_____Hochgeehrter Herr!
Da ich auf meinen ersten BriefBrief vom 8. April 1826.
, den ich Ihnen vor
ohngefähr 6 Wochen zuschickte keine Antwort er=hielt, so muß ich befürchten, daß derselbe verlohren
gegangen sey, und sehe mich daher genöthigt, Sie nochmahls
mit diesen Zeilen zu belästigen. Die gütige Aufnahme
und die freundschaftlichen Äußerungen mit denen Sie
mich bey meiner Anwesenheit in ZürchWährend seiner großen Konzertreise durch Europa
hielt sich Franz Xaver Wolfgang Mozart
vom 3. Oktober bis zum 1. November 1820 in Zürich auf.
Sein Reisetagebuch belegt zwei Besuche bei Hans Georg Nägeli.
beehrten, la=ßen mich hoffen, daß meine Bitte bey Ihnen
nicht ohne Gewährung bleiben wird. Ich laß vor
einiger Zeit Ihre Ankündigung der 100 Chöre die
Sie für Singvereine herauszugeben willens sind, in
der ZeitungIm Intelligenz-Blatt Nr. 41 (S. 161f.) zur Ausgabe der Zeitung Morgenblatt für gebildete Stände
vom 10. Dezember 1825, publizierte Hans Georg Nägeli einen Subskriptionsaufruf für eine auf sechs Hefte
angelegte Sammelpublikation SIONA. Auswahl classischer Chorgesänge, die für Singvereine in
„kleinern und größern Städten“ geeignet sind. Das erste Heft enthielt Fugetten und Fugen von
Gottfried Heinrich Stölzel (1690–1749). Das Exemplar aus der Bibliothek von Franz Xaver Wolfgang Mozart
wird heute im Musikarchiv der Erzdiözese Salzburg aufbewahrt (Signatur: M.N. 89).
Weitere Hefte der SIONA sind offenbar nicht erschienen.
. Ich kann mich nun nicht mehr erin=nern, ob die Zeit der Praenumeration bereits
verfloßen sey, oder nicht; muß mich aber dadurch
bey Euer Hochgeborn entschuldigen, daß ich erst von einigen
Wochen, mit meinem Plane, hier einen kleinen Singverein
zu gründenFranz Xaver Wolfgang Mozart hatte im April 1826 in Lemberg einen Cäcilien-Verein gegründet.
, und mit der Erlaubniß hiezu, ins Reine kam,
folglich früher nichts unternehmen konnte. Meine Bitte
geht vorerst dahin, mir im Falle auch die Pränumerations
Zeit schon verstrichen wäre, dieses gütigst nachsehen zu
wollen, 2tens, mir von jeder Singstime in ihrem ihr zukomen=den Schlüßel 8 Exemplare abdrücken zu laßen, mit aus=nahme des Alt=Schlüßels, welchen ich ebenfals in violin
Schlüßel zu transponiren bitte, um meinen Zöglingen
das lesen zu erleichtern. Ich bitte Sie, mir gefälligst
anzuzeigen, und mir zu bestimen, ob Sie die Zahlung
in Wien bey Herrn Tendler und Mannstein, oder
bey Herrn Knobloch in Leipzig, mit welchen die hiesige
Kunsthandlung, Kuhn et Millikowsky, in Verbindung
stehet haben wollen, auf welchem Wege ich Euer
Wohlgeborn auch ersuche Ihre Sendungen baldmöglichst
einleiten zu wollen. Mich Ihrem fernerm gütigen
Andenken und Wohlwollen empfehlend
_____________________Euer Wohlgeborn
________________________________\hfill ganz ergebenster Diener
________________________________\hfill Wolfgang Amadeus Mozart
Lemberg, 21ten Maÿ 826.
Hans Georg Nägeli
Musikverleger
in
Zürich
LEMBERG