Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2022-06 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=2254 Verbleib unbekannt (Vorlage: Abschrift ca. 1828 in A-Sm) last file update: Tue Mar 21 09:24:58 2023
FRANZ XAVER WOLFGANG MOZART AN CONSTANZE NISSEN IN SALZBURG LEMBERG, 28. DEZEMBER 1827 Abschrift von Anton Jähndl, ca. 1828
[... (Schluss der Abschrift des Briefes von Franz Xaver Wolfgang Mozart an Constanze Nissen vom 12. Oktober 1827.)] Meine liebe gute Mutter!______________\hfill Lemberg 28 Dez. 1827. In der Hoffnung, daß du meinen
Brief von 12 Oktob:Brief vom 12. Oktober 1827.
erhalten hast, melde ich dir, daß
dein SchreibenBrief nicht erhalten.
von demselben Datum mir gleichfalls zugekomen ist. Es wäre wohl meine Schuldig=keit gewesen, dir früher zu schreiben und Dir das weiter unten Folgende zu erzählen; aber mit dem besten Willen von der Welt, war es mir nicht möglich früher dazu zukomen. Ich eile nun, das Versäumte nachzuholen, und zwar um so mehr, weil ich sonst mit meinem herzlichsten Wunsche zum neuem Jahre und zu
deinem Geburtstag5. Januar 1762.
zu spät komen könnte. Der Himel erhalte dich noch lange, wohl und zufrieden, und vergönne mir das Glück, dir noch recht viele Freude zu machen. Wie sehr hätte ich gewünscht, dich an meinem Namens=tage beÿ mir zu haben, um Zeuge des Vergnügens zu seÿn, das man mir bereitete. – Mondtag, am 29sten Oktober, als am gewöhnlichen Versamlungstage
meines Cäcilien= ChoresFranz Xaver Wolfgang Mozart hatte den Lemberger Cäcilien-Verein im April 1826 gegründet.
, fand ich zu meinem nicht geringen Erstaunen beÿ meinem Eintritte den Saal schon beleuchtet, alle Mitglieder des Vereins schon versamelt, |: sonst bin ich imer der erste :| und die Gesellschaft noch durch dazu eingeladene Gäste vermehrt. Alle Herren waren schwarz, und die Damen auch festlich ge=kleidet. Ich war wirklich stum vor Staunen und Verwirrung; endlich nöthigte man mich zu sitzen, und zugleich traten aus einem Nebenzimer 6 der jüngsten und schönsten Mädchen des Vereines, gekleidet in die Farbe der Unschuld, und über=reichten mir auf einer eigends hierzu gestickten Tasse, auf der lauter musikalische Instrumente dargestellt waren, einen sehr schönen silbernen und inwendig ver=goldeten Becher nebst Untertasse mit einem Lorbeerkranze umwunden. Auf dem Becher ist die Inschrift: Der Lemberger Cäcilien=Chor seinem verehrten Stifter und Direktor W. A. M. zur freundlichen Erinerung an 31sten Oktober 1827; auf der Untertasse sind die Worte: Kurz ist das Leben, ewig bleibend die Kunst. Während der Becher über=reicht wurde, sang der Mäner=Chor das
GedichtDer Text des Chores „Blumen winden Himmels-Mächte“ von Wenzel Joseph Rolletschek war in einem Bericht über dieses Fest zu Ehren Franz Xaver Wolfgang Mozarts in der Lemberger Zeitung Mnemoysne am 3. November 1827, S. 345, abgedruckt. Mozart sandte das Zeitungsblatt in diesem Brief mit. Das Gedicht wurde in der Biographie W. A. Mozart’s von Georg Nikolaus Nissen (Leipzig 1828/29) auf S. 607–608 abgedruckt. Die Musik ist unbekannt.
 |: No. 1. :|, welches ein Vereinsmitglied, Hr. Rolletschek, Kapellmei=ster an der griechischkatholischen Domkirche in Musik gesetzt hatte. Als dieß geendiget war, und die Damen wieder an Ihren Pulten waren, wurde noch eine
zweÿte Can=tateDer Text der Kantate Worte des Dankes war anlässlich des Festes zu Ehren von Franz Xaver Wolfgang Mozart separat gedruckt worden. Mozart sandte das achtseitige Heftchen in diesem Brief mit. Der Kantatentext wurde in der Biographie W. A. Mozart’s von Georg Nikolaus Nissen (Leipzig 1828/29) auf S. 608–610 abgedruckt. Die Musik ist unbekannt.
für den ganzen Chor, von einem Vereinsmit=gliede in Musik gesetzt, mit vielen schönen und sinnreichen Anspielungen auf meinen Vater und mich etc gesungen |: |: Nro 2 :|. Nach beendigtem Gesange wurde der Becher mit Wein gefüllt, und die ganze Gesellschaft trank daraus auf mein und des Cäcilienchors Wohl und Gedeihen. Nachdem nun auch für den Gaumen gesorgt war, denn es wurden nebst Wein auch Backereÿen u. d. gl. herumgetragen, fieng das junge Volk an beÿm Clavier zu tanzen, und so endete fröhlich dieser für mich gleich ehrenvolle als freundliche Abend. Meine Freude wurde durch das reine Vergnügen erhöht, das von jedem Gesichte strahlte. Die Gesellschaft bestand aus 45 Mitgliedern, und 23 Gästen. Tags darauf wurde ich noch von allen meinen Schülerinen mit niedlichen Handarbeiten beschenkt. – – – –
Hier sind einzuschalten Nro I und II.Dieser Hinweis bezieht sich auf die beiden erwähnten Einlagen im Druckmanuskript zur Biographie W. A. Mozart’s von Georg Nikolaus Nissen (Leipzig 1828/29), die nach dem Brief abgedruckt werden sollten.
– – –
[... (Beginn der Abschrift des Briefes von Franz Xaver Wolfgang Mozart an Constanze Nissen vom 16. Januar 1828.)]