Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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CARL FERDINAND POHL AN FRANZ LORENZ(?) IN WIENER NEUSTADT WIEN, 22. MAI 1867
_________________________________________________________________________________1244 _____Sie haben mir, hochgeehrter Herr, mit Ihrem Schreiben eine grosse Freude bereitet. Die Arbeit die ich unternehme, thürmt sich so massenhaft auf, dass ich jede Unterstützung doppelt dankbar annehme. Wohl war mir diesmal fast Alles bekannt, da ich bereits viele hundert Stellen vorge=merkt habe, die nachzuschlagen sind, wobei denn na=türlich die Bände selbst u alle Jahrgänge mit in Arbeit genomen werden, da man so häufig auf diese Art gar Vieles findet, was an Werth das Gesuchte noch übertrifft. Dann war ich auch durch Köchel selbst au fait der Eisenstadt – Pottendorf – Neustadt Verbin=dungen. Die versprochenen Sachen hat Jahn noch nicht geschickt; ich habe ihm gestern geschrieben und dabei auch dei Cataloge von Dr Kragitscheck erwähnt. In Eisenstadt war ich noch nicht. Diese äusserst schwierige Angelegenheit habe ich nur in sehr weiten Bogen zu umkreisen gewagt. Eine gütige Vorsehung liess mich die einzigen Wege finden, mit Erfolg in der Sache vorwärts gehen zu können, um vor allen Dingen Vertrauen zu gewinnen, denn durch häufige Diebstähle und noch häufigere Plackereien ist ein solches Misstrauen an den betreffenden Orten eingerissen; dass ich selbst nach vollbrachtem Siege mich jetzt über denselben wundere. Genug, im Juni sitze ich in Eisenstadt, wo Schloss und Riegel fallen werden. Es war mir zugleich die Möglichkeit geboten, schon jetzt eine Übersicht gewinnen zu können über die dort aufgehäuften Schätze. Was Artaria an Briefen u Compositionen besitzt, habe ich ebenfalls bereits benutzt. Uber Werner besitze ich Vieles, da mich der Mann imer mehr interessirte; er wird eine Hauptfigur bilden. Schon jetzt war ich im Stande eine Anzahl Haydn'scher Compositionen mit Entstehungs- Jahr bezeichnen zu können. Sonntag lernte ich auch den 90 jährigen Schönauer in Baden kennen (er hatte mir früher schon geschrieben). Dieser Mann sang bei den ersten Aufführungen der Schöpfung und kopirte selbst die Musikalien mit 3 Gehülfen. Es war rührend zu sehen, wie der Mann in der Erinnerung des Erzählten sich ordentlich verjüngte. In Eisenstadt soll ich noch zwei Kapell-Mitglieder, Uhl und Lorenz, finden; Prinster ist †. _____Nochmals danke ich Ihnen herzlich für Ihr freundliches Entgegenkomen; ich hoffe, unsere Correspondenz wird ihre Fortsetzung finden. Sobald ich mit Eisenstadt, Rohrau, Esterhaz fertig bin, komme ich nach Neustadt und suche Sie persönlich auf und hoffe dass auch Sie, verehrter Herr, in Wien nicht an der bescheidenen Kleeblattgasse vorüber gehen. ________________________Hochachtungsvoll ________________________________________________\hfill Ihr ganz ergebenster Wien, den 22. Mai 1867._______________________________\hfill F. Pohl