiter Franz technical supervisor, data modelling Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition Ulrich Leisinger Digitale Mozart-Edition https://dme.mozarteum.at
2009-08-20 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=58 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:22 2022
CONSTANZE NISSEN AN CARL THOMAS MOZART IN MAILAND KOPENHAGEN, 13. NOVEMBER 1810 mit Nachschrift von Georg Nikolaus Nissen
No 42 Mein lieber Karl! Es thut mir in der that sehr leid daß ich mit deinen Briefe so unglücklich war, und ich dadurch noch imer in dem falle bin, nicht erfahren zu können was aus dir geworden ist, ich weiß noch imer nicht mehr von dir als daß du bey dem vice König engagirt bist als was aber weiß ich noch nicht der Brief mit dem Ring wovon du schreibst muß verlohren gegangen seyn den ich bekam ihn nicht; den von Signor Velluti mit den Musiquallien von dir bekam ich erst kurz durch Herren Velluti for meiner abreiße wie auch den mit deinem Portrait; aber letzern mit dem Reifring nicht. Velluti wird dir einen von mir mit Bringen der dir sagen wird wie leid es mir that ihn nicht früher gekant zu haben; nun aber bitte ich dich mir im Nächsten Briefe ausführlich zu schreiben was du geworden bist, und wie du mit deinem Schicksal zufrieden bist – was mich Betrift so bitte ich dich zu glauben daß es mir nie so gut ge=gangen ist wie ietz auch in Betref des Climas gieb dich zu ruhe den es schlägt mir recht gut an, ich befinde mich beßer als ich von lange her nicht that. das Clima ist wahrhaftig nicht so schlim wie man glaubt, es ist wircklich viel be=ständiger als dies in wien; der Herbst war bis in die Mitte ja bis zu Ende oct: so schön daß ich imer auf dem lande seyn konnte und so lange auch blieb was die verschiedene winde oder Luft betrift, wovon du in deinem letzten brief vom 17 october sprichst, die werden mir auch nicht so gefährlich werden weil ich es eben nicht nothwendig finde mich ihnen aus zu setzen, und so hoffe ich damit aus zu komen, überhaubt muß ich dir bekennen daß es mir sehr hier gefält, die stadt ist sehr schön die gegenden Mahlerisch schön durch die vielen schönen seehen die man so gar bey uns nicht kent, und für mich den Reiz der Neuheit haben, besonders auf spazier gänge bei aufgang und untergang der sonne oder Mond ist es ganz göttlich im seeland – auf unserer Reiße brachten wir 7 volle wochen sehr angenehm zu, um so mehr da Nissen eine so ausgebreidete Bekantschaft an Gütter besitzer hat, wo wir uns überall so lange als wir wolten in dem Hollsteinschischen aufhielten; deinem Bruder habe ich gestern eine ganze Reiße beschreibung gegeben, weil er die meisten von denen wo wir waren kent und es ihn daher mehr intreßiren kan als dich, solte es dich vieleicht freuen zu wißen wie ich gereist bin und wo ich mich auf=gehalten, so kanst du einmahl den Brief von deinem Bruder begern und mir dadurch das leben erleichtern indem es mir schwer und sauer werden würde dieselbe sache zweymahl zu schreiben. – Ich mein lieber Karl habe ursache mit dem wechsel meines Schicksalles wen ich nicht undanckbar seyn will vollkomen zufrieden zu seyn, ich habe mein aus komen Karl habe einen braven lieben Man, der im ansehen stehet und der mich auf den Händen trägt, und über alles schatz. durch zeitungen weist du vielleich daß er Censor der Politischen Blätter und vor wenigen Tagen Wircklicher Staatsrath geworden ist, dies hindert ihn nicht vieleicht wieder einmahl im Diplo-Matischen fache angestellt zu werde, und wer weiß, ob es der Himel nicht noch so gut mit mir meint einmahl in deine Nähe zu komen, es ware ja möchlich daß in jdalien oder in Monde nero jemand zu alt würde, und, seinen posten nicht mehr verrichten kan, dan würde ich deinen vater der euch beide zährtlich liebt, gewiß keine ruhe laßen, seinen König der ihn mit so vieler gnade empfangen hat zu Bitten, ihm diesen Posten zu geben, bis dahin lieber Karl wollen wir hoffen! es were doch gar zu trauerig wen wir uns nicht mehr sehen solten, Nein! ge-wiß ich hoffe dich noch zu sehen. – in Prag war ich |: nicht Madame Duschek wegen nein den ich sah und wolte sie nicht sehen :| aber wegen unseren lieben Freund Niemet=schek wegen 3 Tage, ich freude mich schon in wien auf ihn, und schrieb ihm dahero meine abreiß und meine vermuthliche ankunft in Prag und sagte ihm daß ich mich nur wegen ihm 1 Tag da aufhalten werde um ihn mit meinem Mann Bekant zu machen, allein aus diesem einen Tag wurden 3 und da noch könten wir nur mit mühe weg: er liebt und schatz meinen Man sehr so wie er ihn. er machte mir auch das compliment indem er sagte: Nun Reißen Sie glücklich nun bin ich ruhig wegen ihnen, ich sehe daß sie sich in die arme eines Manes geworfen haben der ihrer würdig ist. – Es that mir gar zu leid daß der Bruder der Frau Schnell glaub ich heist er, just damahlen zum sterben war, und ich habe noch keine Nachricht ob er lebt oder gestorben ist, ich Bitte dich ihm doch von zeit zu zeit zu schreiben und ihm mein besorniß darüber mit zu theilen. Er hat zwey allerliebste Kinder Besonders das Mädchen ist so zährtlich und liebenswürdig, und beyde spielen ganz ardig clavir, o! wie oft fragten um dich und wowi. – Lichtenthal ist also doch in Mailand? – Es freud mich daß du ihn schon so zimlich kenst; ich brauche ihn dir also nicht zu beschreiben, ich mag ihn nicht, den ich halte ihn falsch und undanckbar gegen Nissen der ihm so viel gutes gethan hat, er war eine zweyte Cousine bey wowi, du wirst mich verstehen. – was hat den der Naar noch im sine zu thuen will er sich durch die weld Bettlen? – der Dänische Dr der dir das Billet von mir mit brachte hat ihn auch genoßen genug von dem Narren – – war der dänische Dr nicht ein liebenswürdiger junger Man? wo ist er hingereist? Komt er bald nach Kopenhagen? Hansen laßt dich vielmahl grüßen; er hat ietz euer Portrait weil es so viele jahre nicht gepuz worden, um nicht zu verderben ver=traute ich es niemand an, nun thut er es. und dan hengt es wieder in meinem Zimer, ich wünschte wohl ein änliches in ohl gemahltes von dir zu haben, warum bathst du jageman nicht darum er würde es mir zu lieb gewiß gerne gethan haben – Es freud mich daß das Piano forte noch in gutem stande ist und ich hoffe daß du es noch lange so haben wirst, wowi fragte auch in seinem Briefe darum, allein ich übergieng in meinem Briefe die antwort. Mein lieber Nissen läßt mir ietz eins von Stein aus wien komen, allein es wird wohl frühjahr werden bis ich es bekome, bis dahin muß ich mich schon mit einem Clavircort behelfe und thue es auch gerne da mir die hoffnung bleibt ein so schönes und gutes zu bekomen. wen deinem Bruder schreibst, so sage ihm doch daß er recht fleißig seyn soll und sich nicht imer mit varazionen Beschäftigen soll indem diese ihn nicht weiter bringen und nun lebe wohl schreibe mir Bald halte dich an die vorschrift deines guten vaters die darin Bestehet daß du im anfang ieden zweyten Monats schreibst so derfen wir uns keins uber das andere ängstigen und unser Brief wechsel wird nicht unterbrochen, indem wir nicht imer auf ant=wort warden, und nun lebe wohl grüße Lichtenthal und liebe deine dich zärtlich liebende Mutter Constance. In aller Eile, mein lieber Carl, schreibe auch ich Ihnen ein Paar Worte. Unser letzter Brif war vom 29. Sep.; Ihre gute Mutter sagt mir, daß sie oben das Datum des Ihrigen angeführt hat. Thun Sie auch so immer, damit wir alle wissen, ob einer verloren geht und der Inhalt nachzutragen ist._____Ihre Mutter wird Ihnen auch von der neuen Gnade meines Königs gemeldet haben; nun habe ich geduldig abzuwarten, bis eine Vacanz zu meinen Gunsten wird. Von meinen izigen Staatseinkünften kann ich nicht leben: sie betragen etwa den fünften Theil von dem, was ich im Auslande in den letzten 4. Jahren hatte. Meine Adresse ist nun kürzer so zu machen: – Chevalier de l'ordre du Dannebrog, Conseiller actuel d'état. Die Gebrüder Tutein brauchen Sie nicht mehr in der Aufschrift zu nennen, da ich izt bekannt genug bin und überdem dem Postamt gegenüber wohne. Leben Sie so wohl als wir es wünschen, und immer besser, und erfreuen Sie uns mit umständlichen Nachrichten. Ihr Nißen Copenhagen 13. Nov. 1810. A Monsieur Monsieur Mozart. Italie._____Milan. 1810 R.4 HAMBOURG MIL.DIC[... (unleserlich)]