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[... (Brieftext von Constanze Nissen an Carl Thomas Mozart, an den sie den Brief weiterleitete.)]
________________________________________________\hfill Lemberg am 4t Mai 1826
_____________________Meine vielgeliebte Mutter!
Mit welcher Ungeduld ich deinen Brief vom 19t AprilBrief nicht erhalten.
erwartete
kan ich dir nicht sagen! Wie sehr bedurfte ich auch dieses Trostes,
um wenigstens über deine Gesundheit beruhiget zu seÿn. Glaube
mir, theure Mutter, daß der unersetzliche VerlustAm 24. März 1826 war in Salzburg Georg Nikolaus Nissen, der zweite Ehemann
von Constanze Mozart, gestorben. Seit 1797 kannten sie sich näher, im Jahr 1809 hatten sie geheiratet.
, den wir erlitten
für mich nicht weniger schmerzlich war, und imer bleiben wird,
als für dich. Ich fühle recht sehr, was Du an Ihm verloren, aber auch
mich feßelten die Bande der Liebe, und der Dankbarkeit an
Ihn, den er war mein einziger und treuester Freund, und überdieß
noch mein Wohlthäter, mein Erzieher, und meine Stütze. Auf Ihn konte
ich bauen, und war überzeugt, in allen möglichen Fällen, an Ihm
einen treuen Rathgeber und Helfer zu finden. Einige Tage frü=her, als ich diese Trauerpost erhielt, hatte ich das Projekt gemacht
Euch, in diesem Somer, auf einige Wochen zu besuchen, hatte mir
die Freude des Wiedersehens so schön ausgemalt! und nun kan ich
Ihn nie mehr sehen, kan Ihm nie mehr sagen, wie sehr ich ihn geliebt.
[... (Brieftext von Constanze Nissen an Carl Thomas Mozart, an den sie den Brief weiterleitete.)]
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Daß Du, wenig Freuden mehr, auf dieser Welt erwartest, begreife ich wohl,
aber eben so sehr bin ich auch von der Wahrheit überzeugt, dß es die
heiligste, und angenehmste Pflicht deiner Söhne ist, dir so viele Freuden
als in unserer Macht steht zu bereiten. Und darum liebe Mutter,
wen Du es nicht über dich gewinen kanst zu mir zu komen, | obwohl ich, die
Hand aufs Herz gelegt, dich versichern kan, dß meine Verhältniße hier
nicht von der Art sind, dß sie deine Grundsätze beleidigen könten | möchte
ich dir rathen, nicht in Salzburg zu bleiben. Salzburg hat zwar besonders itzt, mehr
anziehendes für dich, als jemahls, und ich fühle recht wohl, dß sowohl traurige
als fröhliche Rückerinerungen, uns einen Ort theuer machen könen,
aber eben dieser schmerzlichen Erinerungen wegen, sähe ich es lieber,
du wähltest eine andere Stadt, und vorzüglich Wien, zu deinem künftigen
Aufenthalte. Du hast dort so viele Freunde, u Verwandte, die Hönigschen
würden dich wirklich mit kindlicher Liebe aufnehmen, ich könte dich in jedem
Jahre besuchen, und überdieß sehe ich den Augenblick nicht so ferne, wo
ich mich für imer dort nieder zu lassen denken. Auch habe ich Hoffnung
mit der Zeit meinen Bruder, in unsere Vaterstadt übersetzt zu sehenCarl Thomas Mozart lebte seit 1800 in Italien, erst in Livorno, ab 1806 in Mailand.
Seit September 1814 war er Beamter des österreichischen Königreichs Lombardo-Venetien.
.
Ueberlege dieß alles wohl, und ich glaube mich nicht zu irren, wen ich deinen Entschluß
nach meinem Wunsche auslege.
Wen auch deine Geschäfte meine Anwesenheit nicht verlangen, so werde ich doch
deinem Wunsche zu Folge im Laufe dieses Somers, dich auf einigen Wochen besu=chen. Doch kan ich dieses nicht wohl vor halben Julÿ thun, den erstens muß
ich, um die Reise so wenig kostspielig an Zeit und Geld, als möglich zu
machen, die Einrichtung des Eilwagens abwarten, die nächstens erfolgen
soll, und zweÿtens habe ich eben itzt einen Singverein gestiftetFranz Xaver Wolfgang Mozart hatte im April 1826 in Lemberg
einen Cäcilien-Verein gegründet.
, der
darin besteht, dß wir jeden Montag Abends von 5–7 Uhr zusamen
komen, um lauter klassische Werke einzustieren. Jedes Mitglied
hat eine Einlage entrichtet, und zahlt überdieß einen monathlichen
Beytrag, und ich kan daher nicht wohl gleich anfangs Urlaub nehmen,
sondern muß das Geschäft doch wenigstens ein paar Monate geführt
haben, um die gewonenen Mitglieder nicht etwa für die Folge zu
verlieren, was für mich doppelt empfindlich wäre, da dieses Unter=nehmen nicht nur in der Folge mir ökonomische Vortheile biethet,
sondern da es auch ehrenvoll für mich ist, und mir den Weg
zu einer zu hoffenden Anstellung in Wien den Weg bahnen soll.
Ich bitte dich liebe gute Mutter, mir so bald möglich zu schreiben, und dich in
allen zu verlassen, auf deinen dir gänzlich und zärtlichst ergebenen Sohn
_________________________________________________________________\hfill Wolfgang
Meinen Handkuß an die Tante, die Oberfeninger, und h Metzger.
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[... (Brieftext von Constanze Nissen an Carl Thomas Mozart, an den sie den Brief weiterleitete.)]
A Madame
Madame Constance de Nissen
née de Weber
á
Salzbourg
LEMBERG
BA SALZBURG
13 MAI
Empfangen am
13. Maj
[... (Brieftext von Constanze Nissen an Carl Thomas Mozart, an den sie den Brief weiterleitete.)]
1826
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