Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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CARL THOMAS MOZART AN ALOIS TAUX IN SALZBURG MAILAND, 4. APRIL 1856
Theuerster Freund! ____________________________beantwortet _____________________________am 264 56. Mit sehr großem Vergnügen habe ich aus Deinem lieben Briefe, vom 21t v. M:, Dein, und Deiner wür=digen Gattin Wohlbefinden ersehen, und die Vermehrung Euerer häus=lichen Freuden, mittelst eines neuenAnmuthsvollen – Zeugen, Euerer wechselseitigen Zärtlichkeit. – Möge der Himmel Deiner lieben Kleinen diese Welt, zum Freudenthal vor=bereitet haben! – Unter dem 20t des vorigen Monats schrieb ich an H v. Finetti, Gleichzeitig ein Schrei=ben an das Comité beilegend, auf welche beide Schreiben ich der Beant=wortung entgegen sehe. Ich zweifle nicht daran, daß mein Brief an seine Bestimmung gelangt sey; kann mir aber wohl denken in welchen betrübten Umständen derselbe meinen werthen, mir so gütigen Freund an=getroffen haben könne, da die letzten, vom hiesigen Herrn Wagner erhaltenen Nachrichten, mir leider mit nur zu vollkommener Sicher=heit, die Catastrophe welche ich seit so langer Zeit vorausgesehen, als unver=meidlich, und nunmehr schleunig annährend, zu erkennen geben. Wie betrübt – fast möchte ich sagen – ergrimmt – über die Härte des Schicksals ich bin, welches diese wür=dige Frau so Erbarmungslos über=fallen hat, allsogleich nachdem sie das Ziel ihrer Wünsche erreicht hatte und in Folge ihrer Verbindung mit einem so Achtungswerthen und lie=benswürdigen Manne, wie auch in Folge der so sehnlichst von ihr gewünschten Uebersiedlung in’s schöne Salzburg, sich so vollkommen glücklich fühlte – vermag ich nicht zu beschreiben. Mir scheint zweifelhaft ob H v: Finetti auch fernerhin seinen stäten Wohnsitz in Salzburg, welches die betrübenden Erinnerungen zu lebhaft und anhaltend lange Zeit in ihm wacherhalten würde, fortzusetzen gedenkt, und bezweifle es um so mehr, als es doch größern Theils aus Gefälligkeit für seine Gemahlin geschah, daß er sich zu dieser Wahl für seinen stabilen Domizil bestimmte. Sehr hatte ich mich darauf gefreut den mir so gütigen Freund Finetti mit seiner Familie wieder zu sehen – nunmehr aber – nachdem sich eine so hart zu ver=schmerzende Lücke ergeben – fürchte ich mich, so zu sagen, auf den Augen=blick in welchem dieses sich verwirk=lichen wird. – Ungestört jedoch ist und wird hoffentlich mir die Freude darauf verbleiben, Dich mein Teuerster zu umarmen, und die Bekanntschaft Deiner schätzbaren liebenswürdigen Gattin enger zu schließen. Nicht früher als Anfang August wird es mir möglich seyn mich auf die Reise zu machen, die verschiednen Verrichtungen, unter welchen auch GeldAngelegenheiten es unabweislich erheischen daß ich mich bis dahin hier gegenwärtig erhalte. – _____Mit innigster Dankbarkeit – und mit Besorgniß zugleich für Deine Ge=sundheit – bedenke und erkenne ich die ungeheuere Mühe Anstrengung welche die Vorbereitungen zu den Musikalischen Feyern Dir erforderlich machen. – und so wie ich dieses anerkenne, zweifle ich nicht daran daß es Einstimmig auch Allgemein anerkannt, und der sicherlich vollkommen günstige Erfolg Dir vor Jedem Andern zugeschrie=ben werden wird. – Daß Du diesem ungeachtet es dennoch nicht ver= schmähst den Dir gebührenden ersten Platz einem Andern – un=streitig sehr würdigen Manne – einzuräumen – ist ein neuer Beweis Deiner Edelmüthigen, Hochsin=nigen Denkungsart sowohl, wie auch Deiner seit nunmehr vielen Jahren bewährten Freundschaft für die Familie Deines Dich hochschätzenden und Brüderlich liebenden _____________________________\hfill Carl Mozart Mailand 4/4 56. Wolrabe Welböck