Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2015-6 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=359 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:23 2022
AUGUST FRIEDRICH ERNST LANGBEIN, „ZU MOZARTS GEBURTSFEYER” 27. JANUAR 1825 Abschrift von unbekannter Hand, um 1840
Zu Mozarts Geburtsfeyer. Der Vater schrieb und sprang empor! „Endloser Lärm betäubt mein Ohr! Die Angel knarrt, das Spinnrad schnurrt, Die Elster schwatzt, der Pudel knurrt; Ein Schreyer wird nun noch geboren, Dann bin ich vollends ganz verloren.” Nach Wochen war das Knäblein da, Und schier ein Wunder jetzt geschah: Flug’s waren Hund und Vogel stum, Still drehten Thür und Rad sich um, Und ohne widerliches Tosen Ging selbst die Wiege wie auf Rosen. Ha! rief der Alte fröhlich aus, Ganz umgewandelt ist mein Haus! Hat denn mein Söhnlein Zaubermacht, Und diesen Frieden mir gebracht? Der Schalk wird aber selbst ihn stören, Er läßt gewiß sich tapfer hören! Verstand das Kind des Vaters Wort? Bescheiden grüßt es ihn sofort. Dem kleinen Mann fiel’s nicht ein, Wie andere Püppchen roh zu schrei’n. Er ließ ein zartes Stimmchen schallen, Das glich dem Sang der Nachtigallen. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Der Vater lauscht. – Da ward schnell Das Abendgrau der Kammer hell, Ein Chor von Geistern schwebt herein, Die Wieg’ umflog ihr Ringelreih’n, Und husch! wie Schmetterlinge nippen, Berührt ihr Kuß des Kindes Lippen. \newline Drauf schwand der Reih’n wie Blitzesflug Und unser Alter sagte klug: „Nun sprech ich allen Sorgen Hohn, Ein Götterliebling ist mein Sohn! Er wähle jede Kunst auf Erden, Er wird darin ein Riese werden.” Bald war die Tonkunst seinem Sinn All’ andrer Künste Königinn. Die Sprache der gesamten Welt Vor das für ihn geweihte Feld; Und, wie die Stern’ am Himelsbogen, Glänzt jede Frucht, die er gezogen. Ein Kunstwerk seiner Jugendkraft, Ein Spiegel seiner Meisterschaft, Ein Werk, das über unser Lob Mit Engelschwingen sich erhob, Soll heut’ das Fest des Meisters schmücken, Und seiner Freunde Schaar entzücken. Stolz sey der Tag, der ihn gebar, Den Mann, der ohne Gleichen war, Er schuf mit seiner Töne Macht Des Himels Licht, des Abgrunds Nacht, Und seiner Leiden Lust und Schmerzen Sie drangen selbst in ihre Herzen. Zum Unglück trat in jenen Reih’n Die Schicksalsgöttin nicht mit ein, Die streng den Lebensfaden kürzt, Und Freude tief in Trauer stürzt, Sie wollte nicht dem Kinde gnaden, Und trennte früh des Mannes Faden. Doch leuchtet ihm an’s dunkle Ziel Der Ehrenkronen Flammenspiel. Er schwang sich über Künstlerneid Und alles Nichts der Erdenzeit! Und blicket vom Gestirn der Leyer Geneigt herab auf unsre Feyer. Doch leuchtet ihm an’s dunkle Ziel Der Ehrenkronen Flammenspiel. Er schwang sich über Künstlerneid Und alles Nichts der Erdenzeit! Und blicket vom Gestirn der Leyer Geneigt herab auf unsre Feyer.