Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2009-08-20 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=149 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:23 2022
JOHANN GABRIEL SEIDL, PROLOG BEIM MUSIKFEST IN DER K. K. REITSCHULE IN WIEN ZUR ERRICHTUNG EINES GEMEINSCHAFTLICHEN DENKMALS FÜR GLUCK, HAYDN, MOZART UND BEETHOVEN IN DER KARLSKIRCHE 14. SEPTEMBER 1841
_________________Prolog ___|: Von Johann Gabriel Seidl :| Gesprochen von Herrn Heinrich Anschütz, k: k: Hofschauspieler und Regisseur des k: k: Hof=burgtheaters vor dem in der k: k: Reitschule am 14. November 1841 abgehaltenen großen _________________Musikfeste, dessen Ertrag zur Errichtung eines gemeinschaft=lichen Denkmahls für Gluck, Haydn, Mozart und Beethoven in der St: Carl's Kirche bestimt ___________________ war. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Mit stolzer Kuppel prangt ein Dom in Wien, Zwei Säulen halten Wacht vor seiner Pforte; Der Karlsdom ist es, weithin kennt man ihn, Zu seinem Ruhm bedarf es keiner Worte; Die Andacht wohnt in seinem lichten Bau, Von seiner Decke träuft des Segens Thau. In Wänden, die erhabne Einfalt schmückt, Ertönt dort vor des Hochaltares Stufen Gar oft, was, vor Begeisterung verzückt, Gluck, Haydn und Mozart und Beethoven schufen; Auf manches Grabmahl strömt der Klang herab, – Darunter auch auf eines Dichters Grab. Doch gegenüber jenem Grabesstein Collin's, des Dichters, den wir nicht vergessen, Da schließt die Wand ein leeres Feld noch ein, Als wünscht es auch ein Denkmal zu umfassen; Und sieh! Der Dank entdeckte schnell den Schatz, Der würdig prangt auf also würd'gem Platz. Vier Namen nent der Dank der Nation Vier Namen will er schreiben auf die Stelle, Von deren Kunst zur Ehre Gottes schon Gar oft es nachgehallt auf dieser Schwelle, Durch deren Kunst begeistert und verklärt Die Macht des Herrn wir im Genie verehrt. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Vier Namen sind es. – Christoph Gluck (1.) so heißt Der Erste, gar ein hoher, ernster Meister, Der mit des Klangs Gewalt empor uns reißt, Ein mächtiger Beschwörer düstrer Geister, Auch wieder einfach, lyrisch, kindlich fast, Auf Erden Bürger und im Himmel Gast. Zwar halb nur angehörig uns'rem Land Hat er in Wien gewirkt doch, und vollendet; D'rum schreibt nur seinen Namen auf die Wand, Und freut Euch deß' was Ihr für ihn gespendet, Er wird allein nicht auf dem Marmor steh'n, Den ihm der Dank der Nachwelt auserseh'n. Den sieh! schon steht ein Zweiter neben ihm! – Willkomen Joseph Haydn (2.) Du Heitrer, Klarer, Voll Frömigkeit, voll süssem Ungestüm, Bald stark, bald weich und imer doch ein Wahrer! – Wer sagt Du träfest nicht des Herzens Ton? – Dein "Gott erhalte" Mann, – erhält dich schon! Und Mozart (3.) Amade – ja gottgeliebt Das warst Du – bist Du, Einzigster von Allen! Was ein Jahrhundert nur in Tropfen gibt, Wie spielend ließest Du's in Strömen wallen: Der Lorbeer unbestrittenster ist Dein, Und gleich dem Schwane gingst Du – singend – ein! 1.) Geboren 1714 zu Weidenwangen in der Oberpfalz an der böhmischen Gränze, gestorben zu Wien am 15. Novemb: 787 2.) Geboren zu Rohrau am 31. März 1731, gestorben zu Wienam 31. Mai 1809. 3.) Geboren zu Salzburg am 27. Juni 1756, gestorben zuWien am 5. Dezember 1791. \newpage Doch sieh da noch ein Mann! – ein Meteor, Zwar aufgegangen nicht in unsern Gauen, Doch bei uns leuchtend, bis es sich verlor, – Beethoven 4.) Du, zu dem wir staunend schauen, „Der, wie's am Grabe ein geistverwandter Mann Dir sang, – wo Andre endeten, begann!” 5.) Das sind die Vier, zu deren Ruhm ein Stein Die leere Wand im Dome dort soll schmücken. – Fürwahr ein selt'ner, herrlicher Verein, Auf welchen Wien sich rühmt mit Stolz zu blicken! Sprecht selber, welcher Stein in welchem Land Zeigt solch ein Viergestirn in Einer Wand? Ihr aber, die Ihr euch versamelt habt, Und Euch geneigt so schönem Werk erweiset, Euch wird die Nachwelt lohnen, was ihr gabt, Die mit dem Künstler auch den Gönner preiset, Denn war dem Meister Gunst, wie Ihr, gewährt, Der hat, ihn ehrend, nur sich selbst geehrt! 4.) Geboren zu Bonn am 16. Dezember 1770, gestorben zu Wien am 26. März 1827 5.) Worte aus der von Grillparzer verfaßten Trau=errede, welche Herr Anschütz an Beethoven's Sar=ge vor dem Kirchhofe zu Währing hielt.