Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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CARL THOMAS MOZART AN ALOIS TAUX IN SALZBURG MAILAND, 21. JANUAR 1855
______________________________\hfill Mailand 211 55 Theuerer Freund! Eben stand ich im Begriffe Dir zu schreiben, als mir Dein lieber Brief vom 14t d. zukam. Unser Gütiger H v. Finetti hatte mir nehmlich kund gegeben mit welcher zarten Sorgfalt Du, und Deine werthe Gemahlin, die gänzliche Verwü=stung des Grabes meiner seligen Mutter hintangehalten habet. Ich finde keine Worte Dir meine Dankbarkeit dafür auszu=drücken, und wie sehr ich über diesen neuerlichen Beweis Deiner Liebe=vollen Anhänglichkeit für alle Angehörigen meiner Familie ge=rührt ward, als Glied derselben ich Dich, Theuerer Freund! ohne=hin schon betrachte; denn, wie ein Sohn, ließest Du dir es ange=legen seyn die letzten Tage meiner verstorbenen Mutter und Tante zu erheitern; – wie ein Leiblicher Sohn trachtest Du unermüdet den Ruhm meines Vaters bey gegenwärtiger Genera=tion zu erhalten und auf die nach=folgende fortzupflanzen; – und mit wahrhaft Brüderlicher Liebe bin auch ich Dir zugethan. Die weitershin bei dem Grabe er=forderlichen restaurationen, bitte ich Dich im nächsten Frühjahre zu verfügen, wo alsdann H v. Finetti, auf mein Ansuchen, sich Gütigst herbeilaßen wird die Auslage vorzuschießen, die ich Demselben ohne Aufschub zurückerstatten werde. – Alles Erdenkliche Achtungs=volle und Herzliche bitte ich Dich diesem unserm verehrten Freunde und deßen werthen Seinigen von mir zu sagen, und füge dazu, daß Sie über die nützlichen und daher ungemein Lobenswürdigen Reformen sowohl, wie auch über die Prunkvolle innere und äußere Ausstattung welche im hiesigen Theater ausgeführt worden sind, staunen würden. Orchester und Chöre sind in’s dreyfache ver=mehrt, und für Letztere eine eigene Lehrschule errichtet worden. – Stiegen und Logen Gänge mit dichten Teppigen belegt, die Sitze im Parterre renovirt und mit Wolle Sammet bedeckt, – die Illumination durchgehends mit Gaz und auf’s Splendidste – in der Vorhalle ein Riesiger, reich gallonirter Portier aufgestellt, --die terrasse über dem Haupt Thor in einen mit Glas bedeckten Garten umgestaltet, in welchem man ein Orchestre aufzustellen gedenkt, um daß auch in den anstoßenden Redoute Sälen getanzt werden; könne – Kurz, – eine wahre féerie – wie in Tausend und Eine Nacht sie beschreiben. Das Theater ist jeden Abend voll gepfropft, und der Luxus der toiletten der Damen – Beispiellos. Wie würden unsere modesten Salz=burgerinnen nur die Augen auf=spannen, bei diesem Anblick! \newpage _____Und nun lebe gesund und froh mit allen den Deinigen, mein geliebter Freund! – Empfehle mich dem fernern Wohlwollen Deiner schätzbaren und Liebenswürdigen Gemahlin. – Der Himmel verleihe Euch, auf die glücklichste Weise, Ersatz, für den erlittenen, schmerzlichen Verlust. – Unwandelbar Dein dich schätzender und liebender _____________________________\hfill Carl Mozart. Ist man bestimmt entschloßen im nächstkommenden Jahre eine Saecular Feyerlichkeit zu veranstalten? – Da so=wohl Geburts= wie auch Sterbetag in die rauhe Jahrszeit fallen, wird man wahr=scheinlich angemeßen finden diese Feyer in die Sommer Monate zu übertragen, in welchen Besuche von Fremden, und mittlest diesen, Verherrlichung – und auch Nutzen zu hoffen.