Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2022-06 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=2256 Verbleib unbekannt (Vorlage: Abschrift ca. 1828 in A-Sm) last file update: Tue Mar 21 09:24:58 2023
FRANZ XAVER WOLFGANG MOZART AN CONSTANZE NISSEN IN SALZBURG LEMBERG, 16. JANUAR 1828 Abschrift von Anton Jähndl, ca. 1828
[... (Schluss der Abschrift des Briefes von Franz Xaver Wolfgang Mozart an Constanze Nissen vom 28. Dezember 1827.)] _____Meine liebe gute Mutter!____________\hfill Lemberg 16. Jäner 1828. – – – – Unser Gouverneur, der Fürst Lobkowitz, hat sich vorigen Monath mit einer Fürstinn Schwarzen=berg, Tochter des regierenden Fürsten vermählt, und ist mit seiner jungen Gemahlinn am 4ten d. M. von Wien hier angekomen. Nun jagt ein Ball, ein Fest das andere, zum Empfang des jungen Fürstenpaars. Unter andern gab auch unser Erzbischof aus dieser Veranlassung vorigen Sonnabend eine grosse Assemblée, und da beÿ ihm nie getanzt wird, und er dem Fürsten eine besondere Ueberraschung bereiten wollte, so gab er mir den Auftrag eine Cantate zum Empfange der Fürstinn zu componiren. Mondtag am 7ten faßte der Erzbischof erst diesen Entschluss. Dienstag Mittags bekam ich die Worte und Samstag sollte die Aufführung seÿn! Da hieß es sich zusamen nehmen. Ich war auch so glücklich, bis Donerstag Abends mit meiner Arbeit fertig zu seÿn. Freÿtag wurden die Stimen ausgeschrieben, und Sambstag probirt, und Abends mit Beÿfall aufgeführt. Mit weniger Eile hätte ich es wohl besser machen können, aber ich kann mir doch selbst das Zeugniß geben, daß meine Composition mir gelungen ist, und daß sie Effekt macht. Nach dieser Cantate spielte meine Schülerin, die jüngere Fräulein Baroni das Rondo brilliant in A-dur von Humel, welchem eine von Hr. Servaczinski sehr schön gespielte Polonoise von Maÿseder folgte, und den Beschluß machte meine der Kaiserin dedizirte Cantate die allgemein ansprach. Mir machte das Gan=ze viele Freude, denn es lieferte mir neuerdings den Beweis, daß ich Talent zum Componiren habe, und daß ich etwas Ausgezeichnetes zu leisten im Stande seÿn werde, wenn ich meine ganze Zeit darauf werde ver=wenden können. Aber so muß ich mich gegenwärtig mit Lektionen plagen und abstumpfen. Nur 2 Jahre Herr meiner Zeit und mein Vater sollte sich im Grabe über mich freuen! – Ich brauche noch 4 – 5 Monathe, um mit meinen Studien fertig zu werden, und wenn ich ein=mal soweit bin, so werde ich früher einige kleinere und größere Stücke für die Kirche schreiben müssen, um mich in diesen Stÿl erst recht einzuüben. – – – – Das
Galizische Abendblatt für gebildete LeserDer vollständige Titel dieser Zeitung lautet Mnemosyne. Galizisches Abendblatt für gebildete Leser. Sie erschien von 1824 bis 1840 und war die wichtigste deutschsprachige Zeitung in Galizien.
 in Lemberg hat in Nro 35 folgendes: „Ihro Majestät unsere gelieb=te Kaiserin Carolina Augusta geruhte huldreichst die Dedikation einer Cantate „Der erste Frühlings=tag, von W. A. Mozart anzunehmen. Diese 4stimi=ge, Cantate ist bereits
in Wien unter der Pres=seDie Kantate Der erste Frühlingstag WV I:4 erschien in einer Version für Soli, Chor und Klavier erst Anfang 1829 als op. 27 als bei Tobias Haslinger.
und wird ehestens erscheinen, sie soll nach dem Urtheile der Kener ein vortrefliches Werk seÿn.“ Bis Ende Junius, hoffe ich, wird sie endlich heraus=komen. – – – – –