Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos California, USA
Morgenstern Anja text encoding, text editing Kelnreiter Franz technical supervisor, data modelling Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition Ulrich Leisinger Digitale Mozart-Edition https://dme.mozarteum.at
2015-5 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=2855 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:24 2022
DAVID VON MINDEN AN FRANZ VON HILLEPRANDT IN SALZRBUG ZIEGELHOF BEI KÖNIGSBERG, 26. MÄRZ 1850
N:° 214.____________________________________ad 31. Fasc. I. _____Hochgeehrter Herr! Mit wahrhafter Freude haben wir Ihr lie-bes Schreiben vom 15'tn. hier begrüßt; und es war uns doppelt werth, da es ja aus des großen Meisters Geburtsort kam, und uns manches Umständliche, was wir bisher nicht wußten, mittheilte; nur darin hat es uns Trauer bereitet: daß ein Institut so schöner Art, welches den Namen des großen Todten trägt und dem Sie auch durch eine Charge die Ehre anzugehören haben, in pecuniä-rer Hinsicht nicht den gewünschten Fort-gang hat. – Auch unser Vaterland u. speci-ell wir haben durch die beiden letzten Jahre der gewaltsamen Umwälzung be-deutende Einbußen erlitten. Der Handel mit dem Auslande, auf welchen die Preußischen Ostsee-Provinzen fast allein angewiesen sind, liegt wegen des Krieges mit Dänmark gänzlich darnieder u. der Preis des Getreides (des Haupt-Productes in dieser Gegend) ist so gesunken, wie nie zuvor. Unter solchen Umständen erdreiste ich mich eben nicht, für einen Autographen Mozart's (so wünschenswerth mir auch selbiger wäre) eine Summe zu bieten, da solche zu gering sein könnte, u. hieraus für eine oder die ande-re Seite eine Verlegenheit entstehen dürf-te. – Sie sind vielleicht so freundlich, hochgeehr-ter Herr! bei dem Vorstande des Mozar-teums meinen Wunsch zu publiciren und ____________________________________________mich INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 mich gütigst zu benachrichtigen, welches der geringste Satz zu Erlangung eines Autogra-phen wäre, dessen Etat ich als dann in Rück-sicht auf die gute Sache allerdings überschrei-ben würde. Aber ich habe jetzt noch einen anderen, ganz ergebenen Vorschlag. – Ihr werthes Schreiben vom 15tn. ist selbst für das Allgemeine u. die vielen Verehrer Mozart's, welche sich in Kö-nigsberg befinden, so interessant: dass ich die Bitte wage: selbiges der Öffentlichkeit (d. h. einer Königsberger Zeitung) übergeben zu können? – Mich drängt nicht Eitelkeit hierzu; sondern der wirklich rege Wunsch für den gesegneten Fortgang der schönen Stiftung „Mozarteum” auch hier etwas im Großen wirken zu können; ich meine durch ein Concert zum Besten dieses Institutes – oder durch Aufführung etwa des „Don Juan” im Theater – oder durch Anregung zur Mit-gliedschaft jener schönen Stiftung hier. ich weiß es zuversichtlich Anklang genug würde es finden. Das große Ganze kann mehr als der Einzelne thun. Der Tribut, welcher dem Lebenden leider! nicht wurde, wollen wir gerne dem Todten abtragen. Jeder in der Welt ist es dem Namen des ge-feierten Meisters und der Stadt Salzburg, wo er das Licht der Welt erblickt, schuldig, sein Schärflein einer Stiftung beizutragen, wel-che seinen Namen führt. Denn seine __________________________________________großen großen Tonschöpfungen sind nicht Eigenthum seines Geburtsortes, sie sind Eigenthum der Welt geworden; u. er ist es fast allein, wel-cher „deutsche” Musik in allen Welttheilen stets mit Ehren repräsentieren wird. Also diesen Tribut giebt Jeder gerne – er ist das Sühneopfer für das, was dem Lebenden nicht wurde – dem Todten – Un\-sterblichen. Theilen Sie uns, hochgeehrter Herr! über bereg-tes Institut u. andere Erinnerungen an Mo-zart gütigst noch Mehres mit. Sie finden hier die dankbarste Aufnahme dafür. Mein greiser Vater hat früher schon dem großen Meister u. jezt wiederum, durch Ihr werthes Schreiben veranlasst, manche Thräne der Er-innerung geweiht; u. es ist ihm ein ewiger Vorwurf, dass jener große Genius nicht schon bei seinem Leben die Lorbeeren errin-gen konnte, welche ihm erst der Tod bringen mußte. Sollten Sie es, hochgeehrter Herr! im Namen des „Mozarteum's” als durch mich für angemesse-ner finden in Königsberg eine „Betheiligung" hieran zu veranlassen; so will ich mit Ver-gnügen der Beförderer derselben sein. Übermorgen, Donerstag p 28' tn. feiern wir hier Vaters siebenzigjährigen Geburtstag; u. ist auch kein Autograph Mozart's hierzu eingetroffen, so ist Ihr werthes Schreiben hinlänglicher Ersatz dafür, u. wir haben schon gestern u. heute aus- ____________________________________________schließlich schließlich nur davon gesprochen. Vater möchte gerne noch durch Sie erfah-ren: ob die verstorbene Frau Sophie Haibl, die Wittwe des Componisten des „Tÿroler Wastel” war? Indem ich nochmals zugleich im Namen mei-ner Eltern und Geschwister für Ihr gütiges, ausführliches Schreiben danke, bitte ich ganz ergebenst das Weitere in obigen Angelegen-heiten nach eigenem, besten Ermessen ge-neigtest veranlassen zu wollen. Mit Freude sehen wir schon einem Berichte von Ihrer werthen Hand entgegen; u. ich fühle mich für Sie, hochgeehrter Herr! zu ganz be-sonderer Hochachtung u. Ergebenheit verpflich-tet. _____________\hfill Minden. _______\hfill Gutsbesitzer auf Ziegelhof. bei _______\hfill Könisgberg in Preussen p 26' März __________________\hfill 1850.