Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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IGNAZ FRANZ CASTELLI, DER ÖSTERREICHER, ZUM MOZART-FEST AM\newline 5. DEZEMBER 1841
___________________Der Oesterreicher _____________beim Mozart=Fest am 5 Dezbr 1841. Wann i hab von der ansehnlichen Gesellschaft den Verlaub So möchte i ah a bißl was sagen auf an Raub. Ich kann’s zwar nur in gemaner Sprach vortragen Aber dem, den wir feÿern wirds a nix verschlagen, Er war a nit aus Preußen oder Sachsen Er hat ah gerdt, wie der Schnabel ihm is gwachsen; I hab zwar nur schlechte Reim gemacht, Aber er hat gar Schikaneder’sche in Töne gebracht. Er hat an österreichisch Herz g’habt und a Gmiad, Und hat sogar selber g’macht ein österreichisch Lied, Grad so, wie’s reden im Oesterreichischer Landl Es haßt: Liebes Mandl wo is’ Bandl? Vielleicht grad, weil er’s wahre Oesterreich’sche nit hat ______________________________________________________________verloren Is er so a außerordentlich’s Mandl wor’n. Hernach darf ich a darum mein Wort drein geben, Weil i ihn selber noch gsehn hab beÿ sein’ Leben. Ich war mit 10 Jahren unter der Zuschauer Zahl Wie er die Zauberflöten dirigirt hat zum 1ten mal Mich haben damals die Affen freilich am meisten g’freut, Aber es hat fast lauter solche Affen geben zur selben Zeit. Damals war um die Künstler noch ka solches G’wiß Und gar wenig hab’n g’wußt, wer der Mozart ist. – Erst wie er in d’andere Welt is überganga Hat’s ihm auf der Welt besser z’gehn angfanga. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Es hat wenig ihm einbracht, sein’ Kunst und sein Streben Erst wie er g’storben is, hat er anfange z’leben. Hat oft nit a Kastrümel ghabt auf die Nacht Und heunt haben’s ihm a prächtigs Kastrum g’macht. Ja, so gehts: im Leben gehts allen Künstlern schwer Und wann’s todt sein, hab’ns nix mehr von der Ehr! Er hat die „Entführung aus dem Serail” componirt Und ihn hat ka Mensch aus der Säureÿ aussa g’führt. Dem gütigen Titus hat er an Lorbeerkranz g’wunden, Für ihn hat sich aber ka gütiger Titus g’funden. Den Tamino hat er lassen zu schön durch Feuer u Wasser _____________________________________________________________________________laufen, Und er hat wenig Feuer im Ofen g’habt, und ______________________________________________________mußt’ Wasser saufen. Den lüderlichen Don Juan hat er g’mahln im herrlichsten _____________________________________________________________________Schein Und er selber hat ka Geld g’habt, um lüderlich z’sein. Ja das größte, unerreichbarste Meisterstück von Allen Hat der Böhmaken damals mit ein mahl g’fallen! Selbst der Kaiser Joseph der zu selbigen Jahren Doch viel g’scheiter war, als wir Andern waren Hat ihm g’sagt: „daß in sein Opern z’viel Noten drin ______________________________________________________________wären”! Er aber hat g’antwort: „nit mehr als hinein g’hören” Man sieht daraus wohl, als Hofmann hat er sich nicht __________________________________________________________benomen, Darum hat er aber auch nie ein Hofdienst bekomen. Er hat mit 20 Jahren schon g’hört g’habt den Schnalzer Hat Alles componirt: Lieder – Messen – Quartetten, _____________________________________________Symphonien und Walzer. Und alles war genialisch, schön und recht Nur die Bezahlung allein war schlecht. Was ihn a Sinfonie oder a Quartett hat tragen? Der Lanner glaubet’s nit, wann man ihm’s thät sagen. Aber reden wir nix mehr von den Erdenmängeln Dort oben dirigirt er jetzt den Chor von den Engeln, Mitleidig schaut er herab der gute Wolfgangl Und denkt sich: nit wahr? jetzt gfällt euch mei Gsangl? Früher hab i nit Kupferkreuzer g’habt g’nug stäts, Und hiezt thät’s mi in Gold fassen, wann’s mi hätt’s. I kum nimer: Da heroben gibts kan Landler, Keine Rezensenten und kan Musikalienhandler. Und – überhaupt muß ich Euch sagen I könnt mich auch mit Eurer jetzigen Musik nit vertragen. \newpage _____Und recht hat er! – aber wann wir ihn auch nimer sehn Hören werden wir ihn, so lang die Erden wird stehn! Vergessen werd’n wir ihn a nit leicht Weil kaner kumen wird, der ihn erreicht. Drum laßt jetzt die Gläser uns hoch erheben; _____Obwohl er gestorben ist, muß er leben. _____________________________________________________Castelli.