d 11ten Feberary 1807.
Erhalten
_____Theuerster Freund!
_____Weder Vergessenheit noch Nachläßigkeit sind Schuld meines Stillschweigens,
sondern die Saumseligkeit des Herrn Maus welcher mir deinen
mir so werthen Brief erst im Monathe May 1806 NB [: mußte
ich ihn selbst hohlen :] gab. Ich konnte nicht sogleich antworten weil ich deine
jetzige Adresse nicht wußte. Den TelemachLes Aventures des Télémaque (1717) von François de Salignac de La Mothe Fénelon.
habe ich keine Hoffnung
zu bekomen den Maus ist Professor in Laybach geworden,
und dahin abgereißt. Als ich den Tag vor seiner Abreise einen
guten Freund von mir mit einem Billete zu ihm sandte, und
mein Buch foderte sagte er: Er sey so eben im packen begrif-fen und könte es nicht finden; und zudem sey es nur ein unbedeuten-des Büchelchen. Mein Freund erwiederte nochmahlen es sey
der Telemach, und wen es keinen andern Werth hätte
als den, daß er von dir wäre, so hätte ich Ursache genug
ihn zu fordern. Aber alles war umsonst. Genug hievon. In
unserem Hause bist du noch imer verkant. darum weiß
niemand daß ich dir schreibe. Ich bitte dich also deine Briefe zu
adressirren an: │ Herrn Ellinger in der Grünanger-strasse Nr. 886 Hofmeister beyn Herrn v. Jeckl im
1ten Stock. │ Grüsse oftmahlen deine liebe Frau, die ich sehr gut
kene. Meine Tante ist mit Hr. Haibel [dem seine 1te Frau die
Gefälligkeit erwies zu sterben] verheurathetSophie Weber und Johann Jakob Haibel
heirateten erst am 7. Januar 1807 in Djakowar.
. Ich reise in 5–6 Mo-nathen nach DännemarkEine Reise nach Dänemark im Jahr 1807 ist nicht bekannt.
.
Die SchloßerinVielleicht die Ehefrau des Apothekers Wenzel Schlosser, der seit
1802 die Apotheke „Zum heiligen Geist“ in Wien leitete.
sagte mir zuerst von deiner Heurath, welches ich
nicht gleich glauben wollte. Unser Freund Capp gab mir zuerst nähere
Nachricht von dir, wofür ich ihm sehr verbunden bin. Was meine
Liebe zu dir betrifft, bin ich noch immer der alte, nur daß ich
mehr Festigkeit besitze. [verzeihe diese kleine Eigenliebe:] Lebe
wohl und schreibe bald deinem treuen Freund
den 6tn December
1806.
____________________________________________________\hfill Wolfgang. Mozart.
____P.S.
vermöge unseres Vertrages sag ich Du zu dir. Neukom
ist in RußlandSigismund von Neukomm hatte Franz Xaver Wolfgang Mozart in Komposition unterrichtet.
Er war 1804 als Kapellmeister des Deutschen Theaters nach St. Petersburg gegangen.
sehr zu frieden. Ich habe 1805 eine grosse
musikalische AcademieDas Konzert, Franz Xaver Wolfgang Mozarts erster öffentlicher Auftritt als Pianist und Komponist,
fand am 8. April 1805 im Theater an der Wien statt. F. X. W. Mozart spielte eigene Klaviervariationen
über das Menuett im ersten Finale aus Don Giovanni op. 2, WV VII:2,
sowie ein Klavierkonzert seines Vaters. Außerdem wurde die von F. X. W. Mozart anlässlich
des Geburtstages von Joseph Haydn komponierte Kantate für drei Solostimmen und Orchester WV I:2 aufgeführt.
mit großem Beyfall gegeben. Ich
studiere noch immer, und mache öffendlich ExamenFranz Xaver Wolfgang Mozart besuchte das Gymnasium St. Anna in Wien.
. Itzt
bin ich in der Poesie. Verzeihe meiner schlechten
Schrift allein ich eile. Ich habe Ursache auf Maus
ungehalten zu seyn. Grüsse ja recht oft deine Frau, und
sage, daß ich mich gute errinre, wie oft mein Freystunden
bey ihr herrlich zu gebracht. Lebt vielleicht etwas kleines
so küß es statt mir. deine Abreise kam mir uner-wartet.