______________________________________________________________\hfill Lemberg am 25t Jäner 836
______________________Geehrtester Freund!
Sie scheinen so ganz auf mich vergeßen zu haben, dß ich schon, auch
auf die Gefahr, Sie einige Augenblicke von Ihren Geschäften abzu=ziehn, dieses kleine Erinerungsschreiben an Sie absenden muß.
Seit ich das liebe Salzburg verließFranz Xaver Wolfgang Mozart hatte im September 1835 zum vierten Mal seine Mutter besucht.
Er verließ Salzburg am 18. September 1835. Siehe seinen Brief an Friedrich Schwaan vom 18. September 1835.
, weiß ich durchaus gar nichts, von
meinen dortigen Freunden. Meine gute Mutter hat mir wohl schon
ein paar mahl, aber so kurzwinzige Briefe geschrieben, die für mich
wohl den unschätzbaren Werth haben, dß sie mir ein Beweis ihres
Wohlbefindens sind, aber weiter auch nichts – durchaus nichts. Wir
sind nun bald am Ende des Jäners, aber die versprochenen Obligat
sind noch imer nicht angelangt, und da auch meine Mutter mit
keiner Sylbe, davon Erwähnung macht, so weiß ich wirklich nicht, was
ich denken soll. Da ich nun nicht wohl, mich beÿ meiner guten alten
Frau, darum erkundigen kan, und sie auch durchaus durch keine Erin=nerung kränken möchte, so geht meine ergebenste Bitte an Sie, geehrtester
Freund, sich die Mühe nehmen zu wollen, mir mit einigen Zeilen
zu sagen, wie die Sachen stehen. Die Vollmacht habe ich meinem Bruder
noch nicht zugesandt, weil ich erst den Empfang, der auf meinen Theil
komenden Obligationen abwarten wollte. Weren Sie so gütig, etwas
wegen des in Copenhagen angelegten CapitalsGeorg Nikolaus Nissen hatte in den Jahren 1810 bis 1820,
als er mit Franz Xaver Wolfgang Mozarts Mutter Constanze
in Dänemark lebte, in Kopenhagen Kapital angelegt. Constanze
Nissen lebte seit August 1824 in Salzburg.
zu veranlassen? –
_____Nun werden Ihre Museums Concerte1810 war in Salzburg aus der Vereinigung von zwei bereits bestehenden Vereinen,
der Lesegesellschaft (gegründet 1784) und der Musikalischen Gesellschaft (gegründet 1809),
die Museums-Gesellschaft hervorgegangen. Dieser erste bürgerliche Verein Salzburgs spielte in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für das kulturelle Leben der Stadt eine wichtige Rolle.
Musikpflege hatte dabei einen hohen Stellenwert. In den ersten Jahren fanden von November bis April
regelmäßig abwechselnd Musikalische Unterhaltungen mit Kammermusik oder Konzerte
mit Orchester statt. Franz von Hilleprandt, einer der Gründer des Salzburger Dommusikverein und Mozarteums
im Jahr 1841, war ab 1826 Mitglied des Vereinsvorstandes. Der Verein (ab 1849 mit dem Namen Geselligkeitsverein)
löste sich 1872 auf.
wohl wieder begonen haben!
war Ihre Bemühung auch durch den erwünschten Erfolg belohnt? Hat Ihnen
ein günstiger Stern, eine gute Sängerin zugeführt? und weil ich schon
im Fragen bin, haben Sie meine Cantate bekommen? ich schickte
sie noch im October unter ihrer Adresse ab. –
_____Ich schließe mit der Bitte, mich Ihrer liebenswürdigen Frau Gemahlin
ergebenst zu empfehlen, und im geneigten Andenken zu erhalten.
Ihr ergebenster Diener und Freund
______________________________________\hfill WA Mozart mp
Lemberg
An Seine
Hochgeboren den Herrn
Franz Edlen von Hilleprandt
d. R. Doktor, Hof und Gerichts=Advocat und
k. k. Notar
_____________zu
franco_______Salzburg
LEMBERG
25 JAN 36
SALZBURG
3. [...]