Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2022-06 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=2085 B-Bc B-Bc: Conservatoire Royal de Musique Bibliothèque Koninklijk Conservatorium Bibliotheek. Brüssel (BEL: Brussel/Bruxelles) last file update: Wed May 11 14:48:28 2022
FRANZ XAVER WOLFGANG MOZART AN CONSTANZE NISSEN IN SALZBURG LEMBERG, 4. MAI 1826
___________________________________________________________________________________________________________________________14 [... (Brieftext von Constanze Nissen an Carl Thomas Mozart, an den sie den Brief weiterleitete.)] ________________________________________________\hfill Lemberg am 4t Mai 1826 _____________________Meine vielgeliebte Mutter! Mit welcher Ungeduld ich deinen
Brief vom 19t AprilBrief nicht erhalten.
erwartete kan ich dir nicht sagen! Wie sehr bedurfte ich auch dieses Trostes, um wenigstens über deine Gesundheit beruhiget zu seÿn. Glaube mir, theure Mutter, daß der unersetzliche
VerlustAm 24. März 1826 war in Salzburg Georg Nikolaus Nissen, der zweite Ehemann von Constanze Mozart, gestorben. Seit 1797 kannten sie sich näher, im Jahr 1809 hatten sie geheiratet.
, den wir erlitten für mich nicht weniger schmerzlich war, und imer bleiben wird, als für dich. Ich fühle recht sehr, was Du an Ihm verloren, aber auch mich feßelten die Bande der Liebe, und der Dankbarkeit an Ihn, den er war mein einziger und treuester Freund, und überdieß noch mein Wohlthäter, mein Erzieher, und meine Stütze. Auf Ihn konte ich bauen, und war überzeugt, in allen möglichen Fällen, an Ihm einen treuen Rathgeber und Helfer zu finden. Einige Tage frü=her, als ich diese Trauerpost erhielt, hatte ich das Projekt gemacht Euch, in diesem Somer, auf einige Wochen zu besuchen, hatte mir die Freude des Wiedersehens so schön ausgemalt! und nun kan ich Ihn nie mehr sehen, kan Ihm nie mehr sagen, wie sehr ich ihn geliebt. [... (Brieftext von Constanze Nissen an Carl Thomas Mozart, an den sie den Brief weiterleitete.)] CONSERVATOIRE DE BRUXELLES BIBLIOTÈQUE Daß Du, wenig Freuden mehr, auf dieser Welt erwartest, begreife ich wohl, aber eben so sehr bin ich auch von der Wahrheit überzeugt, es die heiligste, und angenehmste Pflicht deiner Söhne ist, dir so viele Freuden als in unserer Macht steht zu bereiten. Und darum liebe Mutter, wen Du es nicht über dich gewinen kanst zu mir zu komen, | obwohl ich, die Hand aufs Herz gelegt, dich versichern kan, dß meine Verhältniße hier nicht von der Art sind, sie deine Grundsätze beleidigen könten | möchte ich dir rathen, nicht in Salzburg zu bleiben. Salzburg hat zwar besonders itzt, mehr anziehendes für dich, als jemahls, und ich fühle recht wohl, sowohl traurige als fröhliche Rückerinerungen, uns einen Ort theuer machen könen, aber eben dieser schmerzlichen Erinerungen wegen, sähe ich es lieber, du wähltest eine andere Stadt, und vorzüglich Wien, zu deinem künftigen Aufenthalte. Du hast dort so viele Freunde, u Verwandte, die Hönigschen würden dich wirklich mit kindlicher Liebe aufnehmen, ich könte dich in jedem Jahre besuchen, und überdieß sehe ich den Augenblick nicht so ferne, wo ich mich für imer dort nieder zu lassen denken. Auch habe ich Hoffnung mit der Zeit meinen Bruder,
in unsere Vaterstadt übersetzt zu sehenCarl Thomas Mozart lebte seit 1800 in Italien, erst in Livorno, ab 1806 in Mailand. Seit September 1814 war er Beamter des österreichischen Königreichs Lombardo-Venetien.
. Ueberlege dieß alles wohl, und ich glaube mich nicht zu irren, wen ich deinen Entschluß nach meinem Wunsche auslege. Wen auch deine Geschäfte meine Anwesenheit nicht verlangen, so werde ich doch deinem Wunsche zu Folge im Laufe dieses Somers, dich auf einigen Wochen besu=chen. Doch kan ich dieses nicht wohl vor halben Julÿ thun, den erstens muß ich, um die Reise so wenig kostspielig an Zeit und Geld, als möglich zu machen, die Einrichtung des Eilwagens abwarten, die nächstens erfolgen soll, und zweÿtens habe ich eben itzt einen
Singverein gestiftetFranz Xaver Wolfgang Mozart hatte im April 1826 in Lemberg einen Cäcilien-Verein gegründet.
, der darin besteht, wir jeden Montag Abends von 5–7 Uhr zusamen komen, um lauter klassische Werke einzustieren. Jedes Mitglied hat eine Einlage entrichtet, und zahlt überdieß einen monathlichen Beytrag, und ich kan daher nicht wohl gleich anfangs Urlaub nehmen, sondern muß das Geschäft doch wenigstens ein paar Monate geführt haben, um die gewonenen Mitglieder nicht etwa für die Folge zu verlieren, was für mich doppelt empfindlich wäre, da dieses Unter=nehmen nicht nur in der Folge mir ökonomische Vortheile biethet, sondern da es auch ehrenvoll für mich ist, und mir den Weg zu einer zu hoffenden Anstellung in Wien den Weg bahnen soll. Ich bitte dich liebe gute Mutter, mir so bald möglich zu schreiben, und dich in allen zu verlassen, auf deinen dir gänzlich und zärtlichst ergebenen Sohn _________________________________________________________________\hfill Wolfgang Meinen Handkuß an die Tante, die Oberfeninger, und h Metzger. CONSERVATOIRE DE BRUXELLES BIBLIOTÈQUE [... (Brieftext von Constanze Nissen an Carl Thomas Mozart, an den sie den Brief weiterleitete.)] A Madame Madame Constance de Nissen née de Weber á Salzbourg LEMBERG BA SALZBURG 13 MAI Empfangen am 13. Maj [... (Brieftext von Constanze Nissen an Carl Thomas Mozart, an den sie den Brief weiterleitete.)] 1826 CONSERVATOIRE DE BRUXELLES BIBLIOTÈQUE