Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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FRANZ XAVER WOLFGANG MOZART AN JOHANN BAPTIST STREICHER IN WIEN LEMBERG, 1. OKTOBER 1831
36___61 ______________________________________________\hfill Lemberg am 1t October 1831 __________________Lieber theurer Freund! Ich kan Ihnen nicht sagen, welch große Freude Sie mir, mit Ihrem lieben
Briefe vom 17t SeptBrief nicht erhalten.
gemacht haben. Gerade um diese Zeit kamen hier die niederschlagendensten Gerüchte, von den Verheerungen in Umlauf, die die abscheuliche Cholera, in meiner guten Vaterstadt, verursachen soll, und Ihr Brief, mein lieber Freund, war der erste, der die Sache ohne Ue=bertreibung darstellte, wie sie wirklich war, und leider wohl auch noch ist. Indem ich dieses schreibe, haben Sie hoffentlich, wohl schon das ärgste überstanden, den aus der heutigen Wienerzeitung | vom 24t Sept | sehe ich mit Vergnügen, die Krankheit nicht bedeutend zunimt, und die
Zahl der Gene=senen schon zweÿ Tage auf 35 stiegFranz Xaver Wolfgang Mozart entnahm diese Information dem Bericht zur Cholera-Situation in Wien in der Wiener Zeitung vom 24. September 1831, Nr. 218, S. 1234.
. Gott gebe, meine Wünsche und Hoffnungen sich erfüllen, und Sie nicht volle vier Monate, wie es beÿ uns hier der Fall war, von dieser Seuche verfolgt werden! Sie werden mir einen großen Beweis Ihrer Freundschaft geben, wen Sie sich die Mühe nicht reuen lassen, mir, | so lange Sie nicht gänzlich von aller Gefahr befreÿt sind | öfters Nachricht von Ihnen und Ihrer lieben Familie zu geben; den wen ich gleich volles Vertrauen in Ihre Klugheit und Vorsicht setze, und vollkomen überzeugt bin, Ihr Alle, die mir so lieb und theuer seyd, gewiß keinen Fehler gegen die Verhaltungs=Regeln begehen werdet, so kan ich mich doch aller Besorgniß nicht entschlagen. – Von hier kan ich Ihnen nur erfreuliches mittheilen. Unser böser Gast scheint, uns schon förm=lich Lebewohl gesagt zu haben. Seit 14 Tagen hat sich kein neuer Krankheitsfall mehr gezeigt, alle Spitäler sind leer, und wir könen mit Wahrscheinlichkeit hoffen, keinen zweÿten Besuch zu bekomen, da der erste länger, als irgendwo gedauert hat. Auf dem Lande ist freÿlich noch nicht alles vorüber, aber doch auch schon viel schwächer, und so wird wohl das Ende dieses Jahres erfreulicher für uns seÿn, als der Anfang es war. Daß Sie wohl täglich mit falschen Nachrichten erschrekt mögen werden, kan ich mir wohl denken; ging es uns doch hier nicht um ein Haar besser, obwohl wir um ein paar mahl hunderttausend Erzähler weniger haben! Wie oft sagte man Leute tod, die man des andern Tages wohlgemuth in den Strassen gehn sah; und diese unglückseeligen Uebertreibungen und Lügen, mögen wohl Schuld an dem Tode so Manches Furchtsamen seÿn, den es ist eine ausgemachte Sache, ein durch Furcht, Kumer, oder was imer für Affekt aufgeregtes Gemüth, stets höchst nachtheilig auf den Körper wirkt, und in unserer itzigen Epoche, ihn am ehesten für die Cholera empfänglich macht. Es heißt zwar, seit gestern, der
Cordonfranz., Postenkette; Grenze, Absperrung
beÿ
KentÿKęty, Stadt im Süden des heutigen Polens; kam 1772 zu Österreich.
aufgehoben wird, aber wen dem auch so ist, bitte ich Sie denoch mein Fortep: noch beÿ sich zu behalten. Ich kan mich vor der Hand noch mit einem ausgeliehenen behelfen. Leben Sie recht wohl, lieber theurer Freund, empfehlen Sie mich bestens Ihren gütigen Eltern, Frau, Schwester, Schwager, Schram, Metzler etc etc etc und behalten Sie lieb Ihren aufrichtigen Frd ____________________________________________________________________________________\hfill Mozart mp ÖST. NATIONAL BIBLIOTHEK WIEN Lemberg________Herrn Herrn J. B. Streicher per adresse Nanette Streicher und Sohn Klaviermacher Landstraße_______in Ungergasse_____________Wien Nro 371. LEMBERG WIEN 7 OCT.
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Mozart Lemberg den 1 Oct) empf______________" 7 " )____831 beant______________29 " ) __________119