Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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CARL THOMAS MOZART AN ALOIS TAUX IN SALZBURG MAILAND, 8. SEPTEMBER 1853
____________________\hfill Mailand 8t Sept 853 Mein innigst Geliebter und Hochgeschätzter Freund! Eine sehr Ehrenvolle Gelegenheit, (wenngleich für mich nicht er=freulich, da sie einen mir äußerst empfindlichen Verlust zur Folge hat) bietet sich mir dar, unser wechselseitig, so lange angehaltene Stillschweigen zu unterbrechen. _____Herr Ritter von Finetti, Ue=berbringer dieser Zeilen, ein, mir äußerst gütiger, und von mir hochverehrter Gönner und Freund, verfügt sich sammt seinen liebens= würdigen beyden, noch sehr jungen, Töchtern, und deren eben so liebens=würdigen als Achtungswerthen Erzieherinn, nach Salzburg, und zwar mit dem halbbeschloßenen Vorhaben daselbst seinen stäten Aufenthalt festzusetzen, wofern er finden werde daß die Wirklichkeit den – allerdings hohen – Erwartungen entspreche, welche die von allen Seiten ein=stimmig ihm gemachten Lobes Erhe=bungen über die Annehmlichkeit des dortigen Aufenthaltes, in ihm erregt haben, und welche zu erhalten, ja so gar selbst zu vergrößern, auch ich das Meinige beigetragen habe. Daß dieses erfolgen werde, darüber scheint mir nicht zweifeln zu dürfen. Die schöne Geburtsstadt meines Vaters besitzt Vorzüge die allsogleich in die Augen fallen. Dennoch wünsche ich daß (um meinen Hochverehrten H v. Finetti und die Seinigen um so sicherer an sich zu feßeln und für sich einzunehmen,) sie in die=ser Gelegenheit eine Art coquetterie anwenden, und den Anfang des Aufenthalts dieser mir so werthen Personen – und zwar eine geraume Zeit hindurch – mit guter Witte=rung begünstigen möge, um daß dieselben, noch vor Eintritt der rauhen Jahreszeit, wenigstens die nächst gele=genen der reitzenden Umgebungen kennen lernen, und somit Salzburg lieb gewinnen, wozu ich Dich, Liebster! und Deine würdige Gattinn (der ich meine verbindlichsten Empfeh= lungen zusende) dringendst ersuche, beitragen zu wollen. _____Ein Hauptwunsch des H v. Finetti ist dieser, eine geräumigige, bequeme, der Mittags Sonne hingewendete und einer heitern Aussicht sich erfreuende Wohnung aufzufinden. Eine Wohnung wie jene in welcher Du lieber Freund dich mit meiner seligen Mutter und Tante befandest, oder auch so wie die des H v. Hilleprandt – wofern Möglichkeit wäre eine dergleichen zu erhalten, würde, wie ich glaube diesem Wunsche entsprechen. _____Während des für mich leider nur allzukurzen Aufenthaltes des H v. Finetti hier in Mailand hatte ich die Ehre, – und ich kann wahrlich sagen, das Vergnügen, seinen liebenswürdigen kleinen Töchtern, welche mit wahrlich ausgezeichnetem Talente, Lehrbegierde und ungemeine Sanftmuth des _____________________________________________________2 Karackters vereinen, einige An=weisung im ClavierSpiele zu er=theilen. Die Hofnung daß Deine, wenngleich äußerst gehäuften Beschäf=tigungen, Dir dennoch Zeit ge=statten werden die fernere Leitung dieser mir so lieben und so intereßanten Schülerinnen zu übernehmen, ist allein vermögend es mich einiger=maßen verschmerzen zu machen, von den Umständen einer Freude beraubt zu werden, welche ich allein Dir gönne; denn ein wahrer Gram würde es mir seyn diese viel versprechenden lieben Kleinen in die Hände von Leuten verfallen zu wißen die entweder nicht alle die erwünschte Fähigkeit besitzen, oder sich nicht von dem lebhaften Eifer beseelt fühlen würden welchen dieselben einzuflößen verdienen. – Und nun ein herzliches Lebewohl und Gott befohlen Dir, lieber Herzens=freund, und Deiner werthen Gemahlinn. – Wofern Leben und Gesundheit sich mir erhalten, und nicht ganz besondere unüber=windliche Umstände sich dargegen stemmen, blüht mir die frohe Aussicht dich im nächsten Jahre in meine Arme zu umfaßen, und daß um so gewißer, im Falle mein Verehrter H v. Finetti wirklich sein domizil in Salzburg bestimmen würde wie er fest entschloßen hat; doch hoffe ich daß früher noch, und aus Anlaß vielleicht meines ge=genwärtigen Schreibens, Du mich mit einigen Zeilen, und Mitthei=lungen Deiner Häuslichen und Äußerlichen Verhältniße, die mich wie meine eigenen berühren, erfreuen werdest. _____Dein Aufrichtig zärtlichst zugethaner Sage mir auch ob Dir, seit wir ____\hfill Carl Mozart. uns nicht geschrieben haben, die Vaterfreuden zu Theil geworden sind.